daunlots 60 - Sauerlandmundart
daunlots 60 - Sauerlandmundart
daunlots 60 - Sauerlandmundart
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
68<br />
Unmissverständlicher als in diesem Votum von 1939 kann man sich wirklich nicht mehr zu<br />
Hitlers Weltkriegspolitik bekennen (dass die beschriebenen Kriegsziele ohne „Vernichtung,<br />
Plünderung, Verderben“ anderer nicht zu erzielen wären, ist der Verfasserin selbstredend klar<br />
gewesen). Die Beiträge von und über MARIA KAHLE in der Zeitschrift „Heimat und Reich“<br />
ergeben – auch in chronologischer Hinsicht – ein noch vollständigeres Bild. Die Autorin<br />
beschwört bereits 1934 unter der Überschrift „Bedenkt ihr deutschen Jungen und Mädchen“<br />
das „Blut der Ostlandfahrer, die wilde Weiten eroberten“ (S. 54). Gelobt werden Anfang 1935<br />
nach der Heimkehr der Dichterin am 21.12.1934 deren „große Missionsreise in die<br />
südamerikanischen Städte und Urwaldsiedlungen Brasiliens, Argentiniens und Paraguay“ (S.<br />
74f) und hernach ebenso KAHLES publizistische Beschwö-rung von demütiger weiblicher<br />
Opferbereitschaft für das Vaterland: „mit Blut und Leben willig verpflichtet“ (S. 82). Zur<br />
Expansionspädagogik passt das 1935 dargebotene KAHLE-Gedicht „Vermächtnis des<br />
Siedlers“. Auf dem Westfalentag 1935 spricht M. KAHLE, umringt von <strong>60</strong> Wimpeln des<br />
„Volksbundes für das Deutschtum im Ausland“ (VDA), als „Vorkämpferin für den Gedanken<br />
der Deutschtumspflege im Ausland“ (S. 142). Im gleichen Jahr vermittelt MARIA KAHLE mit<br />
ihrem Text „Westfalen in der Welt“ schon einen Geschmack auf die noch bevorstehende<br />
Ostsiedlungspropaganda (S. 162-166): „Westfalenblut“, so meint sie, sei zu schade, lediglich<br />
„fremde Völker mit aufzubauen und fremde Kulturen zu verjüngen“; so gilt denn die Suche –<br />
angetrieben durch eine „alte germanische Bauernsehnsucht“ – dem „verwandten Blut“, z.B.<br />
im Nordosten. – Die begeisterte VDA-Pionierin wirkt dann entsprechend schon im Rahmen<br />
einer neuen Fachstelle des WHB (S. 174). Ebenfalls 1935 wird sie „vom Stellvertreter des<br />
Führers, Reichsminister Rudolf Heß, empfangen“ (S. 202).<br />
In ihrem Beitrag „Was bedeutet mir Westfalen“ (S. 207-209) erzählt MARIA KAHLE im<br />
gleichen Jahr, wie ihr einst im Ausland der „Gegensatz zwischen deutscher und fremdrassiger<br />
Art“ und das Verständnis von „heiliger Volksgemeinschaft“ klar wurde; nebenbei verrät die<br />
Dichterin, die bis zum 17. Lebensjahr acht Wohnortwechsel hinter sich hatte bringen müssen,<br />
auch ganz ungewollt, dass ihre sauerländische Identität eigentlich nur eine nachträglich –<br />
durch Heimatblutideologie – konstruierte ist. 80<br />
In einem Beitrag über MARIA KAHLE als „Kämpferin fürs Reich“ wird 1936 gelobt, dass sie<br />
in der Nachfolge E.M. Arndts schon früh vom „Deutschen Gott“ gesungen hat, und hernach<br />
konstatiert, „daß Maria Kahles Weg nach ihrer ganzen geistigen Entwicklung und Zielsetzung<br />
in das Bekenntnis zum Nationalsozialismus münden mußte, der die Erfüllung ihres Kämpfens<br />
brachte“ (S. 230f). Dazu passend bringt die Zeitschrift im Jahrgang 1937 M. KAHLES völkisches<br />
„Deutsches Volksgebet“ (S. 369) und ihr Auslanddeutschtums-Gedicht „Das Wort vom<br />
deutschen Mutterland“ (S. 431). Gepriesen wird sie, die noch im Winter 1933 auf einer<br />
Vortragsreise in der Tschechoslowakei verhaftet und ausgewiesen worden sei, 1937 als „die<br />
mütterliche Führerin des ringenden Deutschtums in der Welt“, was auch ein KAHLE-Gedichtzitat<br />
unterstreichen soll: „Von tausend Müttern komm ich her / Und bin von ihren Träumen<br />
schwer, / Sie sind in meinem Blut“ (S. 370-374). Bescheinigt wird der soeben ausgezeichneten<br />
Literaturpreisträgerin ein unbeirrbarer „Kampf für deutsche Art und deutsches Blut und<br />
gegen alle Gefahren des deutschen Wesens“ (S. 434). Die Dichterin selbst beteiligt sich an<br />
einer der Zeit entsprechenden neuen Droste-Interpretation unter der Überschrift „Annette als<br />
Künderin nordischer Landschaft“ (S. 478-483).<br />
Auf der Gaukulturwoche Westfalen-Nord werden 1938 die vom Bildhauer Albert Mazzotti<br />
geschaffenen „Köpfe“ MARIA KAHLES und J. BERENS-TOTENOHLS gezeigt (S. 539). Im<br />
gleichen Jahr betont M. KAHLE in ihrer „Rezension zu Friedrich Lange: Oberschlesien“, daß<br />
Grenzen wandelbar seien und die „gewachsene Einheit von Raum und Volkstum“ bleibe, im<br />
80 Wiederholt wird in der Zeitschrift „Heimat und Reich“ auch die u.a. in einem Aufsatz von J. BERGENTHAL zu<br />
lesende Behauptung, M. Kahle sei „im Frühjahr 1913 als junges Mädchen nach Brasilien gefahren“, einfach „um<br />
eine Tante zu besuchen“ und dann – irgendwie ganz unbeabsichtigt – viele bzw. sieben Jahre in Brasilien<br />
geblieben (S. 510, 628; vgl. aber auch S. 433).