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Gewalt, Rassismus und Zivilcourage unter Kindern und Jugendlichen

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diese kam aber nicht so gut an oder wurde falsch<br />

interpretiert.<br />

So entschloss ich mich, eine Ausstellung über den<br />

Holocaust anzufertigen, mit diesem Thema verbrachte<br />

ich meine ganzen Winterferien. Es waren<br />

genau 14 Tage. Doch es lohnte sich, Lehrer<br />

nutzten diese Ausstellung für den Unterricht <strong>und</strong><br />

wir waren natürlich mit uns selbst zufrieden.<br />

Zwischendurch bekamen wir den Primuspreis<br />

vom Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt<br />

(Oder) verliehen, für hervorragende Leistungen<br />

im Jahr 1999. Dann organisierten wir einen Theatertag<br />

mit den <strong>Kindern</strong> der Asylbewerber unserer<br />

Stadt <strong>und</strong> verbrachten einen ganzen Tag mit ihnen<br />

<strong>und</strong> den Schülern unserer Schule.<br />

Im Februar fuhren fünf der damaligen elf<br />

Schweißwarzen zu einem Generationstreffen im<br />

B<strong>und</strong>estag anlässlich des Gedenkens an die NS-<br />

Opfer. Da lernten wir die Sekretärin von Herrn<br />

Thierse kennen <strong>und</strong> so kam es, dass er uns am<br />

29.02.2000 besuchte, er wollte uns kennen lernen<br />

<strong>und</strong> wissen, was wir so machen für die Stadt <strong>und</strong><br />

so weiter <strong>und</strong> so fort. War für unseren Bekanntheitsgrad<br />

nicht schlecht, aber Geld gab es leider<br />

nicht, welches wir dringend benötigen, um weiter<br />

arbeiten zu können. So <strong>und</strong> dann war mal wieder<br />

Zeit für Plakat-Aktionen in unserer Schule. Mit<br />

Sprüchen wie »Kühner als das Unbekannte zu<br />

erforschen, ist das Bekannte in Frage zu stellen«.<br />

Na ja <strong>und</strong> dann kam das Größte, was wir je gemacht<br />

hatten. Wir fuhren zur EXPO zu einem<br />

Internationalen Jugendforum gegen <strong>Rassismus</strong>.<br />

Insgesamt waren wir 55 Teilnehmer, dar<strong>unter</strong><br />

29 Kanadier, 10 Deutsche, dann noch welche aus<br />

den USA, England, Nicaragua, Philippinen, Österreich,<br />

Australien <strong>und</strong> Südafrika. Wir arbeiteten<br />

sechs Tage lang an einer Empfehlung für die UN<br />

zur Bekämpfung von <strong>Rassismus</strong> <strong>und</strong> wenn wir<br />

Glück haben, können wir im nächsten Jahr nach<br />

Südafrika fliegen <strong>und</strong> die Empfehlung der UN auf<br />

dem Weltkongress präsentieren, ist natürlich<br />

dann richtig ausgearbeitet. (...)<br />

In diesem Jahr haben »die Schweißwarzen« eine<br />

Ausstellung über die Todesstrafe entwickelt. Zusammen<br />

mit <strong>Jugendlichen</strong> aus Dortm<strong>und</strong> haben<br />

sie mit Hilfe des »Unsichtbaren Theaters« in einem<br />

Projekt mit dem Titel »D-Eskalation - <strong>Gewalt</strong><br />

überwinden in Ost <strong>und</strong> West« die <strong>Gewalt</strong>bereitschaft<br />

in den alten <strong>und</strong> neuen B<strong>und</strong>esländern<br />

miteinander verglichen. Über aktuelle Aktionen<br />

der »Schweißwarzen« berichtet ihre Homepage<br />

(www.schweisswarzen.de).<br />

epd-Dokumentation 49/2002 29<br />

Schüler/innen, die sich im Rahmen des Projekts<br />

engagieren, entdecken, dass sie Einfluss haben,<br />

welche Themen in der Schule <strong>und</strong> in der Öffentlichkeit<br />

vorkommen. Ihr Selbstwertgefühl wird<br />

gestärkt. Außerdem ist davon auszugehen, dass<br />

Schüler bei ihrem Engagement gegen <strong>Rassismus</strong><br />

bei ihren Mitschüler/innen auf offenere Ohren<br />

treffen, als Lehrer/innen, die sich qua Dienstauftrag<br />

verpflichtet fühlen, etwas gegen <strong>Rassismus</strong><br />

zu tun. Das Projekt Schule Ohne <strong>Rassismus</strong> setzt<br />

darauf, dass Schüler/innen an der Schule erziehend<br />

tätig werden.<br />

In ihrer Eigenständigkeit sind »die Schweißwarzen«<br />

sicherlich außergewöhnlich, an anderen<br />

Schulen wird das Projekt stärker von Lehrer/innen<br />

begleitet <strong>und</strong> wird von Arbeitsgemeinschaften<br />

weiterentwickelt.<br />

Diskussionsveranstaltungen <strong>und</strong> Ausstellungen<br />

gehören zu den Standardangeboten, die im Rahmen<br />

von Schule Ohne <strong>Rassismus</strong> gemacht werden.<br />

Jede Schule sucht sich darüber hinaus eigene<br />

Arbeitsschwerpunkte: Gesamtschüler/innen organisieren<br />

ein Deeskalationstraining <strong>und</strong> sorgen<br />

dafür, dass an der Schule jährlich ein Folgetraining<br />

stattfindet, damit die Mitschüler/innen Gelegenheit<br />

haben, <strong>Gewalt</strong>freiheit zu erlernen; im<br />

Rahmen eines Projekts zur entwicklungspolitischen<br />

Arbeit sammelt eine Schule 35.000,00 DM<br />

für ein Projekt in Malawi. Ein sechstes Schuljahr<br />

erreicht es, dass der Supermarkt vor Ort Orangensaft<br />

aus fairem Handel ins Sortiment aufnimmt;<br />

Bei der Suche nach einem Namen für eine neu<br />

gegründete Schule favorisierte das Lehrerkollegium<br />

den Namen »Glück auf«. Die Schüler/innen<br />

wollen einen Namen, der mit Schule Ohne <strong>Rassismus</strong><br />

zu tun hat. Nach langer, produktiver Diskussion<br />

heißt die Schule heute Martin-Luther-<br />

King-Gesamtschule;<br />

Dortm<strong>und</strong>er <strong>und</strong> Schwerter Schulen überlegten<br />

im Sommer 2000, wie sie dem Spruch »Kinder<br />

statt Inder« etwas entgegensetzen konnten. Sie<br />

luden die indische Theatergruppe »Experimental<br />

Theatre Fo<strong>und</strong>ation« aus Bombay nach Dortm<strong>und</strong><br />

ein, organisierten Theaterauftritte <strong>und</strong> führten<br />

eine deutsch-indische Jugendbegegnung durch.<br />

Diese Vielfalt an Arbeitsschwerpunkten ist durchaus<br />

gewünscht, da das Projekt Schule Ohne <strong>Rassismus</strong><br />

von einem sehr weiten <strong>Rassismus</strong>begriff<br />

ausgeht: »Wer eine bestimmte Gruppe oder einen<br />

einzelnen Menschen auf Gr<strong>und</strong> vorhandener oder

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