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Gewalt, Rassismus und Zivilcourage unter Kindern und Jugendlichen

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54 49/2002 epd-Dokumentation<br />

1985 entwickelte das regionale New England<br />

Büro der ADL das »A World of Difference« (Eine<br />

Welt der Vielfalt, EWdV)- Programm als Reaktion<br />

auf ethnische <strong>und</strong> religiöse Spannungen in Boston,<br />

um eine wirksame öffentliche Kampagne<br />

durchzuführen, aufzuklären, hinsichtlich der<br />

Auswirkungen von Vorurteilen, Diskriminierung<br />

<strong>und</strong> <strong>Rassismus</strong> zu sensibilisieren <strong>und</strong> Menschen<br />

zu motivieren, in Schulen <strong>und</strong> in Gemeinden<br />

dagegen aktiv zu werden. Unter Verwendung des<br />

Bostoner Modells wurden EwdV-Projekte überall<br />

im Land ins Leben gerufen. 1989 wurden die »A<br />

Campus of Difference« (eine Universität der Vielfalt)<br />

<strong>und</strong> »A Workplace of Difference« (Ein Arbeitsplatz<br />

der Vielfalt) entwickelt, um Themen<br />

der kulturellen Vielfalt <strong>und</strong> Differenz in Universitäten<br />

<strong>und</strong> Unternehmen anzusprechen. Darüber<br />

hinaus wurden Workshops für Multiplikatoren in<br />

Gemeinden <strong>und</strong> in Zusammenarbeit mit der Polizei<br />

mit dem A Community of Difference-<br />

Programms veranstaltet. 1992 wurde das A World<br />

of Difference-Institute in New York gegründet,<br />

um alle Programme zusammenzuführen <strong>und</strong> die<br />

Entwicklung neuer Programme zu ermöglichen.<br />

Was will das Programm - Die Philosophie<br />

EwdV stellt den Umgang mit Vorurteil ins Zentrum.<br />

Die Forschung sucht vor allem seit dem<br />

Ende des 2. Weltkriegs nach Theorien, um die<br />

Entwicklung von Vorurteilen zu erklären, da Vorurteile<br />

<strong>und</strong> Stereotypen wichtige Faktoren bei der<br />

Entwicklung, Aufrechterhaltung <strong>und</strong> Verstärkung<br />

von Diskriminierungen sind. Viele Vorurteile<br />

werden bereits wahrend der frühkindlichen Sozialisation<br />

erlernt. Die Entwicklung von Vorurteilen<br />

ist ein normaler Bestandteil des Lernprozesses<br />

<strong>und</strong> diese helfen uns oft, unser Weltbild leichter<br />

zu organisieren. Das Benutzen von Vorurteilen im<br />

Alltag geschieht meist unbewusst, d.h. unreflektiert<br />

<strong>und</strong> damit ohne Schuld. Erst die Reflektion<br />

macht uns zu Verantwortlichen für unser Tun<br />

<strong>und</strong> fordert <strong>unter</strong> Umständen auch eine Erklärung<br />

der Prozesse der Vorurteilsbildung <strong>und</strong> Ansatze<br />

zum Abbau <strong>und</strong> Umgang mit Vorurteilen stützen<br />

sich auf einerseits die individuelle persönliche<br />

<strong>und</strong> die institutionelle oder systemische Ebene.<br />

Das Programm zielt darauf ab, beide Ebenen<br />

anzusprechen.<br />

Im Training <strong>und</strong> auch während der Präsentationen<br />

wird zumeist das folgende Arbeitsblatt als<br />

Stütze - roter Faden - durch die Philosophie des<br />

Programms benutzt.<br />

Erläuterungen zum Arbeitsblatt:<br />

Ausgangspunkt ist der Punkt, dass alle Personen<br />

vorurteilsbehaftet sind. Als Zielsetzung wird angestrebt,<br />

sich von den verhärteten, oft ideologischen<br />

Auffassungen zu lösen, Konflikte aushalten<br />

zu können <strong>und</strong> <strong>unter</strong> Umständen zu einer Verhaltensänderung<br />

bereit zu sein. Dies kann auch<br />

mit angestrebten Veränderungen im Umfeld verb<strong>und</strong>en<br />

sein. Auf dem Weg dorthin wird jedem<br />

TN die Möglichkeit gegeben, die eigene Person<br />

gut zu beleuchten <strong>und</strong> das Selbstbewusstsein zu<br />

stärken. Im folgenden Austausch mit den PartnerInnen<br />

kann über die eigenen Vorurteile gesprochen<br />

<strong>und</strong> diese selbst kennen gelernt werden.<br />

Durch den Austausch wird die andere Perspektive<br />

kennen gelernt, es gibt die Möglichkeit, sich in<br />

den anderen TN hineinzuversetzen <strong>und</strong> die Existenz<br />

von realen Unterschieden kennen zu lernen<br />

<strong>und</strong> auszuhalten. Ebenso vermittelt dieser Austausch<br />

die gesellschaftliche Ebene, in der gesellschaftliche<br />

<strong>und</strong> systemische Komponenten auf<br />

das Individuum einwirken <strong>und</strong> Druck ausüben.<br />

Diesen Weg zu gehen bedeutet, die Verdrängung<br />

von Vorurteilen hinter sich zu lassen <strong>und</strong> sich mit<br />

ihnen jetzt auseinander zu setzen. Es kann dazu<br />

führen, dass <strong>unter</strong>schiedliche Auffassungen zugelassen<br />

werden <strong>und</strong> die einzelnen TeilnehmerInnen<br />

bei sich selbst, wenn sie dazu bereit sind,<br />

Verhaltensänderungen vornehmen können <strong>und</strong><br />

letztlich auch versuchen, auf Ihr gesellschaftliches<br />

Umfeld Einfluss zu nehmen versuchen.<br />

Wo gibt es das Programm?<br />

1992 kam das Programm nach Deutschland. Nach<br />

den Pogromen von Rostock, Solingen, Mölln <strong>und</strong><br />

Hoyerswerda waren es einige Pädagogen aus<br />

Deutschland <strong>und</strong> Vertreter der ADL, die beschlossen,<br />

das Programm in Deutschland einzuführen,<br />

um eine tolerantere <strong>und</strong> demokratischere Gesellschaft<br />

zu fördern. Als potentielle Partner wurden<br />

verschiedene Landesinstitute für Lehrerfortbildung<br />

<strong>und</strong> die Bertelsmann Stiftung gef<strong>und</strong>en, die<br />

das Programm auf ein festes F<strong>und</strong>ament stellten.<br />

Die Adaption des in den USA entwickelten Programmes<br />

für die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland<br />

wurde durch zahlreiche Workshops <strong>und</strong> deren<br />

Auswertung durch die TrainerInnen <strong>und</strong> die wissenschaftliche<br />

Betreuung des Centrums für angewandte<br />

Politikforschung (CAP) an der Universität<br />

München geleistet. Als Ergebnis wurde einerseits<br />

ein Ordner mit Arbeitsmaterialien aus dem Programm<br />

»A Classroom of Difference« ins Deutsche<br />

übertragen <strong>und</strong> ebenfalls ein Trainerhandbuch

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