daunlots 60 - Sauerlandmundart
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In der Ferne entwickelt sich dann freilich eine unstillbare Sehnsucht zurück nach Vaterland<br />
und Heimat, hin zu dem, was ihr zuvor als „klein und eng“ erschienen war. Inmitten einer<br />
„Leere der Fremde“ schreit ihr „vor Heimweh das Herz“. MARIA KAHLE schreibt in Brasilien<br />
Beiträge für deutschsprachige Zeitungen und tritt „dichterisch“ hervor „im Kampf für das<br />
Deutschtum“ bzw. als unermüdliche Kriegspropagandistin (vgl. Pesch 1922*). Ihr erstes Buch<br />
„Liebe und Heimat“ erscheint 1916 in Sao Paulo (Schroeder 1993*). Gegen „feindliche<br />
Blicke“ beim Gang „durch die fremde Stadt“ setzt sie darin z.B. ihr Gedicht „Ich bin eine<br />
Deutsche“: „Da werf ich den Kopf zurück: Jawohl! ich bin eine Deutsche! […] eine Tochter<br />
[…] Des Landes, das heute den Völkern weist / Seinen Willen in Flammenschein! / Das heißt,<br />
dass auch mich durchbebt / der alte trutzige Heldengeist, / Der in unserem Volke lebt! / Habt<br />
acht! Ich bin eine Deutsche!“ 64<br />
Die katholische Religiosität, bei MARIA KAHLE weithin im Stil der Kinderfrömmigkeit des<br />
Poesiealbums präsentiert, ist in diesem Erstlingswerk schon eng mit der nationalistischen<br />
Kriegsideologie verbunden. Als „heilig“ wird besungen das Deutschland „jungblonder“<br />
Helden- und Märtyrerköpfe. In sich selbst verspürt die Literatin den „heiligen germanischen<br />
Zorn“, der „alles zu Boden reißt“.<br />
1917 erscheint das – im gleichen Jahr auch erstaufgeführte – Festspiel „Am Rhein“, in dem<br />
M. KAHLE einen namenslosen sozialdemokratischen Wortführer auftreten lässt als den<br />
„fremden Wandersmann“ – „fremd allem, was Euch durch das Dasein weist, / fremd allem,<br />
was bei Euch Vaterland heißt“ (Pesch 1922*, S. 40).<br />
Nachdem das stolze Germanenvolk der Welt dann doch nicht „seinen Willen in Flammen-<br />
[werfer]schein“ hatte aufdrängen können, steigerte MARIA KAHLE ihre nationalistische<br />
Religion noch weiter. In einer Literarischen Zeitungsbeilage (Sâo Paulo) vom 27. Januar 1920<br />
liest man von ihr z.B. folgende Verse (zit. Pesch 1922*, S. 39):<br />
Bist Du das Volk, das einst die Römer jagte,<br />
Der schlachtgewohnten Krieger stolzes Heer,<br />
Das sich vermessen in dein Eigen wagte?<br />
Den Ahnen war der Fremden Joch zu schwer,<br />
Sie wählten lieber freien Schwertertod,<br />
Ha, tausendmal! als Schmach und Gnadenbrot ...<br />
Bist du das alte deutsche Volk nicht mehr?<br />
des >Westfälischen VolksblattesDeutschland muß leben, und<br />
wenn wir sterben müssen!< und der trotz mancher Enttäuschung alles vom deutschen Volk erwartet. - >Deutsch<br />
sein heißt frei sein! nur Feige und Knechte leben in Knechtschaft und Schande das Leben!< Dieses markige<br />
Wort der Dichterin möchte ich jedem Deutschen zurufen. – Beim Ausbruche des Weltkrieges trat Maria Kahle in<br />
der deutschsprachlichen Presse Brasiliens unter voller Namensnennung mit solch packenden Kriegsliedern<br />
hervor, daß man hinter dem Namen einen Mann vermutete; ein Lied nach dem andern erschien, durch<br />
Wandervorträge ward die Dichterin bekannt – nun wußte man, wer das Deutschtum mit solch großer Energie,<br />
mit solch naturwüchsiger, ungekünstelter Liebe vertrat, so daß auch die Ängstlichen aufgerüttelt, begeistert<br />
wurden. Eine junge Dichterin war´s, die von sich selbst sagt: >Auch ich bin stark! / Ich will im Streit / Auch eine<br />
Waffe wagen!< Gar bald war sie den Deutschen Brasiliens >unsere Dichterin!