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mir vom Beginn <strong>de</strong>s Studiums bis heute im Beruf wichtig. Von<br />
meinem jesuitisch geprägten christlich-katholischen Wertesystem<br />
rücke ich nicht ab. Das schlägt sich unter an<strong>de</strong>rem auch darin nie<strong>de</strong>r,<br />
dass ich versuche, sozialverantwortliche Entscheidungen im<br />
Unternehmen zu treffen.<br />
Wo siehst Du Stärken und Schwächen <strong>de</strong>s CV?<br />
Ich fin<strong>de</strong> es eine Schwäche <strong>de</strong>s CV, dass man nicht mehr so stark<br />
wie früher in <strong>de</strong>r Politik vertreten ist. Es gibt ja einige CVer – auch<br />
in jüngster Vergangenheit –, die Bun<strong>de</strong>sministerposten innehatten<br />
o<strong>de</strong>r als Abgeordnete im Bun<strong>de</strong>stag sitzen. Die interessieren sich<br />
jetzt aber nicht mehr für <strong>de</strong>n CV und engagieren sich <strong>de</strong>mzufolge<br />
auch nicht mehr. Das fin<strong>de</strong> ich scha<strong>de</strong>. Das geht ja sogar soweit,<br />
dass diese ihre jugendliche christlich-katholische Sozialisation<br />
und damit auch ihre Mitgliedschaft im CV verstecken.<br />
Wie beurteilst Du das Verhältnis zwischen Politik und Wirtschaft?<br />
Die Politik müsste mehr von Unternehmen lernen und umge kehrt.<br />
D.h. die Politik muss lernen, nachhaltig für ihre Ent schei dungen<br />
einzutreten. Was können wir von <strong>de</strong>r Politik lernen? Wir müssen<br />
lernen, gesellschaftlicher zu <strong>de</strong>nken. Die För<strong>de</strong>rung von Braunkohle<br />
im Tagebau ist beispielsweise nicht nur ein energie politisches,<br />
Anlagen zur Gewinnung und Weiterleitung von Energie prägen unser Land.<br />
Sie tragen zwar nur selten zur optischen Aufwertung <strong>de</strong>r Landstriche bei,<br />
sind aber für <strong>de</strong>n „Industriestandort D“ absolut überlebenswichtig.<br />
Der Gesprächspartner: Cbr Prof. Dr. Hanns-<br />
Ferdinand Müller (Ae, Gbg), Vorstandssprecher<br />
und Finanzvorstand <strong>de</strong>r RWE Vertrieb<br />
AG, wur<strong>de</strong> 1965 in Trier geboren. Er ist verheira -<br />
tet und hat eine Tochter. 1984 bis 1985 Offiziersausbildung<br />
an <strong>de</strong>r Offiziersschule <strong>de</strong>r Luftwaffe<br />
in Fürstenfeldbruck, 1985 bis 1988 Studium <strong>de</strong>r Wirtschaftswissenschaften<br />
an <strong>de</strong>r Universität <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr Hamburg und <strong>de</strong>r Musik an <strong>de</strong>r<br />
Musikhochschule Hamburg, 1989 bis 1993 Leiter <strong>de</strong>r Materialwirtschaft<br />
<strong>de</strong>s Flughafens Köln/Bonn, 1993 bis 1996 Seniorberater bei <strong>de</strong>r WestLB<br />
in Düsseldorf, 1994 Promotion zum Dr. rer. pol. an <strong>de</strong>r Universität Trier,<br />
1996 bis 2001 Mitglied <strong>de</strong>r Geschäftsleitung <strong>de</strong>r Kienbaum Management<br />
Consultants GmbH in Berlin, 2001 bis 2003 Leiter Privat- und Gewerbekun<strong>de</strong>n/Marketing<br />
bei <strong>de</strong>r RWE Plus AG, 2003 bis 2004 Leiter<br />
Vertrieb Energieversorgungsunternehmen bei <strong>de</strong>r RWE Westfalen-Weser-<br />
Ems AG, 2004 bis 2009 Vorstandsmitglied <strong>de</strong>r RWE Westfalen-Weser-<br />
Ems AG Ressort Vertrieb, seit 2006 Lehrauftrag International School of<br />
Management (ISM), Dortmund; 4/2011 Honorarprofessur, 2009 bis<br />
2010 Konzernbevollmächtigter Kommunen in <strong>de</strong>r RWE AG und Geschäftsführer<br />
<strong>de</strong>r RWE Effizienz GmbH, zuständig für die Bereiche Controlling<br />
und Rechnungswesen in Personalunion, seit 01/2011 Sprecher<br />
<strong>de</strong>s Vorstan<strong>de</strong>s und Finanzvorstand <strong>de</strong>r RWE Vertrieb AG.<br />
son<strong>de</strong>rn ein gesellschafts- und struktur politisches Thema. Wir<br />
Unternehmer müssen daher stärker politisch <strong>de</strong>nken. Die letzten<br />
Jahre waren ja eher von einer ge sellschaftlichen Gegensätzlichkeit<br />
<strong>de</strong>nn von einer Gemeinsamkeit geprägt. Ich fin<strong>de</strong>, zur letzteren<br />
müssen wir wie<strong>de</strong>r hin kommen.<br />
Siehst Du im Kontext <strong>de</strong>r gesellschaftlichen Verän<strong>de</strong>rungen eine<br />
neue Aufgabe für <strong>de</strong>n Cartellverband?<br />
Ja, ich <strong>de</strong>nke, es bedarf einer engeren Verzahnung <strong>de</strong>s CV mit <strong>de</strong>n<br />
gesellschaftlich relevanten Gruppen. Die CVer sollten sich nicht<br />
nur auf <strong>de</strong>n Verbindungshäusern zum Stammtisch treffen, son<strong>de</strong>rn<br />
mehr aktiv gesellschaftspolitisch mitmischen. Ein gutes Beispiel<br />
ist <strong>de</strong>r Eintritt <strong>de</strong>s Profifußballers Christoph Metzel<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n CV.<br />
Der CV verbin<strong>de</strong>t sich mit <strong>de</strong>m Sport und es entsteht ein Miteinan<strong>de</strong>r<br />
und Füreinan<strong>de</strong>r. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite muss ich mich auch<br />
an die eigene Nase fassen. Meine Generation könnte durchaus aktiver<br />
im CV unterwegs sein.<br />
Siehst Du weiteren Än<strong>de</strong>rungsbedarf?<br />
Interview<br />
Wir brauchen an<strong>de</strong>re Programmrezepte im CV, die an die<br />
Arbeitsrealtäten <strong>de</strong>s 21. Jahrhun<strong>de</strong>rts angepasst sind. Außer<strong>de</strong>m<br />
sollte man darüber nach<strong>de</strong>nken, wie man die Familien <strong>de</strong>r CVer<br />
Foto: picture alliance/chromorange<br />
besser ins Verbindungsleben integriert: Das schafft Motivation,<br />
sich mal wie<strong>de</strong>r sehen zu lassen. Das sehe ich als Manager ganz<br />
nüchtern: Wenn ich keine passen<strong>de</strong>n Angebote für meine Kun<strong>de</strong>n<br />
mache, wer<strong>de</strong> ich sie verlieren. Also, es braucht Familienangebote,<br />
Kin<strong>de</strong>rprogramme und Programm zeiten und -abläufe, die auch<br />
für Berufstätige mit Familie geeignet sind. Das heißt nicht, dass<br />
man sich nur noch zusammen mit <strong>de</strong>n Familien trifft – aber auch.<br />
Das müssen vor allem die Verbindungen leisten.<br />
Außer<strong>de</strong>m halte ich <strong>de</strong>n CV für zu komplex organisiert. Je<strong>de</strong><br />
Organisation muss sich die Frage stellen, ob ihre Organisationsform<br />
noch die richtige, also zeitgemäß ist, o<strong>de</strong>r ob Än <strong>de</strong>rungen erfor<strong>de</strong>rlich<br />
sind. Reaktionsschnelligkeit halte ich für <strong>de</strong>n CV in Bezug<br />
auf gesellschaftliche Fragen für dringend erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
ACADEMIA 5/2012 11