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Das ewige Experimentierfeld<br />
schon mal „9A-Lehrer“ genannt. Die dreizehnteilige<br />
Bildungsdoku wur<strong>de</strong> übrigens<br />
ein Quotenhit.<br />
Da ist er, <strong>de</strong>r verblüffen<strong>de</strong> Ausweg aus<br />
hohlem Bildungsgere<strong>de</strong> und unsinnigen<br />
Bildungsreformen! Gute Lehrer können<br />
anscheinend schier Unmögliches bewirken:<br />
Sie können negative Entwicklungen<br />
nicht nur stoppen, son<strong>de</strong>rn in ungeahntem<br />
Ausmaß wen<strong>de</strong>n. Ihre Metho<strong>de</strong> klingt einleuchtend,<br />
hat es aber in sich: Man trete<br />
<strong>de</strong>n Schülern mit viel Respekt und Verständnis<br />
entgegen, glaube an ihre Entwicklungsfähigkeit,<br />
gönne ihnen anspruchsvollen<br />
Unterricht und bereite sie<br />
tatkräftig auf die Abschlussprüfungen vor.<br />
Anscheinend kommt es auf die Menschen<br />
an, nicht auf die Strukturen!<br />
Erstaunlich allerdings, dass das Experiment<br />
von Malmö in <strong>de</strong>r hiesigen Bildungsdiskussion<br />
kaum aufgegriffen wur<strong>de</strong> – Reformpädagogen<br />
jedwe<strong>de</strong>r Couleur<br />
verweisen ansonsten nur allzu gerne gen<br />
Nor<strong>de</strong>n! Lei<strong>de</strong>r kein Einzelfall – auch an<strong>de</strong>re<br />
Beispiele, an <strong>de</strong>nen sich die Kraft <strong>de</strong>s<br />
guten Lehrers zeigt, führen ein mediales<br />
Schattendasein. Etwa die amerikanischen<br />
KIPP-Schulen (knowledge is power program):<br />
Unterschichtenkin<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n Vorstadt-Ghettos<br />
lernen hier unter strengen<br />
Schulregeln, ackern sich durch dickste<br />
Aufgabenpakete und bestehen dann standardisierte<br />
Tests doppelt so häufig wie <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sdurchschnitt. Sie können sich allerdings<br />
auch je<strong>de</strong>rzeit an ihre Lehrer wen<strong>de</strong>n,<br />
sieben Tage die Woche, rund um die<br />
Uhr. Nun, vielleicht ist die weitgehen<strong>de</strong><br />
Ausblendung solcher Fälle kein Wun<strong>de</strong>r:<br />
Eine Rehabilitation <strong>de</strong>r Lehrerpersönlichkeit<br />
wür<strong>de</strong> nämlich manch mo<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Debattenzopf<br />
abschnei<strong>de</strong>n, manch wohlklingen<strong>de</strong>s<br />
Reformpapier in die pädagogische<br />
Rumpelkammer beför<strong>de</strong>rn.<br />
Etwa das Strukturlamento: Seit Jahren<br />
wird uns weisgemacht, nur <strong>de</strong>r gemeinsame<br />
Unterricht in Gesamtschulen – neuerdings:<br />
in Gemeinschaftsschulen – könne<br />
18 5/2012 ACADEMIA<br />
Der erste Schultag, an<br />
<strong>de</strong>m, wie es nicht selten<br />
heißt, <strong>de</strong>r „Ernst <strong>de</strong>s Lebens beginnt“.<br />
Vielleicht ist es ja tatsächlich<br />
so? Es bleiben die Schultüten.<br />
d i e<br />
L e i s -<br />
tungsfähigkeit<br />
<strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>r steigern<br />
und ihr Sozialverhalten<br />
verbessern, schließlich<br />
hätten die PISA-Sieger doch auch „eine<br />
Schule für alle“. Schulpolitikern wie<br />
Bildungsjournalisten schenken <strong>de</strong>m gerne<br />
Gehör – anscheinend hat <strong>de</strong>r Gedanke <strong>de</strong>s<br />
Einheitlichen etwas Anheimeln<strong>de</strong>s. Dabei<br />
betitelte ein ehemaliger Gesamtschulleiter<br />
seinen beruflichen Rückblick: „Warum ich<br />
meine Kin<strong>de</strong>r heute nicht mehr auf eine<br />
integrierte Gesamtschule schicken wür<strong>de</strong>.“<br />
Und <strong>de</strong>r renommierte Schulforscher<br />
Helmut Fend musste kürzlich seine eigene<br />
Forschung „überrascht und enttäuscht“<br />
wie folgt bilanzieren: „Die Gesamtschule<br />
schafft unterm Strich nicht mehr Bildungsgerechtigkeit<br />
als die Schulen <strong>de</strong>s geglie<strong>de</strong>rten<br />
Schulsystems.“ Die PISA-Forscher<br />
selbst weisen<br />
regelmäßig<br />
Kin<strong>de</strong>r<br />
sind<br />
keine<br />
Rohstoffe<br />
darauf hin,<br />
dass nicht die<br />
Str u k turen<br />
über schulische<br />
Qualität<br />
entschei<strong>de</strong>n,<br />
son<strong>de</strong>rn die<br />
Güte <strong>de</strong>s<br />
Unterrichts.<br />
So ist <strong>de</strong>nn auch die aktuelle Formel „länger<br />
gemeinsam lernen“ in ihren Verheißungen<br />
irreführend: Es gibt einfach kein<br />
bestes Schulsystem – nur guten o<strong>de</strong>r<br />
schlechten Unterricht. An<strong>de</strong>re Län<strong>de</strong>r mit<br />
Fotos: KNA und SGW<br />
integriertenSchulsystemen<br />
haben übrigens nur<br />
scheinbar Einheitsschulen: So gehen<br />
in Schwe<strong>de</strong>n zwar 95 Prozent eines Schülerjahrgangs<br />
auf ein Gymnasium, aber diese<br />
unterglie<strong>de</strong>rn sich nach 17 verschie<strong>de</strong>nen<br />
Profilen – von <strong>de</strong>m, was hierzulan<strong>de</strong><br />
eine Brennpunkt-Hauptschule ist, bis zum<br />
Elitegymnasium!<br />
Irreführend auch das Selbständigkeitsgetue:<br />
Kultusbehör<strong>de</strong>n erklären Schulen<br />
neuerdings gerne zu Zonen <strong>de</strong>r Selbständigkeit<br />
– um administrative Kosten zu reduzieren,<br />
um Verantwortung für Schulexperimente<br />
von sich abzuschieben, um <strong>de</strong>m<br />
Unmut über zu große Klassen zu entgehen.<br />
Die Verheißung von Autonomie<br />
schmeichelt zunächst <strong>de</strong>r antihierarchischen<br />
Sehnsucht naiver Gemüter; alsbald<br />
in<strong>de</strong>s dürfen die Kollegen ihre Nachmittage<br />
damit verbringen, in Arbeitsgruppen<br />
Schulprogramme zu formulieren, die<br />
nachher in <strong>de</strong>r Schubla<strong>de</strong> verschwin<strong>de</strong>n,<br />
o<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n kommunalen Schulträgern<br />
über Renovierungsfragen und Finanzengpässe<br />
zu rangeln. Zeit, die ihnen natürlich<br />
fehlt für ruhige Gespräche mit Schülern,<br />
sorgfältige Beratungen von Eltern, gründliches<br />
Planen <strong>de</strong>r einzelnen Unterrichtsstun<strong>de</strong>n<br />
– o<strong>de</strong>r auch für kulturelle Aktivitäten.<br />
Selbst die Hoffnung auf Befreiung<br />
von <strong>de</strong>r Aufsichtsbehör<strong>de</strong> wird enttäuscht:<br />
Schließlich muss die überprüfen, ob das<br />
selbständige Schultreiben auch die rich -