daunlots 60 - Sauerlandmundart
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heidnischen Bräuchen Wotan und Freya verehrend, den Frühling und mit ihm die<br />
„blühende, fruchtreiche Zeit“ feiert [...].<br />
Der Einzelne soll verpflichtet werden, sämtliche privaten Glückswünsche dem Land,<br />
aus dem er stammt, und dessen Traditionen unterzuordnen. [...] Berens-Totenohl<br />
bevorzugt bei der Beschreibung der Menschen, um ihre Erdverbundenheit zu<br />
suggerieren, organische Metaphern: „Wenn ein Baum morsch ist, fällt er, und kein<br />
Stützen hilft. Das Land aber bleibt. Das welkt nicht. Es baut neue Bäume. Das Land ist<br />
euer Hof. Die neuen Bäume seid ihr.“ [...] Hier, wie an der Beschreibung des<br />
Wulfsfriedhofes, der alle Wulfe seit Urzeiten vereint, zeigt sich die religiöse Botschaft<br />
des Romans. Die Wulfe sind zwar heimliche Heiden und Ketzer, aber eigentlich<br />
Pantheisten; Wotan und Freya sind nur Symbole der Naturkräfte. Die wirkliche Religion<br />
bezieht sich auf Sippe, Hof, Erde und Blut. Wer sich dem bedingungslos unterwirft,<br />
erlangt in der Volkssage Unsterblichkeit.<br />
Friedrich Schroeder hat eingehend das BERENS´sche Versepos „Einer Sippe Gesicht“ von<br />
1941 untersucht (Schroeder 2005). Hier ist das Leitmotiv ohne Abstriche nach dem „Blut und<br />
Boden“-Komplex gestaltet: „Ein tief Geheimnis brennt im Blut, das durch Geschlechter<br />
brünstig läuft ...“ 21<br />
Josefa Berens Ende der 1920er Jahre bei der künstlerischen Handarbeit.<br />
Im J.B.T.-Doppelwerk „Der Fels“ (1943) und „Im Moor“ (1944) sind die für den völkischen<br />
Bauernroman typischen Motive nicht zu übersehen: 22 Nach seiner Heimatkehr aus Napoleons<br />
Russlandfeldzug nimmt ein kriegsversehrter sauerländischer Bauernsohn als Hoferbe gemäß<br />
21 Ausgangspunkt des Verhängnisses, das binnen zwölf Generationen zum Aussterben des Geschlechtes führt, ist<br />
der ungesühnte Mord des ersten Bauern der Munkschen Sippe an seinem schwachsinnigen Bruder, den er als<br />
Last empfindet. Gegen meine frühere, zu wohlwollende Deutung (vgl. Berens-Totenhol 1992, S. 198) gebe ich<br />
hier zu bedenken, dass ja innerhalb des Versepos i.S. der NS-Ideologie die ganze „Sippe“ als „erblich belastet“<br />
zu betrachten ist. J.B.T. wusste mit Sicherheit vom „Euthanasie“-Programm des nationalsozialistischen Staates.<br />
Im Erscheinungsjahr des Werkes hat auch ihr Parteifreund LORENZ PIEPER als überzeugter Nationalsozialist<br />
gegen den Mord an Geisteskranken in Warstein opponiert (→IV). Ihre Dichtung „Einer Sippe Gesicht“ kann<br />
selbstredend nicht als Protest gegen die systematischen Morde gelesen werden!<br />
22 Vgl. meine kurzen Inhaltsangaben in: Berens-Totenohl 1992, S. 198-200.