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Vom Fremdsprachenlernen in der Grundschule zum ...

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2 Didaktisch-methodische Grundlagen für die Anfangsstufe des <strong>Fremdsprachenlernen</strong>s<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule 1)<br />

Fremdsprachendidaktik und Fremdsprachenlehr- bzw. Fremdsprachenerwerbsforschung haben <strong>in</strong><br />

den letzten zwei Jahrzehnten erhebliche Fortschritte gemacht. Sie s<strong>in</strong>d zu neuen und für den Un-<br />

terricht bedeutsamen Erkenntnissen gelangt; <strong>in</strong>zwischen ist mehr über die Prozesse bekannt, die<br />

<strong>in</strong> den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern beim Erlernen e<strong>in</strong>er neuen Sprache ablaufen. Traditionelle Pr<strong>in</strong>-<br />

zipien und Methoden, die den alltäglichen Fremdsprachenunterricht prägen, müssen vor dem H<strong>in</strong>-<br />

tergrund dieser neuen wissenschaftlichen Befunde kritisch geprüft werden. Neue Pr<strong>in</strong>zipien und<br />

Methoden, die dem heutigen Stand <strong>der</strong> wissenschaftlichen Forschung entsprechen, müssen ihren<br />

Platz e<strong>in</strong>nehmen.<br />

Der Zusammenhang von Lehren und Lernen, von dem, was die Unterrichtenden <strong>in</strong>tendieren, und<br />

dem, was die Lernenden daraus profitieren, ist weniger eng als bisher angenommen. Die Schüle-<br />

r<strong>in</strong>nen und Schüler übernehmen nicht e<strong>in</strong>fach, was ihnen die Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer darbieten; sie<br />

fügen nicht die Elemente <strong>der</strong> neuen Sprache <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weise und Reihenfolge ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, wie sie<br />

ihnen im Unterricht nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong> präsentiert werden. Die Verarbeitung <strong>der</strong> Elemente <strong>der</strong> neuen<br />

Sprache zu e<strong>in</strong>er persönlichen Fremdsprachenkompetenz folgt allgeme<strong>in</strong>en und <strong>in</strong>dividuellen Ge-<br />

setzmäßigkeiten.<br />

Die Unterrichts<strong>in</strong>halte und ihre nach systematischen Gesichtspunkten geplante Abfolge, wie sie<br />

z.B. <strong>in</strong> den Lehrwerken festgelegt ist, s<strong>in</strong>d wichtige Strukturierungshilfen, aber nur zwei von vielen<br />

Faktoren, die den Fremdsprachenerwerbsprozess bee<strong>in</strong>flussen. An<strong>der</strong>e Faktoren s<strong>in</strong>d jene, die <strong>in</strong><br />

den Lernenden nach eigenen Gesetzen wirken.<br />

E<strong>in</strong>ige Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler lernen eher ganzheitlich (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Grundschulalter), an-<br />

<strong>der</strong>e eher analytisch; e<strong>in</strong>ige lernen besser über das Ohr, an<strong>der</strong>e über das Auge o<strong>der</strong> über die<br />

Hand. Die meisten brauchen für das Lernen die Komb<strong>in</strong>ation dieser Kanäle. Das Ausmaß an Ext-<br />

raversion o<strong>der</strong> Introversion bee<strong>in</strong>flusst das Kommunikationsverhalten. Insbeson<strong>der</strong>e Angstgefühle<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass <strong>der</strong> Spracherwerbsprozess sich erfolgreich vollziehen kann. Auch das sprachliche<br />

Vorwissen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Muttersprache und gegebenenfalls <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en außerschulisch erworbenen<br />

Sprache bee<strong>in</strong>flusst den Aufbau weiterer fremdsprachlicher Kompetenz.<br />

Die vorangegangenen Lebens- und Lernerfahrungen <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler spielen dar-<br />

über h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e große Rolle bei Verstehens- und Verständigungsprozessen. Sie entwickeln ihre<br />

Fremdsprachenkompetenz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Begegnung mit <strong>der</strong> neuen Sprache aktiv selbst, <strong>in</strong>dem sie diese<br />

Sprache verstehen und sie <strong>in</strong> möglichst authentischer Kommunikation verwenden. Sie bauen ihr<br />

<strong>in</strong>dividuelles fremdsprachliches Wissen und Können aus dem dargebotenen sprachlichen Material<br />

auf, d.h. aus den Geschichten, die ihnen erzählt werden, aus den Äußerungen <strong>der</strong> Kommunikati-<br />

onspartner und <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit den außersprachlichen Informationen, die ihnen z.B. <strong>der</strong> situative<br />

Kontext zur Verfügung stellt.<br />

1) Die folgenden Ausführungen basieren im Wesentlichen auf:<br />

- G. Bach, J.-P. Timm (Hrsg.): Englischunterricht, Francke Verlag, Tüb<strong>in</strong>gen und Basel, 2. Aufl. 1996<br />

- W. Butzkamm: Psychol<strong>in</strong>guistik des Fremdsprachenunterrichts, Francke Verlag, Tüb<strong>in</strong>gen 1989<br />

- R. Ellis: The Study of Second Language Acquisition,: OUP, Oxford 1994<br />

- S. Krashen: Pr<strong>in</strong>ciples and Practice <strong>in</strong> Second Language Acquisition, Pergamon, Oxford 1982<br />

- P. Lightbown, N. Spada: How Languages are Learned, OUP, Oxford 1993<br />

- J. P. Timm (Hrsg): Englisch lernen und lehren, Cornelsen, Berl<strong>in</strong> 1998<br />

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