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daunlots 60 - Sauerlandmundart

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Im Rahmen einer Reihe für die Zentrums-Zeitschrift „Germania“ schlägt der sauerländische<br />

Heimatforscher JOSEF RÜTHER bereits am 28. November 1923 Alarm (Blömeke 1992, S. 39,<br />

41f, 93, 101). Er verweist auf katholische Rechtsextremisten bzw. Antisemiten (wie den<br />

Priester LORENZ PIEPER) und sieht in M. KAHLES Lyrikband „Volk, Freiheit, Vaterland“<br />

einen neuheidnischen Abfall vom Christentum am Werk, wie er auch bei anderen völkischen<br />

Katholiken anzutreffen sei. Zu KAHLES „Glaubensbekenntnis“ gehöre nämlich ein stolzer<br />

„Deutscher Gott“, der „SEINEM Volk“ lieber Untergang als demütige Knechtschaft geben<br />

soll (M. Kahle: Volk, Freiheit, Vaterland. Hagen 1923, S. 78):<br />

„Deutscher Gott, Du Gott der Freien,<br />

Straffe deines Volkes Rücken,<br />

Laß die Bürde seines Leidens<br />

Ihm den graden Sinn nicht bücken.<br />

Eh wir denn zu Knechten werden,<br />

Die beim Feind in Demut flehen,<br />

Laß uns, stolzer Gott der Freien,<br />

Laß uns lieber untergehen.“<br />

MARIA KAHLE propagiert wider die Republik einen leidenschaftlichen Hass und die Bereitschaft<br />

zum aufopfernden Tod, so auch in diesem Text des besagten Bandes (zit. Richter<br />

2012*):<br />

„Wir sind die Kinder einer großen Zeit,<br />

Die tief in alle Herzen eingebrannt<br />

Die Flammenworte: „Heimat! Vaterland!<br />

Verklärt von Liebe und verklärt von Leid.“<br />

Wir sind die Kinder einer wilden Zeit.<br />

Die erzbeschuht auf Kampfesfeldern klirrt,<br />

Die blutbefleckt durch Todesnächte irrt<br />

und laut um Rache auf zum Himmel schreit.<br />

Wir sind die Kinder einer harten Zeit,<br />

Die nicht nach Tränen, nicht nach Liebe fragt.<br />

Die unerbittlich nur das eine sagt:<br />

Für Deutschlands Leben sei zum Tod bereit!“<br />

J. RÜTHER wünscht sich ein Eingreifen der Bischöfe wider jene Kreise, die unter unbändigen<br />

Hassgesängen das Christentum verfälschen und die Demokratie attackieren. – Der Jungdeutsche<br />

Orden, als dessen Anhängerin MARIA KAHLE sich bekennt, wirft ihm seinerseits vor, „in<br />

geradezu mephistophelischer und jüdischer Weise ... Laien und Episkopat künstlich in<br />

Aufregung und Entrüstung“ versetzen zu wollen durch einen „Lügen- und Verleumdungsfeldzug“<br />

(Bracht 1994*, S. 69). – RÜTHER kann sich jedoch im SAUERLÄNDER HEIMATBUND,<br />

wo MARIA KAHLE dem Rechtsaußenflügel angehört, nicht durchsetzen. Heimatbund-Gründer<br />

Pfarrvikar FRANZ HOFFMEISTER erkennt zwar im Werk der Olsbergerin schon früh viel<br />

nationalistische Überheblichkeit und literarisch wertloses Pathos, doch auf die Werbe-<br />

Gedichte durchzieht eine Verklärung des Krieges als Schicksal, die auch die wirklichkeitsferne Selbstaufgabe<br />

des Einzelnen einfordert. Aus einer illusionären Gemeinschaft der Schützengräben soll eine nationale<br />

Wiedergeburt erfolgen.“

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