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III. Die Antike und ihre Nachtseite

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Im Unterschied dazu sei Apollon, wie im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert durchgehend be-<br />

hauptet wird, die Lichtgottheit, deren klares Wesen „der göttlichen Natur des<br />

Lichts, der siegreichen Feindin von allem Unholden <strong>und</strong> Widerwärtigen <strong>und</strong> der<br />

alldurchdringenden Ursache von allem Schönen <strong>und</strong> Harmonischen“ entspreche.<br />

„Apoll ist der Lichtgott schlechthin.“ 644 Es ist Prellers Leistung, eines der wichtig-<br />

sten Handbücher der griechischen Altertumsk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Religion verfaßt zu haben,<br />

die Griechische Mythologie, in dem sich die wichtigsten Ansätze der Mythos- <strong>und</strong><br />

Religionsforschung der Zeit wiederfinden. 645<br />

5. Bachofen<br />

Der Basler Gelehrter <strong>und</strong> Rechtswissenschaftler Johann Jakob Bachofen<br />

(1815-1887) genoß sein Leben lang kaum Achtung seitens seiner Zeitgenossen.<br />

<strong>Die</strong> Wirkung seiner Werke überschritt nie die Grenzen seiner Heimatstadt, 646 <strong>und</strong><br />

seine wichtigsten Arbeiten, Versuch über die Gräbersymbolik der Alten (1859)<br />

<strong>und</strong> Das Mutterrecht (1861) blieben ohne besondere Resonanz. Dennoch wagte es<br />

Bachofen 1870 im Alter von 55 Jahren, einen der berühmtesten Wissenschaftler<br />

der Zeit, den Autor einer noch heute hoch geschätzten <strong>und</strong> wirkungsmächtigen<br />

Römischen Geschichte, Theodor Mommsen (1817-1903), anzugreifen. <strong>Die</strong>ser<br />

stand damals auf der Höhe der Wissenschaft, die er selbst vorbildlich durch seine<br />

vielfältige Tätigkeit verkörperte. Exemplarisch dafür sind seine meisterhafte<br />

Überlieferung- <strong>und</strong> Quellenforschung <strong>und</strong> die kritische Berücksichtigung, Erar-<br />

beitung <strong>und</strong> Einordnung der Quellenbef<strong>und</strong>e, die im opus magnum des CIL (Cor-<br />

pus Inscriptionum Latinarum) <strong>ihre</strong>n Niederschlag fanden. Daher die souveräne<br />

644 L. Preller, Griechische Mythologie, bearbeitet von C. L. Robert, 5. Auflage, 2<br />

Bde., Berlin/Zurich 1964-66, Bd. 1, S. 188.<br />

645 Zu diesen Ergebnissen des wissenschaftlichen Mythosverständnisses in der 1.<br />

Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts vgl. jedoch das drastische Urteil von A. Henrichs, <strong>Die</strong> Götter<br />

Griechenlands, a. a. O., S. 18: „Nahezu alles, was vor 1850 über griechische Mythen,<br />

Götter <strong>und</strong> Religion geschrieben worden ist, ist für heutige Leser methodisch ungenießbar<br />

<strong>und</strong> faktisch unbrauchbar.“<br />

646 Zu Basel im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> Bachofens Verhältnis zu seiner Heimatstadt vgl.<br />

L. Gossman, „Basle, Bachofen and the Critique of Modernity in the Second Half of the<br />

Nineteenth Century“, in: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 47 (1984), bes.

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