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<strong>de</strong>s Konzils<br />

auseinan<strong>de</strong>rsetzen<br />

ungeschriebene Geschichte“<br />

nur kursorisch streift, hauptsächlich in<br />

Hinblick auf die Formierung <strong>de</strong>r späteren<br />

Konzilslager. Sodann folgen chronologisch<br />

<strong>de</strong>taillierter die Beschreibung <strong>de</strong>r<br />

vier Sitzungsperio<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Konzils (1962-<br />

1965) bis hin zum feierlichen Abschluss<br />

<strong>de</strong>s Konzils (8. Dezember 1965). Der<br />

Blick fällt im Konzilsverlauf nicht nur auf<br />

die „offizielle Bühne“ <strong>de</strong>r Konzilsaula,<br />

son<strong>de</strong>rn auch auf wichtige Vorgänge hinter<br />

<strong>de</strong>n Kulissen <strong>de</strong>s Konzils. Auch diesbezüglich<br />

kommt <strong>de</strong> Mattei zu einer ein<strong>de</strong>utigen<br />

Schlussfolgerung: Die „progressistische“<br />

Richtung <strong>de</strong>r Konzilsteilnehmer<br />

(Bischöfe und Theologen vornehmlich aus<br />

Deutschland, Belgien, Holland und Frankreich),<br />

die aus einem revolutionäreren und<br />

einem gemäßigteren Flügel bestand, sei<br />

bei Konzilsbeginn nur eine Min<strong>de</strong>rheit gewesen.<br />

Es gelang ihr aber bald, nicht zuletzt<br />

durch professionelle Manöver und<br />

gute Vernetzung, aber auch durch die weitgehen<strong>de</strong><br />

Dominanz <strong>de</strong>r an Be<strong>de</strong>utung immensen<br />

medialen Außenwirkung, die Erstellung<br />

<strong>de</strong>r Konzilsdokumente, mehr<br />

noch die euphorische Gesamtatmosphäre<br />

und die Richtung <strong>de</strong>s Konzils schon ab <strong>de</strong>r<br />

ersten Sitzungsperio<strong>de</strong>, in ihrem<br />

Sinn zu beeinflussen.<br />

Die ebenfalls nur eine Min<strong>de</strong>rheit<br />

bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Richtung <strong>de</strong>r<br />

„kurialen“ o<strong>de</strong>r „antimo<strong>de</strong>rnistischen“<br />

Konzilsväter hatte<br />

diese Macht zunächst in falschem Sicherheitsgefühl<br />

verkannt und sich zu spät wirksam<br />

organisiert, ohne jedoch an <strong>de</strong>n Einfluss<br />

<strong>de</strong>r Gegenrichtung heranzukommen.<br />

Gera<strong>de</strong> für diese kuriale Partei wirkte sich<br />

aber auch lähmend aus, dass sich <strong>de</strong>r Konzilspapst<br />

Paul VI., <strong>de</strong>r schon zu Beginn<br />

seines Pontifikates die Leitungsstruktur<br />

<strong>de</strong>s Konzils mit <strong>de</strong>utlicher Gewichtung<br />

zugunsten <strong>de</strong>s progressistischen Lagers<br />

verän<strong>de</strong>rte (Gremium <strong>de</strong>r Konzilsmo<strong>de</strong>ratoren),<br />

in vielen Themenbereichen eher<br />

einer gemäßigt progressistischen Linie<br />

zugehörig fühlte.<br />

Nur vereinzelt also und erst in <strong>de</strong>n letzten<br />

bei<strong>de</strong>n Sitzungsperio<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Konzils<br />

(1964-1965), als endlich eine eigene Organisation<br />

aufgebaut war, konnte diese<br />

Richtung Einfluss auf die konziliaren Abstimmungen<br />

gewinnen, so aber vielleicht<br />

auch – um einen wichtigen Punkt herauszugreifen<br />

– einen formellen Bruch in <strong>de</strong>r<br />

konziliaren Lehrvorlage zur Kirchenverfassung<br />

verhin<strong>de</strong>rn, wo die Wahrung <strong>de</strong>r<br />

primatialen Rechte <strong>de</strong>s Papstes in <strong>de</strong>r Kirchenleitung<br />

gegenüber einem „episkopa-<br />

Kirche<br />

listischen“ Verständnis von bischöflicher<br />

Kollegialität im dritten Kapitel von LG gelang.<br />

Nicht einseitig von <strong>de</strong>n „Siegern“ her will<br />

<strong>de</strong> Mattei also das Konzil <strong>de</strong>uten, im<br />

Gegenteil. Dementsprechend wer<strong>de</strong>n<br />

Quellen berücksichtigt – auch darin besteht<br />

eine gewisse neue Sicht dieser Kon-<br />

Parteikämpfe,<br />

Intrigen und Manöver<br />

zilsgeschichte –, die bisher entwe<strong>de</strong>r unbekannt<br />

o<strong>de</strong>r noch unveröffentlicht waren<br />

(etwa private Tagebücher von Konzilsteilnehmern)<br />

o<strong>de</strong>r doch meist in einer platten<br />

Konzilsgeschichte <strong>de</strong>r „Sieger“ einfach<br />

übergangen wor<strong>de</strong>n sind (eine Ausnahme<br />

bil<strong>de</strong>t die bekannte „Konzilsgeschichte“<br />

<strong>de</strong>s als Konzilsjournalisten tätigen P. R.<br />

Wiltgen, The Rhine flows into the Tiber:<br />

The unknown Council. New York, 1967,<br />

die schon viele Fakten und Deutungsversuche<br />

von <strong>de</strong> Mattei vorweggenommen hat).<br />

Allerdings fällt auf, dass mit Vorliebe jene<br />

Konzilsteilnehmer o<strong>de</strong>r Stellungnahmen<br />

außerhalb <strong>de</strong>r Konzilsaula ausführlich zu<br />

Wort kommen, die zum „antimo<strong>de</strong>rnistischen“<br />

Lager zu rechnen sind. Diese Wahl<br />

mag von <strong>de</strong>r obgenannten persönlichen<br />

Sichtweise her nachvollziehbar sein, ist aber<br />

sicher einseitig. In diese Linie fällt auch die<br />

von <strong>de</strong> Mattei mehrfach vorgetragene Ana -<br />

logie zwischen <strong>de</strong>m Konzil und Vorgängen<br />

<strong>de</strong>r französischen Revolution (vgl. u. a.<br />

S. 136, 153, 364, 369, 487), die, wenn<br />

überhaupt, nur als äußerst schwache Analogie<br />

gelten kann. (Fortsetzung nächste Seite)<br />

ACADEMIA 5/2012 57

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