Systemhandbuch - Hogrefe Austria
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<strong>Hogrefe</strong> TestSystem <strong>Systemhandbuch</strong> 91<br />
8.8.1.8 Reports und Textbausteine als Interpretationshilfen<br />
Von den „Automatisierungsbefürwortern“ der Psychodiagnostik wird meist gewünscht, dass<br />
Testprofile möglichst automatisch interpretiert werden, indem für Werte und Wertekombinationen<br />
eine Zuordnung zu Textbausteinen erfolgt, die dann ausgedruckt werden. Deshalb<br />
bieten nun einige Tests auch Textbausteine als Interpretationshilfen an, die normabhängig<br />
der Personbeschreibung bzw. Befundung dienen. Diese „elektronischen Befunde“ erfreuen<br />
sich einer steigenden Beliebtheit. Alle von uns geprüften Reportwriter nehmen eine recht direkte<br />
Zuordnung zwischen Skalenwert und Textbaustein vor: Dem gleichen Wert entsprechen<br />
gleichartige Interpretationen. Manchmal hilft ein Zufallsgenerator bei der Wahl des konkreten<br />
Textbausteines, um diese starre Logik zu verbergen. Das generelle Problem von Reportwritern<br />
soll folgendes Beispiel verdeutlichen:<br />
Ein Persönlichkeitsmerkmal (nennen wir es „Kontrollbedürfnis“) ist durch verschiedene Facetten<br />
repräsentiert. Nennen wir sie „Sparsamkeit“, „Gründlichkeit“ und „Ordnungsliebe“. Der<br />
Wert für „Kontrollbedürfnis“ wird ermittelt, indem alle drei Bereiche durch Items abgefragt<br />
werden und sich daraus ein Gesamtwert errechnet. Dies ist in der Regel dadurch legitimiert,<br />
dass für Personengruppen eine hohe Interkorrelation zwischen den Items und damit den<br />
Facetten nachgewiesen wurde, z.B. durch die Faktorenanalyse.<br />
Für die Interpretation des Wertes für ein Individuum möchte man sich nun nicht auf die<br />
Verwendung des generalisierten Begriffes „Kontrollbedürfnis“ beschränken, sondern man<br />
möchte manchmal die Interpretation durch meist recht blumige Formulierungen der Facetten<br />
oder Items ergänzen. Ein Problem entsteht dann, wenn stets von gleichartigen Erhöhungen<br />
bzw. Erniedrigungen in den Facetten ausgegangen wird. Eine fiktive, aber typische Interpretation<br />
für einen leicht erhöhten Wert „Kontrollbedürfnis“:<br />
... Herr K. erlebt sich als eher sparsam, ohne in das Extrem des Geizes zu verfallen.<br />
Sein Ordnungsbedürfnis ist hoch ausgeprägt und er bevorzugt es, Dingen auf den<br />
Grund zu gehen. Es besteht jedoch kein Hang zur Pedanterie ...<br />
Vielleicht ist Herr K. aber extrem geizig - ansonsten weder ordentlich noch besonders gründlich.<br />
Oder er ist geizig und gründlich, ohne jedoch die Kraft zum Halten von Ordnung aufzu-