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Beispiel Spen<strong>de</strong>n: Wie „<strong>Facebook</strong>“ die Wirklichkeit verän<strong>de</strong>rt<br />
Das Spen<strong>de</strong>nsammeln mit Hilfe digitaler Medien revolutioniert<br />
<strong>de</strong>n Spen<strong>de</strong>nmarkt. Verstärkt wird <strong>de</strong>r Trend durch die Durchdringung<br />
nachwachsen<strong>de</strong>r gesellschaftlicher Milieus durch soziale<br />
Netzwerke wie „<strong>Facebook</strong>“. Denn seit<strong>de</strong>m „<strong>Facebook</strong>“<br />
in vieler Mun<strong>de</strong> ist, wird auch dort kräftig um i<strong>de</strong>elle und<br />
finanzielle Unterstützung geworben.<br />
„Überweisungsträger für eine Spen<strong>de</strong> ausfüllen? Hab ich noch<br />
nie gemacht! Seit<strong>de</strong>m ich <strong>de</strong>nken kann, spen<strong>de</strong> ich online.“ Das<br />
sagte unlängst ein engagierter berufstätiger Mann in seinen<br />
besten Lebensjahren. Kleinstbeträge o<strong>de</strong>r größere Spen<strong>de</strong>n:<br />
Kreditkartendaten o<strong>de</strong>r Kontodaten ins Formular auf <strong>de</strong>r<br />
Website <strong>de</strong>r Hilfsorganisation eintragen, Zahlung bestätigen<br />
– fertig. Bis heute ist das Spen<strong>de</strong>nverhalten sehr ge ne -<br />
rationentypisch geprägt: „Die Elterngeneration liebt es klassisch:<br />
Überweisungsträger ausfüllen und ab zur Bank in <strong>de</strong>n<br />
Briefkasten.“<br />
Eine Online-Spen<strong>de</strong> ist Spen<strong>de</strong>n über digitale Angebote von<br />
gemeinnützi gen Organisationen. Dies ist über <strong>de</strong>ren Website<br />
möglich o<strong>de</strong>r mit Hilfe eines Weblinks in einem E-Mail-Newsletter,<br />
<strong>de</strong>r auf die Website führt. Fünf bis zehn Prozent <strong>de</strong>r<br />
Spen<strong>de</strong>n lan<strong>de</strong>n auf diesem Weg bereits auf <strong>de</strong>n Spen<strong>de</strong>nkonten.<br />
Neue Möglichkeiten erschließt das Spen<strong>de</strong>nsammeln über<br />
Angebote im Bereich <strong>de</strong>r Social Media. Was aber macht<br />
„<strong>Facebook</strong>“ so beson<strong>de</strong>rs? Es bietet je<strong>de</strong>m die Möglichkeit,<br />
sich zu präsentieren, von seinem Leben, Wünschen und Träumen<br />
<strong>de</strong>r ganzen Welt zu berichten. Unternehmen und Organisationen<br />
können über spezielle Seiten, „Fanpages“, eine direkte<br />
Live-Kommunikation zur Öffentlichkeit und somit zu<br />
potentiellen Spen<strong>de</strong>rn aufbauen. Statt <strong>de</strong>s Monologs <strong>de</strong>s<br />
elektronischen Newsletters o<strong>de</strong>r bestenfalls <strong>de</strong>s Dialoges per<br />
E-Mail, wie er zunächst üblich war, tritt mit Hilfe <strong>de</strong>r sozialen<br />
Medien bzw. Netzwerke die Kommunikation von vielen mit<br />
vielen in <strong>de</strong>n Mittelpunkt.<br />
Wettbewerb auf <strong>de</strong>m Fundraisingmarkt<br />
zwingt zum Um<strong>de</strong>nken<br />
Gemeinnützige Organisationen befin<strong>de</strong>n sich ebenso wie nach<br />
Gewinn streben<strong>de</strong> Unternehmen im Wettbewerb zueinan<strong>de</strong>r.<br />
Die jährliche Spen<strong>de</strong>nsumme stagniert in Deutschland auf<br />
hohem Niveau. Für 2011 weist die Statistik, die „Bilanz <strong>de</strong>s<br />
Helfens“, ein Volumen von 4,262 Milliar<strong>de</strong>n Euro aus. Der<br />
<strong>de</strong>utsche Fundraisingmarkt ist zu<strong>de</strong>m von einem Polypol<br />
großer, teils international tätiger Organisationen geprägt,<br />
wie beispielsweise Unicef, Rotes Kreuz, Greenpeace, WWF,<br />
Ärzte ohne Grenzen, Care, Oxfam, Worldvision o<strong>de</strong>r SOS-Kin<strong>de</strong>rdörfer.<br />
Die Anzahl <strong>de</strong>r Spen<strong>de</strong>r geht zurück, auch wenn sie<br />
häufiger spen<strong>de</strong>n. Der Wettbewerb um die Gunst <strong>de</strong>r Spen<strong>de</strong>r<br />
wird sich weiter verschärfen. Die Frage ist also nicht wann,<br />
son<strong>de</strong>rn wie man neue Spen<strong>de</strong>r gewinnt und bestehen<strong>de</strong><br />
Spen<strong>de</strong>r bin<strong>de</strong>n kann. Social Media wie „<strong>Facebook</strong>“ sind dabei<br />
keine Wun<strong>de</strong>rwaffen, können aber sehr hilfreich sein.<br />
Online-Fundraising, Spen<strong>de</strong>nsammeln übers Internet, senkt<br />
Werbungs- und Marketingkosten, da Druck und Versand größtenteils<br />
eingespart wer<strong>de</strong>n.<br />
Online ist die Zukunft <strong>de</strong>s Fundraisings<br />
Das Internet mit seinen Möglichkeiten, aber auch die Smartphones,<br />
Mobiltelefone mit eingebauten Minicomputern, wer<strong>de</strong>n<br />
die Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Kommunikation, <strong>de</strong>n Einkauf<br />
von Waren und Dienstleistungen, in Zukunft bestimmen.<br />
Glaubt man <strong>de</strong>n Auguren, so kann man bald auch auf <strong>de</strong>n<br />
Fanpages bei „<strong>Facebook</strong>“ digital einkaufen. Über die Website<br />
einer Organisation zu spen<strong>de</strong>n ist letztendlich nichts an<strong>de</strong>res<br />
als im Internet einkaufen zu gehen. Man bekommt einen immateriellen<br />
Gegenwert: Gutes getan zu haben. Das die Zukunft<br />
<strong>de</strong>s Fundraisings im online-Bereich liegt, <strong>de</strong>ssen waren<br />
sich die Branchenprofis auf <strong>de</strong>m Fundraising-Kongress 2012<br />
in Berlin sicher. Jedoch statt „nur“ o<strong>de</strong>r „ausschließlich“<br />
braucht es „und“ sowie „auch“: Die klassische, analoge Form<br />
<strong>de</strong>r Spen<strong>de</strong> wird genauso wenig verdrängt wer<strong>de</strong>n wie gedruckte<br />
Zeitungen durch das Internet.<br />
Der Spen<strong>de</strong>r bestimmt die Art <strong>de</strong>r Kommunikation<br />
Der Spen<strong>de</strong>r kann die Art und Weise <strong>de</strong>r Kommunikation<br />
wählen, mit <strong>de</strong>r er mit einer gemeinnützigen Organisation in<br />
Kontakt treten möchte. Dadurch wird <strong>de</strong>r Kontakt intensiver<br />
und spart Geld zum Nutzen <strong>de</strong>r operativen Tätigkeit, <strong>de</strong>s Kerngeschäftes<br />
<strong>de</strong>r Organisation. „<strong>Facebook</strong>“ etwa bietet neue<br />
Kommunikationsformen: Spen<strong>de</strong>r können über die dortige<br />
„Fanpage“ miteinan<strong>de</strong>r in Kontakt treten o<strong>de</strong>r die Orga -<br />
nisation durch interaktive Informationen wie Kurzfilme,<br />
Podcasts (kurze Radiobeiträge) sowie Fotos kennenlernen.<br />
Die Organisation kann die Netzwerke nutzen, um das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
<strong>de</strong>r Spen<strong>de</strong>r zu stärken und per<br />
Interaktion die Spen<strong>de</strong>n zu erhöhen. Die durchschnittliche Online-Spen<strong>de</strong><br />
liegt mit 86 Euro drei mal höher als die klassische<br />
analoge Spen<strong>de</strong>. Wird eine Online-Spen<strong>de</strong> über die organisationseigene<br />
Website abgewickelt, ist sie zu<strong>de</strong>m um gut 330<br />
Prozent höher als auf einem Spen<strong>de</strong>nportal wie beispielsweise<br />
www.betterplace.<strong>de</strong>.<br />
Dass eine erste Spen<strong>de</strong> online getätigt wur<strong>de</strong>, heißt nicht,<br />
dass <strong>de</strong>r Spen<strong>de</strong>r keinen Wert auf persönlichen Kontakt legt<br />
und die klassischen Fundraising-Wahrheiten damit außer Kraft<br />
gesetzt wür<strong>de</strong>n. Organisationen sollten jetzt investieren und<br />
ihren Online- und Social-Media- Bereich auf- und o<strong>de</strong>r ausbauen.<br />
Heute kann Online-Fundraising mit <strong>de</strong>r richti gen Strategie<br />
profitabel sein, in fünf bis zehn Jahren wird es fester Be stand -<br />
teil je<strong>de</strong>r Organisation sein. Stephan Ley (Alm)<br />
www.agentur-ley.<strong>de</strong><br />
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ACADEMIA 5/2012 77