daunlots 60 - Sauerlandmundart

37
6. Textdokumentation:
Plattdeutsches Zwiegespräch
Die Schwester des sauerländischen Komponisten Georg Nellius hält diese
Allerseelenzwiesprache mit ihrem Bruder am Grabe in Rumbeck in dem von
Georg Nellius so geliebten sauerländischen Platt.
Georg – bat soll ik van di seggen –
Niu most diu schon eun Johr in keuler Ere leggen.
Voi stoiht hoi, und wellt doi beseiken.
Et riuschket de Dännen – et riuschket de Eiken.
Se spreaket tau uns iut ner anderen Welt,
Bo diu jetzt wuenst, von me Hiemelszelt.
Georg – is doi de Herrgoatt näu boise wegen menschliker Schwiäken?
Sing me woat vör – dann lät hei bestimmt met sik spreaken.
Spiel ok do owwen de Oergel,
tau Gorres Ruhm un Ehr!
Ik sei den Herrgoatt wohl ernst,
doch sei ik kein Fölleken mehr.
Spiel – spiel iut der duitschken Misse, dat „heilig is de Herr“.
Und all dat schoine andere, dann segget hei niks mehr.
Bescheuen hoi op dünser [düeser?] Erden –
„Bei sik selws erhöht, dei werd erniedrigt werden“ –
Leggest diu hoi an der Kerkhofshoin,
Dei Herrgoatt gief do owwen
Dei oine andere Stoie.
Dain letzter Wunschk jedoch, hei wor erfüllet,
deu gröuste Heimatsehnsucht is gestillet.
Hot [Hoi?] legget doine Breuers, deune Ellern un doin Oihme,
Un diu bis niu äuk hoi – –
„endlich woiher ter Hoime“.
Quelle: „Zwiesprache“ [undatierter Zeitungsausschnitt (1953) ohne weitere Angaben:
Christine Koch-Mundartarchiv] – Offenkundige Fehler im gedruckten Mundarttext wurden
nicht korrigiert!