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Gewalt, Rassismus und Zivilcourage unter Kindern und Jugendlichen

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Ergebnis wird der Rechtsextremismus weiter ausgegrenzt,<br />

die Solidarität der Demokraten bestärkt<br />

<strong>und</strong> ihre Bindung an den Staat erhöht. Auf diese<br />

Weise entsteht zwar ein Legitimationsgewinn der<br />

Politik, aber nicht unbedingt eine effektive Strategie<br />

gegenüber Parteien wie der NPD.<br />

Eine weitere, schwer überschaubare Facette des<br />

Rechtsextremismus ist sein Vordringen in die<br />

Alltagswelt <strong>und</strong> die kulturelle Praxis von <strong>Jugendlichen</strong>.<br />

Entsprechende Musik, Kleidung <strong>und</strong> Verhaltensstile<br />

sind Teil der Jugendkulturen geworden.<br />

Dabei zeigen sich Globalisierungstendenzen<br />

auch in diesem Segment. Schon 1992 bezeichnete<br />

der vom Europäischen Parlament eingesetzte<br />

Untersuchungsausschuss zu <strong>Rassismus</strong> <strong>und</strong><br />

Fremdenfeindlichkeit in Europa das internationale<br />

Anwachsen der rechten Skinhead-Szene als »beunruhigendste<br />

Entwicklung der letzten fünf Jahre«;<br />

»daraus hat sich mittlerweile«, notiert der<br />

Europa-Abgeordnete Glyn Ford, »eine millionenschwere<br />

internationale Industrie entwickelt, der<br />

modernste Technik zur Verbreitung ihrer Botschaft<br />

zur Verfügung steht. CDs, Videos oder<br />

Computerspiele werden erst in einem Staat hergestellt<br />

<strong>und</strong> dann in einem anderen, häufig über das<br />

Internet, zum Verkauf angeboten. So wurde zum<br />

Beispiel das neueste Album von »No Remorse«,<br />

***<br />

epd-Dokumentation 49/2002 7<br />

einer der bekanntesten Bands, mit dem Titel<br />

»Barbecue in Rostock« in Großbritannien produziert,<br />

in Dänemark gepresst <strong>und</strong> wiederum in<br />

einem anderen Staat der Europäischen Union<br />

zum Verkauf angeboten.<br />

Es mangelt nicht an Erklärungsversuchen <strong>und</strong><br />

Gegenstrategien. Angst vor Arbeitslosigkeit, soziale<br />

Deklassierung, mangelnde Erziehung, ein zu<br />

nachsichtiger Staat - all dies wird in verschiedenen<br />

Varianten vorgebracht. Einigkeit besteht<br />

darüber, dass ein Bündel von Ursachen in Betracht<br />

zu ziehen ist, einfache Erklärungen gehen<br />

ins Leere. Dabei wird häufig übersehen, dass der<br />

Rechtsextremismus in Westdeutschland, aber<br />

mittlerweile auch in Ostdeutschland längst schon<br />

eine eigenständige politische Strömung geworden<br />

ist, mit einer gewachsenen Geschichte <strong>und</strong> Tradition.<br />

Vieles spricht dafür, dass der Rechtsextremismus<br />

in der Nachkriegsgeschichte eine zwar<br />

randständige, aber auch selbstständige <strong>und</strong> dynamische<br />

Randströmung war <strong>und</strong> ist, deren Gefahren<br />

für die Demokratie nicht überbewertet<br />

werden sollten, die aber dennoch eine ernst zu<br />

nehmende <strong>und</strong> längerfristige Bedrohung ist.<br />

Brandenburgs Aktionsbündnis bekräftigt Forderung nach NPD-Verbot<br />

Potsdam (epd). Für ein Verbot<br />

der NPD hat sich erneut der Vorstand<br />

des brandenburgischen<br />

Aktionsbündnisses gegen <strong>Gewalt</strong>,<br />

Rechtsextremismus <strong>und</strong> Fremdenfeindlichkeit<br />

ausgesprochen. Die<br />

rechtsextreme Partei teste ständig<br />

die Grenzen der Rechtsstaatlichkeit<br />

aus, sagte der Vorsitzende<br />

des Aktionsbündnisses, der Cottbuser<br />

Generalsuperintendent Rolf<br />

Wischnath, am 30. September in<br />

Potsdam bei einem Treffen der<br />

Mitglieder des Aktionsbündnisses.<br />

Zudem würden gegen die<br />

NPD verhängte Demonstrationsverbote<br />

zu häufig von den Gerichten<br />

aufgehoben.<br />

Wischnath betonte, Demonstrationsverbote<br />

seien nach geltendem<br />

Recht durchaus möglich. Deshalb<br />

müssten sich die Gerichte mit<br />

ihren Entscheidungen auch der<br />

öffentlichen Kritik stellen. Die<br />

richterliche Unabhängigkeit werde<br />

dadurch nicht gefährdet.<br />

Wischnath warnte zugleich vor<br />

einem nachlassenden Engagement<br />

gegen Rechtsextremismus.<br />

Trotz zahlreicher gravierender<br />

Überfälle werde in Brandenburg<br />

seltener über fremdenfeindliche<br />

Vorfälle berichtet als in den Jahren<br />

zuvor, kritisierte der evangelische<br />

Theologe. Überfälle auf Ausländer<br />

dürften nicht als normal<br />

wahrgenommen werden. Trotz<br />

einer sinkenden Zahl registrierter<br />

Straftaten in diesem Bereich sei<br />

Fremdenfeindlichkeit weiter stark<br />

verbreitet. Ein neuer Schwerpunkt<br />

der rechten Szene bilde sich derzeit<br />

in Lübben im Spreewald.<br />

Der stellvertretende Chefredakteur<br />

der »Lausitzer R<strong>und</strong>schau«, Johann<br />

Legner, verwies darauf,<br />

dass die Berichterstattung von<br />

Regionalmedien über fremdenfeindliche<br />

Vorfälle bei Lesern <strong>und</strong><br />

Unternehmen häufig auf Kritik<br />

stoße. Bei einer Diskussion des<br />

Aktionsbündnisses sagte Legner,<br />

durch Berichte über rassistische<br />

Vorfälle fürchteten die Städte um<br />

ihren Ruf.<br />

(epd-Basisdienst, 30.09.2002)

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