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daunlots 60 - Sauerlandmundart

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27<br />

ein Sichhingeben, ein Sichbetten in eine Kraft außer ihm, der weiß nichts vom rechten<br />

Glauben. 41<br />

Der Glaube ist Tat. Er ist Kampf. Wie Dürers Ritter in die Schlucht des Todes hineinreitet,<br />

aufrecht und ohne Furcht, wie ihn keine Hölle und kein Teufel schreckt, wie er den Tod auf<br />

der Lauer weiß und doch seinen Weg nimmt, so und nur so kann der Mensch Zeiten<br />

überstehen, wie wir sie heute erleben. Wer innerlich schwach ist, wer von Furcht erfüllt, seine<br />

Tage zählt, wer die Fackel des Glaubens anzuzünden vergaß, oder wer zu arm war an<br />

Feuersglut, daß ihm der zündende Funke fehlt, der wird die Schlucht des Todes nicht<br />

durchschreiten; er wird zusammensinken, ehe er noch die Mitte ergangen hat. 42<br />

Weltstunden sind immer von unheimlicher Größe. In ihnen brechen elementare Kräfte auf, die<br />

zwar zu aller Zeit vorhanden sind und in der Tiefe schlummern; aber sie sind dann gebunden<br />

und gebändigt, überdeckt von Ordnungen, die für Jahrhunderte und länger Geltung haben.<br />

Dann aber, wenn deren Zeit um ist, wenn neue Inhalte ans Licht drängen und sich ihre neue<br />

Form suchen, wenn andere Lebensordnungen gefunden werden müssen, dann bebt die Erde.<br />

Das Leben gebiert sich neu. Unter Erschütterungen und Schmerzen aber geschieht alle<br />

Geburt.<br />

Die Menschen wissen es nicht, was ans Licht drängt, sie ahnen es nur. Diesem Geahnten<br />

schenken sie ihren Glauben. Von der Notwendigkeit dieses Geahnten aber wird dieser Glaube<br />

gehärtet, je näher die Zeit heranrückt. Einer ist der vom Schicksal Erkorene, der das Neue<br />

auszulösen hat; er ist der Schauende, der es verkündigt. 43 Er gewinnt die Erstlinge der<br />

Gläubigen und führt sie der neuen Ordnung des Lebens zu, er vollzieht mit ihnen den<br />

Durchbruch ins Kommende.<br />

Wie dieser erste Glaubensträger, wie seine Anhänger sich aber allen andern plötzlich<br />

gegenüberstehend sahen, denjenigen, die noch in der alten Ordnung lebten, so steht heute das<br />

gläubige Volk jenen Mächten gegenüber, denen das Gewordene gehört, die sich im Besitz des<br />

Gewordenen reich dünken und im materiellen Sinne auch sind.<br />

Diesen Besitzenden wohnt eine heimliche Angst inne, die Sorge, daß aus dem Gewordenen<br />

nicht etwas Gewesenes werde. Die Sorge treibt sie zum Kampfe. So stehen die beiden Mächte<br />

heute gegeneinander.<br />

Auch die Zeiten kennen Jugend und Alter. Die eine ist das Wachsende, die andere das<br />

Vergehende. Unerbittlich waltet dieses Gesetz. Immer aber ist das Wachsende das Stärkere,<br />

einerlei ob ein Jahrhundert darangewendet werden muß oder ein Jahrtausend. Die<br />

Waagschale des anderen sinkt, einerlei, wie lange sie noch in der Schwebe sein mag.<br />

Der Glaube aber ist es, der Glaube an das Neue, das Kommende, der es wachsen macht. Er<br />

ist die Herzkraft unseres Volkes, in der wir durch die Hölle des Krieges hindurchgehen<br />

können mit einem Wagemut ohnegleichen und einem Zorn ohnegleichen. Unsere Waffen sind<br />

die Stärke unserer Hand, unser Glaube aber ist die Kraft unseres Herzen, die unsere Hand<br />

lenkt. Solange er in uns brennt, stehen wir; solange sind wir unbesiegbar. Wann aber hätten<br />

wir Grund, im Glauben wankend zu werden? Sind wir doch die Wachsenden, die<br />

Kommenden!<br />

(Josefa Berens-Totenohl: Vom Glauben. In: Bücherkunde der Reichsstelle zur Förderung des<br />

Deutschen Schrifttums 11/1944, S. 3-4.)<br />

41<br />

„Glaube“ wird hier also eindeutig abgegrenzt zur tradierten christlichen Religion und eben nicht verstanden als<br />

„Sich verankern“ in einen transzendenten Gott.<br />

42<br />

Diese Zeilen sind ohne Zweifel als Absage an alle zu deuten, die 1944 keinen „Glauben“ mehr an einen<br />

Endsieg der deutschen Wehrmacht im Weltkrieg hegen. Zuvor schon war z.B. ein kriegspropagandistischer Text<br />

von J.B.T. wie „Mutter Drisch“ 1939/1942 in Schullesebüchern für Mädchen und Jungen abgedruckt worden<br />

(Niethammer 1992, S. 355).<br />

43<br />

Für keinen Leser 1944 blieb verschlossen, dass die Autorin hier Adolf Hitler meint und mit den „ersten<br />

Glaubensträgern“ dann im nächsten Absatz die Pioniere der nationalsozialistischen Bewegung angesprochen<br />

sind.

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