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Interview<br />

Nun ist eine solch radikale Energiewen<strong>de</strong> noch in keinem Land<br />

<strong>de</strong>r Welt gemacht wor<strong>de</strong>n. Wir sprechen hier also von einem Experiment<br />

mit über 80 Millionen Proban<strong>de</strong>n.<br />

Nicht nur von 80 Millionen Proban<strong>de</strong>n! Ich mache mir Gedanken,<br />

dass wir darüber hinaus <strong>de</strong>n Industriestandort Deutschland als<br />

großen Proban<strong>de</strong>n haben. Mir macht es keine Sorge, wenn bei mir<br />

zu Hause mal <strong>de</strong>r Strom ausfällt und ich Samstagabend mal kein<br />

Fernsehen sehen kann.<br />

Und wenn dann <strong>de</strong>r Ruf kommt, die AKWs wie<strong>de</strong>r ans Netz zu<br />

bringen, weil die Energiewen<strong>de</strong> nicht klappt?<br />

Dann wird es schwierig. Ein Industriestandort Deutschland,<br />

<strong>de</strong>r teilweise in Dreischichtbetrieben 24 Stun<strong>de</strong>n am Tag, sieben<br />

Tage die Woche produziert, <strong>de</strong>r braucht verlässliche Energie.<br />

Nicht nur in <strong>de</strong>r Menge, son<strong>de</strong>rn auch in <strong>de</strong>r Leistung. Wenn<br />

die alternativen Energieträger, z. B. Wind, Biogas, Holzhackschnitzel,<br />

nicht in <strong>de</strong>r Lage sind, Energie ausreichend zu pro -<br />

duzieren, dann fin<strong>de</strong> ich <strong>de</strong>n Versuch ge wagt. Die Frage ist ja<br />

auch: Was will die Gesellschaft in Deutschland überhaupt? 1949<br />

war die Entscheidung klar: Es ging um Wohlstand für alle und<br />

<strong>de</strong>n Aufbau bzw. die Sicherung <strong>de</strong>s Industriestandorts Deutschland.<br />

Dieser Gesellschaftsvertrag ist teilweise überholt, ein<br />

neuer nicht in Sicht. Es wer<strong>de</strong>n isoliert Entscheidungen getroffen,<br />

die mit einem „common sense“ nichts mehr zu tun haben.<br />

Wo siehst Du die Probleme?<br />

Grundsätzlich habe ich <strong>de</strong>n Eindruck, wir bekämpfen in Deutschland<br />

immer nur die Symptome und nicht die Ursachen. Die Ur -<br />

sachen <strong>de</strong>r dramatischen Verschuldung können zum Beispiel nur<br />

durch ein besseres Wirtschaften abgebremst wer<strong>de</strong>n. Darüber hinaus<br />

müssen wir über <strong>de</strong>n Fortbestand <strong>de</strong>s fö<strong>de</strong>ralen Systems diskutieren.<br />

Die Gesellschaft muss sich einig sein, wofür das vorhan<strong>de</strong>ne<br />

Geld ausgegeben wird. Wir müssen uns <strong>de</strong>n Themen<br />

Bildung, Pflege, Gesundheit, Verschuldung <strong>de</strong>r kommunalen<br />

Haushalte stellen. Wer zahlt dafür und wie viel? Wir re<strong>de</strong>n also<br />

10 5/2012 ACADEMIA<br />

auch über staatliche Umverteilung. Für mich steht fest: Wir können<br />

nicht alles haben, also müssen Prioritäten gesetzt wer<strong>de</strong>n. Der<br />

Unternehmer wür<strong>de</strong> sagen: Wir brauchen eine Strategie.<br />

Wie könnte <strong>de</strong>nn ein neuer Generationenvertrag aussehen?<br />

Ich habe die Antwort nicht. Wir müssen neue Wege gehen. Ich<br />

glaube, es ist die Aufgabe meiner Generation, dass wir uns<br />

mit <strong>de</strong>n unterschiedlichen Interessengruppen zusammen setzen –<br />

Unternehmen, Politik, Gewerkschaft, Kirchen und weiteren Stakehol<strong>de</strong>rn.<br />

Dazu müssen wir beantworten, welches Demokratie -<br />

verständnis wir haben. Wollen wir ein Wahlrecht mit 16 Jahren?<br />

Wollen wir Volksabstimmungen wie in <strong>de</strong>r Schweiz? Letzteres<br />

be<strong>de</strong>utet ja, dass je<strong>de</strong>r Abstimmungsbe rechtigte Vorhaben in ihrer<br />

ganzen Tiefe verstehen können muss. Das heißt aber auch, dass<br />

wir dafür ein an<strong>de</strong>res Bildungsniveau benötigen.<br />

Was muss sich Deiner Meinung nach än<strong>de</strong>rn?<br />

Wir müssen uns unter an<strong>de</strong>rem überlegen, ob unser Wahlsystem<br />

noch zeitgemäß ist und auch ob die Parteien, die ja Regierungsverantwortung<br />

übernehmen, dies noch ausreichend tun. Sicher, die<br />

kurzfristigen Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Mediengesellschaft haben das<br />

Regieren verän<strong>de</strong>rt. Aber ist das hilfreich? Wenn eine Regierung<br />

vielleicht maximal zwei Jahre Zeit hat, Reformen o<strong>de</strong>r harte Ein-<br />

Foto: picture alliance/Marco Cristofori/Robert Harding<br />

schnitte umzusetzen und ab <strong>de</strong>m zweiten Regierungsjahr schon<br />

die Wie<strong>de</strong>rwahl in weiteren zwei Jahren sicherzustellen versucht,<br />

dann stimmt etwas nicht. Die Politik agiert mittlerweile nur noch<br />

kurzfristig, und das kann nicht nachhaltig sein – es fehlen Visionen.<br />

Welche Rolle hat für Dich rückblickend die Mitgliedschaft in<br />

<strong>de</strong>r KDStV Aenania in München?<br />

Mein Eintritt in die Aenania war für mich eine logische Konsequenz,<br />

die aus meiner Erziehung und meiner Bildung herrührt.<br />

Für mich war es daher klar, dass ich mich sozial und politisch engagieren<br />

wollte. Außer<strong>de</strong>m bietet die Mitgliedschaft in einer Stu<strong>de</strong>ntenverbindung<br />

neben vielen an<strong>de</strong>ren Dingen auch Einblick<br />

darin, wie eine Gesellschaft funktioniert. Farbe zu bekennen, war

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