01.07.2013 Aufrufe

Die Paarbeziehungen ungewollt kinderloser Paare und das Erleben ...

Die Paarbeziehungen ungewollt kinderloser Paare und das Erleben ...

Die Paarbeziehungen ungewollt kinderloser Paare und das Erleben ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

‘erwachsene’ Verhaltensweisen nicht als polarisierte Rollen auf die Partner verteilt<br />

sein sollten.“ (Willi, 1975, S.15). <strong>Die</strong>s meint, daß z.B. nicht stets der eine den<br />

anderen versorgt, sondern, daß die Positionen von Helfendem <strong>und</strong><br />

Hilfebekommendem abwechselnd - nach Bedarf - eingenommen werden können. Als<br />

letztes Funktionsprinzip nennt Willi die Gleichwertigkeitsbalance, d.h. daß die<br />

Partner bezogen auf ihr Selbstwertgefühl einander ebenbürtig sind, also <strong>das</strong> Gefühl<br />

haben, ihrem Partner gleichwertig zu sein, was nicht notwendigerweise bedeutet,<br />

gleiche Funktionen zu erfüllen.<br />

Als Phasen der Paarbildung beschreibt Willi (1975, S.31f) zunächst eine Phase<br />

der stabilen Paarbildung, an welche eine Aufbau- <strong>und</strong> Produktionsphase anschließt,<br />

in welcher bspw. ein Haus bezogen, eine gesellschaftliche Stellung erreicht<br />

<strong>und</strong>/oder Kinder geboren werden. Danach folgt die Krise der mittleren Jahre, in der -<br />

wenn die äußeren Anforderungen geringer werden - eine Neuorientierung in der<br />

Paarbeziehung stattfindet, sowie als letzte Phase die Altersehe, mit hoher<br />

gegenseitiger Abhängigkeit. <strong>Die</strong>se Phasenabfolge ist idealtypisch gedacht <strong>und</strong> in<br />

der Praxis mit etlichen Abweichungen anzutreffen. Allerdings ist es wichtig, zu<br />

verstehen, daß jede Ehe in den verschiedenen Phasen verschiedene Anforderungen<br />

bewältigen muß <strong>und</strong> sich somit anpassen sollte.<br />

In neueren Veröffentlichungen hat sich Willi vertiefend mit der Entwicklung von<br />

<strong>Paare</strong>n auseinandergesetzt, insbesondere bezüglich der gegenseitigen<br />

Beeinflussung der Partner („Ko-evolution“, 1985, 1991). Außerdem bezieht er nun<br />

Bedingungen der äußeren Umwelt verstärkt in seine Überlegungen mit ein.<br />

Unter Kollusion versteht Willi <strong>das</strong> unbewußte Zusammenspiel zweier Partner,<br />

aufgr<strong>und</strong> eines gleichartigen Gr<strong>und</strong>konfliktes. <strong>Die</strong>s meint, daß es in vielen<br />

Partnerschaften <strong>und</strong> Partnerschaftskonflikten häufig um ein immer wiederkehrendes<br />

Gr<strong>und</strong>thema geht. <strong>Die</strong>ses Thema resultiert aus einem gemeinsamen Gr<strong>und</strong>konflikt,<br />

<strong>und</strong> dieser Gr<strong>und</strong>konflikt hat seine Wurzeln in den Konflikten, die die Einzelpartner<br />

aus ihrer Lebensgeschichte mitbringen. Es wird also in jenen Bereichen einer<br />

Partnerschaft zu schwer lösbaren Problemen kommen, mit denen beide Partner<br />

aufgr<strong>und</strong> eigener Anteile (sogenannte blinde Flecken) Schwierigkeiten haben. <strong>Die</strong>se<br />

blinden Flecken sind dem Einzelnen nicht bewußt <strong>und</strong> daher schwer zugänglich.<br />

Als Psychoanalytiker unterscheidet Willi verschiedene Kollusionsmuster, indem<br />

er auf die entsprechende psychosexuelle Entwicklungsstufe rekurriert, in welcher<br />

sich der Gr<strong>und</strong>konflikt des Einzelnen konstituiert hat. Eine orale Kollusion z.B.<br />

entsteht, wenn beide Partner einen oralen Gr<strong>und</strong>konflikt haben <strong>und</strong> <strong>das</strong><br />

Partnerschaftsthema lautet dann „Liebe als Einander-Umsorgen“. Tabelle 1 stellt die<br />

vier Kollusionstypen dar.<br />

- 3 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!