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analytik und die dialektik der substanz

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-— 103 —<br />

(3) »Es ist unmöglich daß sich wi<strong>der</strong>sprechende (Aussagen) zugleich wahr<br />

seien.«<br />

(4) »Es ist unmöglich, zugleich mit Wahrheit zu behaupten <strong>und</strong> zu<br />

verneinen.« 29<br />

Bochenskys Kommentar unterscheidet <strong>die</strong> ersten beiden Sätze von den<br />

folgenden dahingehend, daß sie in Objektsprache, <strong>die</strong> beiden letzten in<br />

Metasprache abgefaßt sind. Hier interessiert aber, daß das zweite Zitat von<br />

vornherein ohne <strong>die</strong> Bedingung des Zugleichseins auskommt <strong>und</strong> das<br />

dritte Zitat, ganz wie Kant im Obersten Gr<strong>und</strong>satz aller analytischen<br />

Urteile zeigt, auf <strong>die</strong> Bedingung des Zugleichseins verzichten kann, denn<br />

anstatt zu sagen: »Es ist unmöglich, daß sich wi<strong>der</strong>sprechende (Aussagen)<br />

zugleich wahr seien«, ist es ebenso möglich zu sagen, es sei unmöglich,<br />

eine Aussage mit Wahrheit sowohl zu behaupten wie zu verneinen, o<strong>der</strong><br />

kürzer, daß es unmöglich sei, daß von zwei sich wi<strong>der</strong>sprechenden<br />

Aussagen beide wahr sind. 30 Denn <strong>die</strong> Bedingung des Zugleichseins ist mit<br />

<strong>der</strong> behaupteten Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit zweier Sätze we<strong>der</strong> implizite<br />

vorausgesetzt, noch eine notwendige synthetische Bedingung, werden <strong>die</strong><br />

Aussagen nicht schon als empirische Aussagen (Objektsprache) behandelt.<br />

Es war für Aristoteles sinnvoller, <strong>die</strong>se Bedingung als außerlogische<br />

Bedingung hervorzuheben, weshalb er das Zugleichsein hinzugefügt hat.<br />

Aristoteles formuliert das Prinzip des ausgeschlossenen Dritten in <strong>der</strong><br />

Hermeneia objektsprachlich mit, metasprachlich aber ohne jede<br />

Zeitbedingung: »Handelt es sich um das, was ist, <strong>und</strong> um das, was<br />

gewesen ist, so ist es notwendig, daß entwe<strong>der</strong> <strong>die</strong> Bejahung o<strong>der</strong> <strong>die</strong><br />

Verneinung wahr o<strong>der</strong> falsch sei, <strong>und</strong> bei dem, was vom Allgemeinen<br />

allgemein [ausgesagt wird], daß eine immer wahr, das an<strong>der</strong>e [falsch]<br />

ist.« 31<br />

Kant behandelt nun <strong>die</strong> Zeitbedingung, <strong>die</strong> dem »zugleich« vorausgesetzt<br />

ist, ebenfalls als außerlogische Bedingung, <strong>und</strong> schließt im analytischen<br />

Gr<strong>und</strong>satz deshalb <strong>die</strong> Zeitbedingung aus <strong>der</strong> Formulierung aus. Die<br />

29 I. M. Bochensky, Formale Logik, Freiburg 1956: 12.19 (Met.VII 31005B 19 f.), 12.20<br />

(An.Pr. A 46, 51b 36-40), 12. 21(Met.VII 6, 1011b 16), 12. 22 (AaO. 20 f.)<br />

30 K.r.V., B 119 f..Vgl. auch Top. B 7, 113a25f.: „Es ist unmöglich, daß Konträre zugleich<br />

dem gleichen zukommen.“ Das Zugleichsein wäre demnach nicht mit<br />

Notwendigkeit für den kontradiktorischen Gegensatz hinzuzufügen, da das<br />

Zugleichsein aus dem Gegenteil von Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit für Aussagen über<br />

Wirkliches eine analytische Folge ist. Das gilt allerdings auch für parallele Prozesse:<br />

Gegenwart.<br />

31 Hermeneia, 9, 18a28-31

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