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Glaube nicht untergeht“<br />
sere seelsorgerischen und wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen weiterführen können.<br />
Ich bekomme zwar kein persönliches<br />
Gehalt, aber ich bin gut abgesichert, weil<br />
<strong>de</strong>r Or<strong>de</strong>n mich bis zu meinem Lebensen<strong>de</strong><br />
ernähren kann. Wenn man mir mit 75<br />
gesagt hätte „Du kannst jetzt aufhören und<br />
gehst spazieren!“, dann hätte ich geantwortet,<br />
das sei langweilig, ich will eine<br />
sinnvolle Arbeit haben.<br />
Sie sagen ja gelegentlich, Ihre Seele irre<br />
noch durch die Straßen von Rom …<br />
Ja, das ist richtig. Aber es ist mehr die Nostalgie.<br />
Ich möchte noch etwas tun für die<br />
Kirche, <strong>de</strong>n lieben Gott, das Reich Gottes,<br />
für die Menschen, für <strong>de</strong>n Glauben und dafür,<br />
dass <strong>de</strong>r Glaube nicht untergeht.<br />
Foto: Max Michel (Th)<br />
Sie haben in <strong>de</strong>m einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Gespräch<br />
ganz offen gesagt, um welchen Betrag<br />
es geht, <strong>de</strong>n Sie fundraisen müssen …<br />
… etwa eine Million Euro im Jahr.<br />
Wenn man das pauschalisiert, kann man<br />
sagen, das ist <strong>de</strong>r Gewinn eines größeren<br />
mittelständischen Unternehmens. Solch<br />
ein Unternehmer <strong>de</strong>nkt ja meist darüber<br />
nach, was wird, wenn die eigenen Kräfte<br />
nachlassen. Denken Sie manchmal darüber<br />
nach, ob möglicherweise <strong>de</strong>r Nachfolger<br />
fehlt?<br />
Ich frage mich, welcher an<strong>de</strong>re Jesuit meine<br />
Arbeit übernehmen kann, wenn ich in<br />
ein paar Jahren nicht mehr kann, ob dies<br />
vielleicht ein Laie machen kann, <strong>de</strong>r natürlich<br />
dann gut bezahlt wer<strong>de</strong>n muss und<br />
wesentlich mehr braucht als ich brauche.<br />
Aber die größere Sorge ist die, dass die<br />
Zahl <strong>de</strong>r engagierten katholischen Christen<br />
in Deutschland so rapi<strong>de</strong> zurückgeht,<br />
dass ich mich frage, ob wir in Zukunft<br />
Freun<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n können, die uns finanziell<br />
unterstützen so wie es jetzt <strong>de</strong>r Fall ist.<br />
Es gibt Or<strong>de</strong>nsgemeinschaften wie die<br />
Benediktiner von Münsterschwarzach,<br />
die <strong>de</strong>cken ihren finanziellen Bedarf mit<br />
20 eigenen Betrieben, mit 300 Angestellten,<br />
mit Unternehmensbeteiligungen, mit<br />
Spekulationen an <strong>de</strong>r Börse und mit <strong>de</strong>n<br />
vielen Büchern von Pater Anselm Grün<br />
OSB. Wäre diese „kapitalistische“ Wirtschaftsweise<br />
für Ihren Or<strong>de</strong>n eine <strong>de</strong>nkbare<br />
Alternative?<br />
Das ist nicht „kapitalistisch“, son<strong>de</strong>rn das<br />
ist unternehmerisch, und wir haben dafür<br />
nicht die Voraussetzungen <strong>de</strong>r Münsterschwarzacher.<br />
Aber wir haben auch Einnahmen<br />
durch Häuser, die wir geerbt haben<br />
und die vermietet sind – in diesem Sinne<br />
haben wir auch unternehmerisches Tun.<br />
Es ist ja so, dass bei Ihrer Arbeit, wie immer<br />
in kirchlicher und sozialer Arbeit,<br />
das Scherflein <strong>de</strong>r Witwe ganz hoch ein-<br />
Kirche<br />
zuschätzen ist. Sie betonen aber auch immer,<br />
dass Sie auf Großspen<strong>de</strong>n von<br />
Unternehmen o<strong>de</strong>r auch Spen<strong>de</strong>n in<br />
Form von Nachlässen angewiesen sind.<br />
Wie fä<strong>de</strong>lt man eine solche Spen<strong>de</strong> ein?<br />
Ich habe die Aufgabe vor zweieinhalb Jahren<br />
übernommen und noch keine großen<br />
Spen<strong>de</strong>n von Unternehmen eingeworben,<br />
vor allem weil wir keine Projekte haben.<br />
Große Unternehmen geben vielleicht einmal<br />
100.000 Euro, wenn man ihnen ein<br />
Projekt präsentiert. Wir brauchen aber die<br />
Deckung laufen<strong>de</strong>r Kosten für unsere bei<strong>de</strong>n<br />
Hochschulen und einiges an<strong>de</strong>re, und<br />
Deckung laufen<strong>de</strong>r Kosten ist etwas sehr<br />
Unangenehmes. Wir haben aber verschie<strong>de</strong>ne<br />
Schienen, wir informieren Leute über<br />
die Notwendigkeit, ein Testament zu machen,<br />
ohne dabei um Erbschaften zu betteln.<br />
Dann gehen wir auf Richter und<br />
Staatsanwälte zu, um Bußgel<strong>de</strong>r zu bekommen.<br />
Das wichtigste ist die Pflege <strong>de</strong>r<br />
Freundschaften zu <strong>de</strong>n paar 1000 Leuten,<br />
die uns dann und wann eine Summe überweisen.<br />
Aber die Freundschaft wird nicht<br />
missbraucht, um Geld zu bekommen.<br />
Wir hatten schon davon gesprochen, dass<br />
Ihr Fundraising etwa eine Million Euro<br />
erbringen sollte. Wie hoch ist <strong>de</strong>r Prozentanteil<br />
bei dieser Summe, mit <strong>de</strong>m Sie<br />
je<strong>de</strong>s Jahr fix rechnen können?<br />
Wir haben im letzten Jahr 700.000 Euro<br />
bekommen und noch einen Son<strong>de</strong>rfall,<br />
nämlich ein Bußgeld über 100.000 Euro.<br />
Also wir sind nicht auf die Million gekommen,<br />
die Million ist sozusagen die Zielsetzung,<br />
wenn es drunter liegt, bricht nicht<br />
gleich alles zusammen. Ich bin nicht <strong>de</strong>r<br />
Ökonom <strong>de</strong>r Or<strong>de</strong>nsprovinz. Wie das Geld<br />
verwaltet und ausgegeben wird, das geht<br />
auch nicht über meinen Schreibtisch.<br />
eberhard.gemmingen@jesuiten.org,<br />
office@matthias-lermann.<strong>de</strong><br />
KONTAKT<br />
ACADEMIA 5/2012 55