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Diskriminierendes „Ethnic Profiling“ erkennen und vermeiden: ein ...

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<strong>Diskriminierendes</strong> <strong>„Ethnic</strong> Profi ling“ <strong>erkennen</strong> <strong>und</strong> <strong>vermeiden</strong>: <strong>ein</strong> Handbuch<br />

konnten die Vorgesetzten k<strong>ein</strong>e Unterschiede ausmachen. Ohne statistische<br />

Belege hielten sich die Vorgesetzten damit zurück, die Beamten anzusprechen,<br />

da sie befürchteten, man würde ihnen dies als Bezichtigung des Rassismus<br />

auslegen.<br />

Im April 2007 wurden neue Formulare für die Kontrollen <strong>ein</strong>geführt, <strong>und</strong><br />

die Vorgesetzten mussten diese nach jeder Schicht prüfen. Anschließend<br />

wurden die Formulare in <strong>ein</strong>e Datenbank <strong>ein</strong>gelesen, auf die alle Beamten<br />

über das Intranet der Polizei zugreifen konnten. Die Vorgesetzten<br />

erstellten <strong>ein</strong> statistisches Bild, wie die <strong>ein</strong>zelnen Beamten <strong>und</strong> Teams von<br />

Kontrollen Gebrauch machten. Anfang 2008 entwickelte die Polizei <strong>ein</strong><br />

Softwareprogramm, mit dem ermittelt werden konnte, ob Beamte statistisch<br />

gesehen <strong>ein</strong>e unverhältnismäßig hohe Zahl von Personen kontrollierten,<br />

die <strong>ein</strong>er ethnischen Minderheiten angehörten. ( 75 ) Die Software gestattete<br />

ferner die Überwachung folgender Informationen: Gelegenheit <strong>und</strong><br />

Zufall; die Tatsache, dass die Anzahl der Kontrollen <strong>und</strong> Durchsuchungen<br />

insgesamt gering war; die Tatsache, dass die Beamten nicht dort Kontrollen<br />

durchführten, wohin sie geschickt worden waren; sowie die Tatsache, dass<br />

sie an manchen Tagen nur auf Verdächtige aus dem Kreis der Minderheiten<br />

trafen. Hieraus errechnete das Programm „Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeitsbänder“, die<br />

auf der Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeit basierten, mit der die <strong>ein</strong>zelnen Polizeibeamten<br />

Personen aus Minderheitsgruppen anhielten <strong>und</strong> dabei mit ihrem Wert über<br />

<strong>ein</strong>em bestimmten statistisch relevanten Verhältnis lagen. Das Programm<br />

identifi zierte anschließend alle Beamten, die bei den Kontrollen ihr jeweiliges<br />

spezifi sches Verhältnis überschritten hatten.<br />

Zunächst lagen r<strong>und</strong> 25 Beamte in dem Wahrsch<strong>ein</strong>lichkeitsband. Die für<br />

das Thema Vielfalt zuständige Einheit sprach mit allen von ihnen; außerdem<br />

befragte sie auch Polizisten mit Werten, die innerhalb der Verhältnismäßigkeit<br />

lagen, <strong>und</strong> hohen Treff erquoten, um herauszufi nden, wie diese die Kontrollen<br />

angingen. Die Analyse der Daten ergab, dass bestimmte Beamte Probleme<br />

hatten, „angemessene Gründe“ für <strong>ein</strong>e Kontrolle zu verstehen. Ferner gab es<br />

bestimmte polizeiliche Operationen mit rechtmäßigen Zielen, die jedoch zu<br />

unverhältnismäßigen Ergebnissen führten.<br />

Inzwischen wird das Softwareprogramm monatlich ausgeführt, <strong>und</strong> die<br />

Vorgesetzten erhalten automatisch <strong>ein</strong>e E-Mail, wenn <strong>ein</strong>er der ihnen<br />

unterstellten Beamten identifi ziert wird. Ferner werden Details zu von den<br />

( 75 ) Bei der Berechnung der Unverhältnismäßigkeit wurden Toleranzen für die Zusammensetzung der<br />

Bevölkerung in den <strong>ein</strong>zelnen Ortsbezirken <strong>und</strong> für die Zeit, die die Beamten jeweils in <strong>ein</strong>em solchen<br />

Bezirk arbeiteten, vorgesehen. Zuvor wurde die Unverhältnismäßigkeit dadurch bestimmt, dass der<br />

ermittelte Prozentsatz der angehaltenen Minderheiten mit ihrem prozentualen Anteil an der örtlichen<br />

Wohnbevölkerung verglichen wurde. Die Beamten pfl egten unverhältnismäßige Muster damit zu<br />

rechtfertigen, dass sie sagten, diese Kontrollen hätten in Gegenden mit <strong>ein</strong>em hohen Anteil an Minderheiten<br />

an der Bevölkerung stattgef<strong>und</strong>en.<br />

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