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analytik und die dialektik der substanz

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-— 237 —<br />

»wie ich mir erscheine« im § 25 <strong>der</strong> transzendentalen Deduktion; auch <strong>die</strong><br />

Unterscheidung in Beschreiben <strong>und</strong> Darstellen o<strong>der</strong> aber auch <strong>die</strong><br />

sprachphilosophisch relevanten Partien <strong>der</strong> Kritik <strong>der</strong> Urteilskraft, wo<br />

Kant sich mit <strong>der</strong> metaphorischen Funktion <strong>der</strong> Sprache beschäftigt, bieten<br />

Ausblicke auf eine sprachphilosophische Position Kantens. 237<br />

Betreffs des intentionalen Charakters des Bewußtseins zeigt wie<strong>der</strong>um <strong>der</strong><br />

Umstand, daß im Rahmen <strong>der</strong> Psychologie des transzendentalen Subjekts<br />

(also zwischen rationaler Psychologie des »ich denke« <strong>und</strong> <strong>der</strong> rationalen<br />

Physiologie des inneren Sinnes) <strong>die</strong> Spontaneität schon gegenüber dem<br />

inneren Sinn mit Einbildungskraft begabt ist, <strong>und</strong> insofern eine Basis zu<br />

einer intentionalen Interpretation von Vorstellungsinhalt, intentionale<br />

Gegenständlichkeit im Urteil <strong>und</strong> davon zu unterscheidendes Ding liefert,<br />

sodaß <strong>die</strong> Intentionalität selbst eben nicht als ein von Kant vernachlässigter<br />

Ansatz zur Behandlung <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Beschaffenheit des<br />

Bewußtseins abgetan werden kann. Daß in <strong>der</strong> Stellung <strong>der</strong><br />

Antizipationskategorie durchaus <strong>die</strong> scholastische Spannung, wie sie<br />

zwischen Thomas <strong>und</strong> Duns Scotus gemäß <strong>der</strong> Gewichtung <strong>der</strong><br />

aristotelischen <strong>und</strong> augustinischen Traditionen hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> intentionalen Verfaßtheit des Bewußtseins zum Ausdruck<br />

kommt, kann wohl nicht bestritten werden; zumal, wenn man Kants<br />

Unterscheidung in theoretische <strong>und</strong> praktische Vernunft vor <strong>die</strong>sem<br />

scholastischen Hintergr<strong>und</strong> ernst nimmt. 238 — So halte ich <strong>die</strong> Analyse <strong>der</strong><br />

Intentionalität, so wie sie Heidegger von Brentano <strong>und</strong> Husserl sowohl<br />

übernommen, aber auch abgewandelt hat, für eine ausgezeichnete<br />

Gelegenheit, <strong>die</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Sprachphilosophie überhaupt weitgehend<br />

237 K.d.U., vor allem § 59: »Unsere Sprache ist voll von <strong>der</strong>gleichen <strong>und</strong> indirekten<br />

Darstellungen, nach einer Analogie, wodurch <strong>der</strong> Ausdruck nicht das eigentliche<br />

Schema für den Begriff, son<strong>der</strong>n bloß ein Symbol für <strong>die</strong> Reflexion enthält.«<br />

238 Dieter Henrich, Der Begriff <strong>der</strong> sittlichen Einsicht <strong>und</strong> Kants Lehre vom Faktum <strong>der</strong><br />

Vernunft, in: Kant. Zur Deutung seiner Theorie von Erkennen <strong>und</strong> Handeln, Hrsg.<br />

Gerold Prauss, Neue Wissenschaftliche Bibliothek: Philosophie, Kiepenheuer <strong>und</strong><br />

Witsch, Köln 1973, p. 223 ff.. H. zeigt, daß Kant sich <strong>der</strong> Schwierigkeit bewußt war,<br />

daß <strong>der</strong> Wille nicht selbst aus den Erkenntnisvermögen entspringen kann, <strong>und</strong><br />

versucht hat, zwischen zwischen Positionen <strong>der</strong> rationalen Ethik (Clarke, Wollaston,<br />

Wolff) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Philosophie des „moral sense« (Shaftesbury, Hutchenson, Butler)<br />

(p. 233) zu vermitteln. Historisch betrachtet, übernimmt Kant von Crusius <strong>die</strong> Kritik<br />

am Wolffschen Rationalismus (Der Wille ist nicht aus dem Erkenntnisvermögen<br />

abzuleiten) <strong>und</strong> fügt hier <strong>die</strong> genauere Formulierung des Problems von Hutchenson<br />

hinzu. Als Ergebnis <strong>die</strong>ser Operation ist folgendes Verhältnis zu denken: <strong>die</strong><br />

theoretische Vernunft läßt zwar <strong>die</strong> Richtigkeit einer Handlung einleuchten, ist aber<br />

nicht <strong>die</strong> Quelle <strong>der</strong> Billigung <strong>und</strong> des Antriebes zur Handlung. Das Gute selbst<br />

wird nicht erkannt, son<strong>der</strong>n gebilligt. Allerdings ist unsere Billigung nicht <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong> des Guten, gut zu sein.

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