01.07.2013 Aufrufe

Die Paarbeziehungen ungewollt kinderloser Paare und das Erleben ...

Die Paarbeziehungen ungewollt kinderloser Paare und das Erleben ...

Die Paarbeziehungen ungewollt kinderloser Paare und das Erleben ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1 THEORETISCHER HINTERGRUND<br />

1.1 Einführung<br />

Beschäftigt man sich mit <strong>ungewollt</strong> kinderlosen <strong>Paare</strong>n unter einem psychologischen<br />

oder psychosomatischen Blickwinkel, so kommen verschiedene psychologische<br />

Variablen in die engere Auswahl, die hierbei eine wichtige Rolle<br />

spielen. Als Beispiele können der Kinderwunsch, Persönlichkeitsvariablen wie<br />

Depressivität oder Ängstlichkeit, Einstellungen, Entscheidungsprozesse für bzw.<br />

gegen medizinische Behandlungen oder die enge Verbindung zur Sexualität genannt<br />

werden. Von besonderer Bedeutung dürfte die Paarbeziehung der <strong>ungewollt</strong><br />

kinderlosen <strong>Paare</strong> sein.<br />

Aus soziobiologischer Sicht wird die genetische Reproduktion als Kerngedanke<br />

der Ehe <strong>und</strong> damit der Partnerschaft gesehen. Voland (1990) bezeichnet die Ehe,<br />

auch wenn ihre Formen in verschiedenen Kulturen variieren, „als kulturelles Medium<br />

biologischer Reproduktion ...“ (S.614). <strong>Die</strong> biologische Reproduktion ist aus dieser<br />

Sicht gewissermaßen der Sinn einer Ehe.<br />

Ähnlich originär miteinander verb<strong>und</strong>en beschreiben Eiguer <strong>und</strong> Ruffiot (1991)<br />

die Paarbeziehung <strong>und</strong> den Kinderwunsch. Sie sprechen von „Kindphantasie“ <strong>und</strong><br />

meinen damit die Phantasie, als Paar gemeinsam etwas Neues zu schaffen: „Und<br />

ich könnte sagen, daß sich die dargestellte Technik auch an sie wendet [<strong>Paare</strong> ohne<br />

reale Kinder, F.M.], insofern <strong>das</strong> Entscheidende unserer therapeutischen Konzeption<br />

die Kindphantasie [kursiv im Original], die Schöpfungsphantasie des <strong>Paare</strong>s ist: Das<br />

geborene, potentielle oder sublimierte Kind. <strong>Die</strong> Kindphantasie scheint mir vom<br />

Begriff des <strong>Paare</strong>s untrennbar.“ (S.158).<br />

Selbstverständlich besteht bei vielen Menschen auch ohne einen konkreten<br />

Partner als eine Art Lebensziel ein Kinderwunsch, aber an eine Verwirklichung wird<br />

i.d.R. erst in Beziehung mit einem bestimmten Partner <strong>und</strong> im Rahmen einer<br />

Partnerschaft gedacht, die - mit oder ohne Trauschein - längerfristig angelegt ist. In<br />

einer Untersuchung von Schneewind <strong>und</strong> Vaskovics (1992, S.202f) benennen die<br />

Untersuchungspersonen den Partner als wichtigsten Aspekt bei der Verwirklichung<br />

eines Kinderwunsches.<br />

Bleibt der Kinderwunsch unerfüllt, kann man dies als kritisches Lebensereignis<br />

beschreiben (sog. „Sterilitätskrise“). An dieser Stelle können verschiedene Prozesse<br />

ablaufen, z.B. Abschied vom Kinderwunsch, Trauer, Entscheidung bzgl.<br />

medizinischer Maßnahmen, Ursachenforschung, Entwicklung alternativer<br />

Lebensziele etc. Da der Kinderwunsch allerdings ein Wunsch ist, den man nur<br />

gemeinsam verwirklichen kann <strong>und</strong> dessen Frustration damit auch beide Partner<br />

- 1 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!