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analytik und die dialektik der substanz

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-— 244 —<br />

Darüberhinaus bleibt das Problem, den Gehalt eines jeden Urteils als ein<br />

vom Sein des Soseienden aussagen<strong>der</strong> Satz (zuerst eben bloß, ob <strong>die</strong><br />

ausgesagte Washeit existiert o<strong>der</strong> nicht) vom Gehalt eines Urteils, das ein<br />

mathematisches o<strong>der</strong> logisches Gesetz aussagt, inhaltlich <strong>und</strong> prinzipiell<br />

<strong>der</strong> Geltung nach überhaupt unterscheiden zu können. Das Motiv,<br />

weshalb <strong>der</strong> Gehalt einer Aussage <strong>der</strong> letzteren Gattung überhaupt eigens<br />

ursprünglich genannt werden sollte, bezieht sich aber auf <strong>die</strong> Apophantik<br />

von Mathematik <strong>und</strong> Logik <strong>und</strong> nicht unmittelbar auf »Existenz« o<strong>der</strong><br />

»Dasein«. Vielleicht wäre es eine Verbesserung gewesen, Husserl den<br />

Begriff „Reinheit“ an Stelle von Idealität vorzuschlagen, doch auch <strong>die</strong>se<br />

Reinheit ist nicht einmal <strong>der</strong> Apophantik <strong>der</strong> Formalwissenschaft in je<strong>der</strong><br />

Hinsicht zu sichern, um etwa von hier aus einen Gr<strong>und</strong> zur Behauptung<br />

<strong>und</strong> Prägung des Begriffs von Idealität zu finden (vgl. Konrad Cramer<br />

1985, Ist ein nicht-rein synthetisches Urteil a priori möglich?). Hier besteht<br />

offensichtlich das Problem weiter, daß ohne <strong>die</strong> F<strong>und</strong>ierung <strong>und</strong><br />

Rechtfertigung einer Kategorienlehre an <strong>der</strong> offenen Grenze apriorischer<br />

Geltung von Urteilsgehalte als Sätze in einem System des Sprachspieles<br />

überhaupt (also nicht mehr nur mathematische <strong>und</strong> logische Aussagen<br />

betreffend) sich <strong>die</strong> Sinngebung (das Kriterium <strong>der</strong> sinnerfüllenden<br />

Intentionsform) spekulativ zu verselbstständigen droht. Als einziger<br />

Gr<strong>und</strong> für <strong>die</strong> Behauptung einer Idealität von Urteilsgehalten überhaupt<br />

bleibt demnach nur mehr <strong>die</strong> Unabhängigkeit von <strong>der</strong> Zeit; <strong>die</strong>se<br />

»Reinheit« wird jedoch in <strong>der</strong> Transzendentalphilosophie zweimal als<br />

nicht entscheidendes Argument in <strong>der</strong> Wahrheitsfrage erkannt. 247 — Es ist<br />

nun bei Heidegger gerade nicht <strong>die</strong> Mathematik o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Logik <strong>die</strong><br />

Leitwissenschaft, um <strong>der</strong> Wahrheitsfrage ein Ideal zu verschaffen:<br />

»[...], daß ein sogenanntes schlichtes Da-haben <strong>und</strong> Erfassen wie: <strong>die</strong>se<br />

Kreide hier, <strong>die</strong> Tafel, <strong>die</strong> Tür, strukturgemäß gesehen gar nicht ein<br />

direktes Erfassen von etwas ist, daß ich, strukturgemäß genommen, nicht<br />

direkt auf das schlicht Genommene zugehe, son<strong>der</strong>n ich erfasse es so, daß<br />

ich es gleichsam im vorneherein schon umgangen habe, ich verstehe es<br />

247 Wenngleich doch als unbedingter Moment in <strong>der</strong> Vorstellung <strong>der</strong> Akteinheit des<br />

urteilenden Bewußtseins (also des Selbstbewußtsein in <strong>der</strong> Apperzeption)<br />

verstanden. Vgl. zur relativen Zeitlosigkeit des reinen Bewußtseins das System von<br />

Retention <strong>und</strong> Protention aus Husserls Phänomenologie des inneren<br />

Zeitbewußtseins (hier zweiter Abschnitt, zweiter Teil „Substanz <strong>und</strong> Beharrlichkeit“,<br />

elftes Kapitel „Die Dialektik <strong>der</strong> Beharrlichkeit“).Vgl. aber auch hier im dritten<br />

Abschnitt, 4. Kap. (Die Schematen <strong>der</strong> Einbildungskraft) den doppeldeutigen<br />

Zeitcharakter <strong>der</strong> synthesis intellectualis gegenüber dem inneren Sinn <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

definitiven Zeitlosigkeit <strong>der</strong> reinen Verstandesbegriffe bei Kant.

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