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daunlots 60 - Sauerlandmundart

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In Blut und Art und Seele, im Zukunftsglauben gleich,<br />

Heil Österreich und Deutschland! Ein Führer und ein Reich!“ 69<br />

57<br />

Auf dem Soester Dichtertreffen 1941 greift M. KAHLE „mit ihrem plastischen Bericht vom<br />

Schicksal einer deutschen Familie im Polenkrieg mitten hinein in die deutsche Gegenwart“,<br />

nämlich in das Kriegsgetriebe (Vernekohl 1941, S. 124f). Nachdem die Schlacht um Stalingrad<br />

die Siegeszuversicht in der Bevölkerung schwinden lässt, meldet sie sich mit Durchhalteparolen<br />

wider die Schwarzseher zu Wort:<br />

„Unsere Soldaten vertrauen der Kraft deutscher Waffen, der Planung des Führers und<br />

ihrer eigenen Tapferkeit; sie würden mit Gelächter und Verachtung die Phantasiegebilde<br />

der >Propheten< abtun. Und der kleine Rest ängstlicher Gemüter, die den Pythias-<br />

Sprüchen Gehör schenken? Wir wollen ihnen zeigen, was wir von ihnen halten, wenn<br />

sie mit ihren Orakeln hausieren.“ (zit. Blömeke 1992, S. 145)<br />

Der Schluss dieser Zeilen enthält geradewegs eine Aufforderung zur Denunziation von<br />

Menschen, die sich durch mangelnde Siegesgewissheit der sogenannten Wehrkraftzersetzung<br />

verdächtig machen.<br />

Zur Zeit des Nationalsozialismus erschien in mehreren Auflagen MARIA KAHLES romanhaftes,<br />

z.T. autobiographisch inspiriertes Buch „Umweg über Brasilien“, auf dessen Propagandagehalt<br />

Friedrich Schroeder nachdrücklich hinweist: Eine junge Deutsche verschlägt es nach<br />

Brasilien, wo sie in der Fremde erst richtig den Wert ihres „deutschen Blutes“ schätzen lernt<br />

und durch die Lektüre von Hitlers Buch „Mein Kampf“ die wahren Fragen des „Deutschtums“<br />

erkennt. Als Lehrerin gibt sie dieses neue Wissen an Schüler einer brasilianischen<br />

Deutschensiedlung weiter, was diese vielleicht „heim ins Reich“ weisen könnte. Die mit dem<br />

NS-Massenmord verbundene Judenhass-Propaganda wird in diesem Werk Kahles ebenfalls<br />

verbreitet. Im Orginalton: „Wie die Schmarotzergewächse im Urwald“ in den Wipfeln<br />

vormals unversehrter Bäume „prall und feist vom Blut und Lebensmark des Baumes, ihre<br />

grellen, geilen Blüten treiben, – so war Deutschland überfallen, verstümmelt von seinen<br />

Feinden und überwuchert und ausgesogen von dem tödlichsten Gegner im eigenen Lande, von<br />

dem schmarotzerischen Judentum“. (Das ungekürzte Referat zu diesem Buch ist im Internet<br />

nachlesbar: Schroeder 1993a*, S. 5f)<br />

Insgesamt ist es unmöglich, MARIA KAHLES Weltanschauung vom Nationalsozialismus<br />

abzusetzen. Hans-Günther Bracht konstatiert (Bracht 1994*, S. 9):<br />

„Unter dem Einfluß antisemtischer Kreise entwickelte Kahle ein biologistischrassistisches<br />

Gesellschaftsbild, das sich in Sprache und Analyse niederschlug. Nicht nur<br />

die deutsche Arbeiterschaft sah Kahle >unter der Führung undeutscher Menschendeutsche Volksseele< war für sie >vergiftet durch die Lehren<br />

volksfremder Führeruralten Erbgut deutschen Blutes< einen besonderen Wert erkannte,<br />

konnte dann auch als Perspektive betrachten: >Erst wenn alle Deutschblütigen und<br />

Deutschfühlenden eine Bruderschaft geworden sind, können wir zukunftssicher dem<br />

neuen Tag entgegensehen!< Auch wenn sie – konsequenter ausgrenzend – teilweise<br />

vage andeutete, war ihrem Publikum der antisemitische Tenor folgender Aussage klar:<br />

>Wir haben Hunderttausenden Wohnung und Wohnstatt gegeben, die unserem Volke<br />

nicht nur fremd waren, sondern die mit dem Bewußtsein zu uns kamen, daß sie nur dann<br />

die Herrschaft über uns gewinnen könnten, wenn sie das Seelische des deutschen<br />

Volkes zersetzen.< So meinte Kahle auch die >Quelle fast aller ... Übel< rassistisch<br />

69 Voller Textzugang über das Internet: Kahle 1939*.

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