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analytik und die dialektik der substanz

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-— 181 —<br />

so entstandenen Reihe <strong>der</strong> Urimpressionen in einer gleichsinnig sich<br />

aufbauenden Reihe <strong>der</strong> einfachen Protention ist hingegen geradezu <strong>die</strong><br />

Deskription des rein subjektiven Phänomens <strong>der</strong> sich selbst in <strong>der</strong> Zeit<br />

bewegenden Gegenwart, welche <strong>die</strong> Grenze zur Zukunft zu überschreiten<br />

im Begriff ist, <strong>und</strong> liefert den Nachweis, daß <strong>die</strong> Gegenwart ein subjektives<br />

F<strong>und</strong>ament hat, während dem Zugleichsein zwar zur Erkenntnis des<br />

Zugleichseins <strong>die</strong> Gegenwart vorausgesetzt ist, aber ein eigenes<br />

ontologisches F<strong>und</strong>ament im Ereignis (Kant: was geschieht) zu<br />

beanspruchen vermag. 170 Trotzdem gehört <strong>die</strong> Untersuchung <strong>der</strong> Retention<br />

we<strong>der</strong> zur Zeitreihe A 171 noch vermag sie <strong>die</strong> Objektivität <strong>der</strong> Zeitreihe B<br />

im Sinne objektiver Realität zu beweisen. Das ist auch dem<br />

Untersuchungsgang Husserls selbst zu entnehmen, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Retention<br />

<strong>die</strong> Reproduktion dahingehend unterschieden hat, daß <strong>die</strong> letztere<br />

Vergangenes wie<strong>der</strong>erinnert, dessen Retention nicht von einer aktuellen<br />

Urimpression (es sei denn protentional) ausgeht. Die Unterscheidung in<br />

Vergangenheit, Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft beinhaltet nämlich <strong>die</strong><br />

Unterbrechung <strong>der</strong> Kontinuität <strong>der</strong> Gegenwart, <strong>und</strong> genau <strong>die</strong>se<br />

Unterbrechung verzeichnet Husserl mit seiner Unterscheidung in<br />

Retention <strong>und</strong> Reproduktion. 172<br />

Dabei ist zu beachten, daß <strong>die</strong>ser Gebrauch des Wortes »Reproduktion«<br />

bei Husserl vom Gebrauch bei Kant völlig verschiedenes bedeutet, denn<br />

Kant versteht <strong>die</strong> reproduktive Funktion <strong>der</strong> Einbildungskraft allein<br />

gegenüber <strong>der</strong> Kontinuität des inneren Sinnes, also noch gänzlich im<br />

Rahmen <strong>der</strong> subjektiv-objektiven Bedingungen <strong>der</strong> Gegenwart<br />

verbleibend. Die Erinnerung eines gänzlich Vergangenen ist für Kant<br />

Angelegenheit einer produktiven Einbildungskraft allein anhand von<br />

Begriffen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Merkzeichen. 173<br />

170 Man hat sich hier zuerst <strong>die</strong> Sollizitation im mechanischen Stoß als metaphysischen<br />

Gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Teilung <strong>der</strong> Gegenwart — objektiv im Zugleichsein, subjektiv im Jetzt —<br />

urbildlich vorzustellen.<br />

171 McTaggerts Einteilung <strong>der</strong> Zeitformen in eine Zeitreihe A <strong>und</strong> eine Zeitreihe B sind<br />

zwar, wie Bieri ganz richtig nach <strong>der</strong> Durchsicht <strong>der</strong> Literatur feststellt, voneinan<strong>der</strong><br />

semantisch unabhängig, doch aber bleibt <strong>die</strong>se Einteilung nicht vollständig. Dazu<br />

fehlt zunächst <strong>die</strong> Erörterung <strong>der</strong> Teleologie; <strong>die</strong> <strong>der</strong> Zeitsstruktur <strong>der</strong> Umkehr im<br />

Existenzialismus wie überhaupt <strong>die</strong> Überlegungen zur Zeit aus <strong>der</strong> sich aus <strong>der</strong><br />

heilsgeschichtlichen Traditionen herschreibenden philosophischen Vorstellungen von<br />

Geschichte jenseits kosmologisch-zyklischer Vorstellungen fehlen.<br />

172 Husserl unterscheidet zwischen primärer Erinnerung <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ärer<br />

Wie<strong>der</strong>erinnerung, in: Phänomenologie des inneren Zeitbewußtseins a.a.O., § 14,<br />

Reproduktion von Zeitobjekten (sek<strong>und</strong>äre Erinnerung).<br />

173 Weiters behaupte ich, daß <strong>die</strong> reproduktive Funktion <strong>der</strong> Einbildungskraft eine<br />

Eigenschaft wie <strong>die</strong> Retention für den inneren Sinn (empirische Apperzeption)

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