Diskriminierendes „Ethnic Profiling“ erkennen und vermeiden: ein ...
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<strong>Diskriminierendes</strong> <strong>„Ethnic</strong> Profi ling“ <strong>erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>vermeiden</strong>: <strong>ein</strong> Handbuch<br />
illegale Drogen besitzt oder in dem von ihr gesteuerten Fahrzeug<br />
mit sich führt.<br />
In den meisten Mitgliedstaaten geben die Daten zur<br />
Strafgerichtsbarkeit gegenwärtig k<strong>ein</strong>en Überblick über den<br />
Weg, den <strong>ein</strong>zelne Vorfälle oder Rechtssachen durch die<br />
Strafgerichtsbarkeit nehmen, sodass zurzeit nicht nachvollzogen<br />
werden kann, ob <strong>ein</strong>e Festnahme zu <strong>ein</strong>er Strafverfolgung <strong>und</strong><br />
schließlich Verurteilung führt. Die „Treff erquote“ lässt daher<br />
k<strong>ein</strong>e endgültige Aussage darüber zu, ob die kontrollierte Person<br />
tatsächlich gegen das Gesetz verstoßen hat.<br />
„Unverhältnismäßigkeit hinsichtlich der Bevölkerung“<br />
bezieht sich auf <strong>ein</strong>e Situation, in der die Mitglieder <strong>ein</strong>iger<br />
ethnischer Gruppen in der Bevölkerung häufi ger polizeilichen<br />
Maßnahmen unterzogen werden als andere Gruppen, wenn ihr<br />
jeweiliger Anteil an der Gesamtbevölkerung <strong>ein</strong>es bestimmten<br />
Gebiets berücksichtigt wird. Dieser Begriff sollte nicht mit<br />
rechtmäßigen Prüfungen auf „Verhältnismäßigkeit“ verwechselt<br />
werden. Wenn sich beispielsweise die Bevölkerung, die in<br />
<strong>ein</strong>em bestimmten Gebiet lebt oder dieses passiert, zu 90 % aus<br />
Weißen <strong>und</strong> zu 10 % aus Nicht-Weißen zusammensetzt <strong>und</strong><br />
50 % aller Personenkontrollen <strong>und</strong> -durchsuchungen bei Nicht-<br />
Weißen durchgeführt werden, würde dies darauf hindeuten, dass<br />
Personenkontrollen <strong>und</strong> -durchsuchungen bei <strong>ein</strong>em Segment<br />
der Bevölkerung unverhältnismäßig oft durchgeführt werden.<br />
Zu erwarten wäre, dass der Anteil der Personenkontrollen <strong>und</strong><br />
-durchsuchungen stärker mit den Anteilen der verschiedenen<br />
Gruppen an der verfügbaren Bevölkerung über<strong>ein</strong>stimmen würde.<br />
Die Ergebnisse der EU-MIDIS-Studie zur Anzahl <strong>und</strong> Häufi gkeit von<br />
Polizeikontrollen, welchen die Mitglieder der Mehrheits- <strong>und</strong> der<br />
Minderheitsbevölkerung in zehn Mitgliedstaaten unterzogen wurden (siehe<br />
Abbildungen 1 <strong>und</strong> 2), machen für sich betrachtet k<strong>ein</strong>e Aussage zu <strong>ein</strong>em<br />
diskriminierenden Profi ling bei der Polizei. Dies hängt damit zusammen, dass<br />
die EU-MIDIS Ergebnisse Kriminalitätsmuster in bestimmten Nachbarschaften<br />
<strong>und</strong> Gem<strong>ein</strong>schaften widerspiegeln könnten, in denen intensivere polizeiliche<br />
Maßnahmen durchgeführt wurden. Wenn wir jedoch die Ergebnisse der Studie<br />
zum Ausgang der letzten von den Befragten erlebten Kontrolle betrachten,<br />
welche <strong>ein</strong>e Reihe von Fragen umfassten, was die Polizei tatsächlich tat,<br />
können wir sehen, ob <strong>ein</strong>e Kontrolle zu <strong>ein</strong>er Festnahme führte, die als<br />
„Treff er“ gewertet werden kann – zum Beispiel, wenn sich herausstellt, dass<br />
die kontrollierte Person illegale Drogen mit sich führt. Insgesamt lagen für<br />
alle zehn Mitgliedstaaten, für die wir die Ergebnisse bezüglich der Mehrheits-<br />
<strong>und</strong> der Minderheitsbevölkerung vergleichen können (die Minderheiten in<br />
Griechenland ausgenommen), die Festnahmequoten bzw. „Treff erquoten“ aus<br />
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