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analytik und die dialektik der substanz

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-— 100 —<br />

Attribut als notwendige Folge des Wesens zu reden <strong>und</strong> Kant verwendet<br />

in seinem Beispiel 24 selbst <strong>die</strong>se Redewendung. Das ist ihm möglich, da <strong>die</strong><br />

attributielle Stellung eines Merkmalbegriffes nicht nur gar nichts darüber<br />

aussagt, ob <strong>die</strong>ser dem Subjektbegriff analytisch gewonnen wurde o<strong>der</strong><br />

synthetisch hinzugefügt, son<strong>der</strong>n auch nicht ein Gr<strong>und</strong> zur Entscheidung<br />

sein kann, ob <strong>die</strong>ses Attribut eine notwendige Folge des Wesens ist: es ist<br />

immerhin möglich (nicht ausgeschlossen). Nur insofern kann im Obersten<br />

Gr<strong>und</strong>satz aller analytischen Urteile <strong>die</strong> attributielle Stellung <strong>der</strong><br />

Ungelahrtheit kein Argument für <strong>die</strong> Konstitutivität <strong>die</strong>ses Merkmals für<br />

den Wesensbegriff des Menschen abgeben.<br />

Kant besitzt also kein logisches Argument für <strong>die</strong> Behauptung, daß <strong>der</strong><br />

Merkmalsbegriff an <strong>der</strong> Stelle des Attributs im untersuchten Satz ein das<br />

Wesen des im Subjektbegriff gedachten Gegenstandes konstituierendes<br />

Bestandstück sei. Allerdings wird <strong>die</strong> Definition des analytischen Urteils<br />

im Obersten Gr<strong>und</strong>satz aller analytischer Urteile 25 durch <strong>die</strong> Analyse <strong>der</strong><br />

relevanten Aussagen in <strong>der</strong> Schrift gegen Eberhard erst verständlich.<br />

Genau das, was unter analytisch im logischen Sinne gemeinhin verstanden<br />

wird, nämlich <strong>die</strong> Ableitung von Begriffen aus Begriffe (von Aussagen aus<br />

Aussagen) macht für Kant nicht den obersten Gr<strong>und</strong>satz aus. Der oberste<br />

Gr<strong>und</strong>satz heißt deshalb analytisch, weil er hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Bestandsstücke ut constitutiva ein metaphysischer Gr<strong>und</strong>satz ist, insofern<br />

also in rein transzendentalanalytischer Hinsicht keine Bedingungen <strong>der</strong><br />

Möglichkeit einer Erkenntnis aus Erfahrung besitzt. 26<br />

b) Zum Modalitätsproblem in einer sprachphilosophisch zentrierten<br />

Logik<br />

Ich kann mich insofern mit <strong>der</strong> Darstellung <strong>die</strong>ser Stelle durch Rainer<br />

Stuhlmann-Laeisz nicht einverstanden erklären, da er das logische Wesen<br />

strikte <strong>und</strong> von vorne herein als reine logische Idee behandelt. So halte ich<br />

sein Zitat aus <strong>der</strong> Wiener Logik nicht für den geeigneten Beleg, meine<br />

Interpretation zu wi<strong>der</strong>legen: »[...] eßentiales, d. i. <strong>die</strong> im Begriffe nicht als<br />

24 l.c., <strong>die</strong> analytische Teilbarkeit des Körpers <strong>und</strong> <strong>die</strong> synthetische Beharrlichkeit <strong>der</strong><br />

Substanz<br />

25 K.r.V., B 192. Um ein analytisches Urteil handelt es sich dann, wenn das Prädikat ein<br />

notwendiges Merkmal des Subjekts aussagt, nicht, wenn man ein Prädikat eines<br />

Dinges vom Begriff desselben abson<strong>der</strong>t.<br />

26 Über eine Entdeckung..., BA 90

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