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analytik und die dialektik der substanz

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-— 151 —<br />

Substanz Einhalt geboten werden: 125 Die apprehen<strong>die</strong>rte (konstruierte) Zeit<br />

ist zur Einheit meines Selbst gehörig, aber nicht ist das, was apprehen<strong>die</strong>rt<br />

wurde, in Mir, noch bin Ich in <strong>die</strong>ser Zeit befindlich (sonst wäre das mit<br />

Ich Bezeichnete ein Gegenstand objektiver Realität). 126 In <strong>die</strong>se Richtung<br />

geht auch <strong>die</strong> Verän<strong>der</strong>ung, <strong>die</strong> Kant in <strong>der</strong> zweiten Fassung vornimmt:<br />

Zur Einheitsbestimmung qua »numerischer Identität«, wie Kant hier<br />

terminologisch bedenklich anführt, kommt <strong>die</strong> Identitätsbestimmung qua<br />

spontaner Verknüpfung von Vorstellungen als erste <strong>und</strong> ursprüngliche<br />

Verstandeshandlung. Offensichtlich geht Kant in <strong>der</strong> ersten Fassung<br />

zwischen zweiten <strong>und</strong> dritten Paralogismus von <strong>der</strong> univoken<br />

Bezeichnung des Selbst, <strong>der</strong> Seele <strong>und</strong> des einfachen Bewußtseins mit<br />

»Ich« aus, während in <strong>der</strong> zweiten Fassung zur äquivoken Bezeichnung<br />

übergegangen wird: Die konstruierte Zeit, <strong>die</strong> zur »Einheit meiner Selbst«<br />

gehört, beschränkt das Selbst auf <strong>die</strong> Gegenwärtigkeit des einfachen<br />

Bewußtseins, daß aber nunmehr das Selbst mit <strong>der</strong> numerischer Identität<br />

»in aller <strong>die</strong>ser Zeit« — also <strong>die</strong> Zeit, <strong>die</strong> schon durch <strong>die</strong> Apprehension<br />

formal bestimmt ist — befindlich ist, macht für sich noch nicht notwendig,<br />

daß <strong>die</strong>ses Selbst nichts an<strong>der</strong>es als jenes Selbst ist, was mit dem einfachen<br />

Bewußtsein äquipollent o<strong>der</strong> gar ident gesetzt werden könnte. Dieser<br />

Überlegung geht allerdings Kant auch in <strong>der</strong> ersten Fassung noch weiter<br />

nach:<br />

»Denn wir selbst können aus unserem Bewußtsein darüber nicht urteilen,<br />

ob wir als Seele beharrlich sind, o<strong>der</strong> nicht, weil wir zu unserem<br />

identischen Selbst nur dasjenige zählen, dessen wir uns bewußt seyn, <strong>und</strong><br />

so allerdings notwendig urteilen müssen: daß wir in <strong>der</strong> ganzen Zeit,<br />

<strong>der</strong>en wir uns bewußt sind, eben <strong>die</strong>selbe sind. In dem Standpunkte eines<br />

Fremden aber können wir <strong>die</strong>ses darum noch nicht für gültig erklären,<br />

125 Ähnlich läßt sich anhand einiger Stellen aus Jakob Böhmes »Von <strong>der</strong> Gnadenwahl«<br />

(1623) zeigen, daß auch bei Böhme in <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Selbstständigkeit <strong>der</strong><br />

materiellen Ursache durchaus ein vergleichbares Problem besteht. Allerdings ist<br />

auch da <strong>die</strong> Sache nicht einfach: Letztlich scheint auch Jakob Böhme <strong>die</strong><br />

Schwierigkeit, <strong>der</strong> Eminenz des Seins, <strong>die</strong> bei Böhme an<strong>der</strong>s als bei Thomas nicht mit<br />

dem logos (ein freilich oft mißverstandener Begriff) beginnt, <strong>die</strong> relative<br />

Selbstständigkeit des Geschöpften gegenüberstellen zu müssen, nur damit lösen zu<br />

können, <strong>die</strong> »scienz« (<strong>die</strong> feurige Schöpfungskraft, <strong>die</strong> <strong>der</strong> Bitternis entspringt) auf<br />

eine Weise zu interpretieren, daß <strong>die</strong>se gleichwohl als Urkraft des Materiellen wie<br />

auch als Urkraft des Ungr<strong>und</strong>es, aus dessen Klärung Gott als logos (Christus) erst<br />

entspringt, zu verstehen sein vermöchte.<br />

126 Refl. 5655, AA. XVIII: »Daß das denkende Wesen in <strong>der</strong> Vorstellung des inneren<br />

Sinnes ihm selbst bloß Erscheinung sei, bedeutet nichts weiter, als wenn ich sage: ich,<br />

in dem das Zeitverhältnis allein anzutreffen ist, bin in <strong>der</strong> Zeit. Das continens ist<br />

zugleich contentum.«Vgl. auch nachfolgend 9 b)

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