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kau, Paris und London befän<strong>de</strong>n sich, bei ihrem Versuch, <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen Einigungsprozess zu verlangsamen, in einem Boot. Erst<br />

En<strong>de</strong> Januar 1990 fand sich Gorbatschow damit ab, dass <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche<br />

Einigungsprozess unumkehrbar sei. Auf einer Politbürositzung<br />

vom 26. Januar erhielt Marschall Achromejew, <strong>de</strong>r engste<br />

Militärberater Gorbatschows, vom Parteichef die Anordnung, <strong>de</strong>n<br />

Abzug <strong>de</strong>r sowjetischen Truppen aus <strong>de</strong>r DDR vorzubereiten.<br />

So blieben die sowjetischen Panzer, ungeachtet <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n<br />

Auflösungserscheinungen <strong>de</strong>s DDR-Regimes, an<strong>de</strong>rs als am 17.<br />

Juni 1953, in ihren Kasernen, und dieser Sachverhalt stellte die<br />

wohl wichtigste Voraussetzung für die Überwindung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Spaltung dar. Gorbatschow schreibt nachträglich folgen<strong>de</strong>s<br />

hierzu: „Der politische Kurs und die offizielle Propaganda <strong>de</strong>r<br />

,Bru<strong>de</strong>rparteien‘ basierten ... bis dahin auf <strong>de</strong>r These von <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n<br />

Rolle <strong>de</strong>r KPdSU. Die Reformen aber, die jetzt in <strong>de</strong>r Sowjetunion<br />

eingeleitet wur<strong>de</strong>n, be<strong>de</strong>uteten das En<strong>de</strong> dieses Systems.<br />

Mit sowjetischen Panzern zum Erhalt <strong>de</strong>r politischen Macht<br />

war nicht mehr zu rechnen.“ Die Leistung Gorbatschows bei <strong>de</strong>r<br />

Herbeiführung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Einheit bestand also nicht in erster<br />

Linie darin, was er getan hat, son<strong>de</strong>rn darin, was er nicht getan<br />

hat – in seinem Verzicht auf eine Intervention. Man könnte ihn<br />

<strong>de</strong>shalb als einen „Revolutionär wi<strong>de</strong>r Willen“ o<strong>de</strong>r, wie dies <strong>de</strong>r<br />

ungarische Schriftsteller und Gorbatschow-Biograph György<br />

Dalos formulierte, als einen „Hel<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Rückzugs“ bezeichnen.<br />

Mit Rückzug allein lässt sich allerdings eine <strong>de</strong>r größten Umwälzungen<br />

<strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts, die von Gorbatschow ausgelöst wur<strong>de</strong>,<br />

nicht erklären. Viel wichtiger war in diesem Zusammenhang die<br />

Fähigkeit <strong>de</strong>s Generalsekretärs, eine Zeitlang, wie er dies selbst formulierte,<br />

das „Monster zu zügeln“. Damit meinte er das Streben<br />

Unterwegs zum ACADEMIA-Jubiläum 2013<br />

Vor 25 Jahren, in <strong>de</strong>r ACADEMIA<br />

5/1987, ging es in <strong>de</strong>r Hauptsache<br />

um das Thema Bildung: „Bildung<br />

2000“ lautete <strong>de</strong>r Titel. Der damals<br />

neue Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r West<strong>de</strong>utschen<br />

Rektorenkonferenz, Hinrich Sei<strong>de</strong>l,<br />

wur<strong>de</strong> mit Aussagen über Fragen <strong>de</strong>r<br />

Hochschulentwicklung wie<strong>de</strong>rgegeben:<br />

„Die heutigen Stu<strong>de</strong>nten sind<br />

nach Auffassung Sei<strong>de</strong>ls viel besser<br />

als ihr Ruf. (…) Die jungen Menschen<br />

reagierten ungemein sensibel auf neuere<br />

Entwicklungen in <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Disziplinen und verfolgten bei ihrer<br />

Studienfachwahl sehr wohl Wirtschaftsund<br />

Konjunkturentwicklungen“ (S. 213;<br />

Autor Karl-Heinz Reith). Jürgen W.<br />

Möllemann, Bun<strong>de</strong>sminister für Bildung<br />

<strong>de</strong>r Dogmatiker im sowjetischen Parteiapparat nach einer anti<strong>de</strong>mokratischen<br />

Revanche. Die Tatsache, dass es Gorbatschow gelungen<br />

war, <strong>de</strong>n unausweichlichen Putsch <strong>de</strong>r Dogmatiker zu verzögern, lässt<br />

sich wohl als seine größte politische Leistung bezeichnen. Hätte <strong>de</strong>r<br />

sich seit Jahren anbahnen<strong>de</strong> Putsch nicht im August 1991, son<strong>de</strong>rn<br />

etwa zwei Jahre früher stattgefun<strong>de</strong>n, wäre <strong>de</strong>r Weg zur <strong>de</strong>utschen<br />

Einheit bzw. zur Rückkehr <strong>de</strong>r Vasallenstaaten Moskaus nach Europa<br />

viel steiniger gewesen, als er dies in <strong>de</strong>r Realität gewesen war.<br />

So war das Zeitfenster zur Überwindung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen und <strong>de</strong>r<br />

europäischen Spaltung nur sehr kurz geöffnet und lediglich durch<br />

die bröckeln<strong>de</strong> Macht Gorbatschows im sowjetischen Staatsgefüge<br />

garantiert. Wenn man all dies be<strong>de</strong>nkt, so wird die Popularität,<br />

die Gorbatschow bis heute in Deutschland und in vielen euro -<br />

päischen Län<strong>de</strong>rn genießt, durchaus verständlich.<br />

Präsi<strong>de</strong>nt Michail Gorbatschow<br />

am 1. Dezember 1989 zu Besuch<br />

bei Papst Johannes Paul II. im Vatikan.<br />

Was vor 25 Jahren Thema war …<br />

und Wissenschaft, schrieb<br />

zum Thema Hochschulausbau:<br />

„Auch unkonventionelle<br />

Überlegungen dürfen<br />

nicht von vornherein ausgeschlossen<br />

wer<strong>de</strong>n. Dies<br />

gilt etwa für die Frage,<br />

ob zur Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Situation <strong>de</strong>s wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses nicht<br />

auch die im öffentlichen<br />

Dienst Beschäftigten einen<br />

Beitrag leisten sollten.<br />

Dies setzt voraus, daß in<br />

Tarifverhandlungen und bei <strong>de</strong>r Besoldungsgesetzgebung<br />

alle be teiligten<br />

Gruppierungen zu Zugeständnissen<br />

bereit sind“ (S. 215). Über die Sauer-<br />

lan<strong>de</strong>n-Reise nach Venetien<br />

wur<strong>de</strong> geschrieben:<br />

„Münster. Rechtzeitig vor<br />

<strong>de</strong>r Verhängung <strong>de</strong>s Numerus<br />

clausus kamen nahezu<br />

100 Sauerlan<strong>de</strong>n<br />

noch senza permissione<br />

im April in die Stadt Venedig<br />

hinein. Nach Rom<br />

und <strong>de</strong>r Tos kana war Venetien<br />

das dritte Ziel <strong>de</strong>r<br />

nunmehr zur Tradition<br />

gewor<strong>de</strong>nen kunsthistorischen<br />

Studienreise <strong>de</strong>r<br />

Sauerlandia. Bun<strong>de</strong>sbrü<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>r<br />

ganzen Bun<strong>de</strong>srepublik, von Hannover<br />

bis München, erlebten zehn unvergeßliche<br />

Tage“ (S. 248). AC<br />

ACADEMIA 5/2012 15<br />

Essay

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