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Kirche<br />

von Prof. DDr. Reinhard Knittel<br />

Eine bislang ungeschriebene Geschichte<br />

<strong>de</strong>s Zweiten Vatikanischen Konzils?<br />

In Anbetracht <strong>de</strong>r Fülle an Literatur<br />

über das Zweite Vatikanische Konzil mag<br />

<strong>de</strong>r gewählte Untertitel (zum Titel Seite 58<br />

unten) etwas gewagt klingen, ja sogar auf<br />

Sensationsenthüllungen hoffen lassen.<br />

Allerdings ist <strong>de</strong>r Autor <strong>de</strong>s nun in <strong>de</strong>utsche<br />

Sprache übersetzten Werkes zur Geschichte<br />

<strong>de</strong>s letzten ökumenischen Konzils,<br />

R. <strong>de</strong> Mattei, Professor für Geschichte<br />

<strong>de</strong>s Christentums an <strong>de</strong>r Università Europea<br />

di Roma, ein italienischer Historiker<br />

mit wissenschaftlichem Ruf, sicher kein<br />

Sensationsjournalist zweifelhafter Seriosität.<br />

Worin muss die Geschichte <strong>de</strong>s Konzils<br />

also „neu“ geschrieben wer<strong>de</strong>n?<br />

Der Autor, so das von ihm genannte Ziel,<br />

will <strong>de</strong>n Versuch einer neuen historischen<br />

„Rekonstruktion“ und „Interpretation“ <strong>de</strong>s<br />

Konzilsereignisses vorlegen (vgl. S. 30-<br />

32). Es soll hermeneutisch vom Kontext<br />

eines späten Siegs <strong>de</strong>s nie wirklich bewältigten<br />

und aufgearbeiteten innerkirchlichen<br />

Mo<strong>de</strong>rnismus her ge<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>ssen zum Teil ver<strong>de</strong>ckte Präsenz <strong>de</strong>r Autor<br />

während <strong>de</strong>s Pontifikates Papst Pius<br />

XII. anhand vieler konkreter Belege greifbar<br />

macht (vgl. SS. 37-120). Schon von<br />

diesem Deutungsansatz ist eine Hermeneutik<br />

<strong>de</strong>s Bruchs zur vorkonziliaren Lage<br />

<strong>de</strong>r Kirche in <strong>de</strong>r Deutungsweise <strong>de</strong> Matt-<br />

eis vorauszusetzen. Allerdings bezieht sich<br />

diese Sicht primär auf das historische Erscheinungsbild<br />

<strong>de</strong>s Konzilsereignisses,<br />

eingebettet in <strong>de</strong>ssen Vor- und Wirkungs-<br />

56 5/2012 ACADEMIA<br />

Sich mit <strong>de</strong>r Wirklichkeit<br />

neu<br />

geschichte. Theologisch gesehen streift <strong>de</strong><br />

Mattei hingegen die Doktrin <strong>de</strong>r Konzilsdokumente<br />

bloß im Rahmen ihres konziliaren<br />

Wer<strong>de</strong>prozesses. Aber auch diesbezüglich<br />

bleibt <strong>de</strong>r Autor konsequent,<br />

in<strong>de</strong>m er auf <strong>de</strong>r Norm von doch eher positivistisch<br />

vorgetragenen theologischen<br />

Thesen <strong>de</strong>r vorkonziliaren Theologie eine<br />

traditionalistisch-antimo<strong>de</strong>rnistische Konzilskritik<br />

aufbauen will. Dabei kann es<br />

auch vorkommen, dass auch von dieser<br />

Norm abweichen<strong>de</strong> begriffliche Verän<strong>de</strong>rungen<br />

in <strong>de</strong>n Konzilstexten im Licht <strong>de</strong>r<br />

progressistischen Deutung übernommen<br />

und so abgelehnt wer<strong>de</strong>n (hier sei konkret<br />

etwa auf S. 415 verwiesen, wo <strong>de</strong>r Autor<br />

ganz auf traditionalistischer „Parteilinie“<br />

die theologisch irrige Deutung <strong>de</strong>s konziliaren<br />

subsistit in LG 8 im relativieren<strong>de</strong>n<br />

Sinn wie<strong>de</strong>rgibt, die nach <strong>de</strong>n Konzilsakten<br />

allerdings keinerlei Stütze in <strong>de</strong>r mens<br />

Concilii besitzt), ja überhaupt theologische<br />

Neuakzentuierungen in <strong>de</strong>n Konzils -<br />

texten kategorisch in Gegensatz zum vorkonziliaren<br />

Lehramt <strong>de</strong>r Kirche gebracht<br />

wer<strong>de</strong>n müssen, um so die These vom<br />

„späten Sieg <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>rnismus“ rechtfertigen<br />

zu können (vgl. etwa bei <strong>de</strong>n Themen<br />

<strong>de</strong>r Bischöflichen Kollegialität, <strong>de</strong>ren authentische<br />

traditionelle Verankerung in <strong>de</strong>r<br />

Lehre ausgeblen<strong>de</strong>t wird, o<strong>de</strong>r beim Thema<br />

Religionsfreiheit, wo allein die antiliberalistischen<br />

Festlegungen <strong>de</strong>s Lehramtes<br />

<strong>de</strong>s 19. und beginnen<strong>de</strong>n<br />

20.<br />

Macht in falschem<br />

Sicherheitsgefühl verkannt<br />

Ein Blick auf Roberto <strong>de</strong> Matteis „bislang<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

als Maßstab <strong>de</strong>r<br />

Bewertung herangezogenwer<strong>de</strong>n).<br />

De Mattei spielt jedoch – und dies<br />

sei lobend hervorgehoben – hinsichtlich<br />

seines persönlichen Deutungshintergrunds<br />

mit offenen Karten, wenn er diesen Deu-<br />

tungshintergrund ausdrücklich im katholisch-traditionalistischen<br />

Spektrum verortet<br />

(vgl. S. 32, Fußnote 70).<br />

Die von <strong>de</strong> Mattei geschil<strong>de</strong>rten Hintergrün<strong>de</strong><br />

zur Wahl <strong>de</strong>s ersten Konzilspaps -<br />

tes, zur Beschreibung <strong>de</strong>ssen „unberechenbarer“<br />

Persönlichkeit, die keinem<br />

kirchlichen Lager ein<strong>de</strong>utig zuzugesellen<br />

Konzilsberatungen wie auch liturgische Feiern<br />

während <strong>de</strong>s Zweiten Vatikanischen Konzils<br />

fan<strong>de</strong>n im römischen Petersdom statt.<br />

war, bis hin zum „überraschen<strong>de</strong>n“ Einfall<br />

<strong>de</strong>r Einberufung eines ökumenischen<br />

Konzils im Jahr 1959 bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Übergang<br />

zum eigentlichen Corpus <strong>de</strong>r Konzilsgeschichte<br />

<strong>de</strong> Matteis (vgl. S. 121-152).<br />

Die eigentliche Konzilsgeschichte (vgl.<br />

S. 222-588) umfasst zunächst die Vorbereitungsphase<br />

(1959-1962), die <strong>de</strong> Mattei

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