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zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia

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<strong>Ein</strong>e Stunde wie ein Zeitalter<br />

Überraschung in einer Position, die die Vollendung der <strong>zwei</strong>ten Stunde nach Mitternacht<br />

anzeigte.<br />

Ich war gelinde gesagt über diesen Anblick mehr als geringfügig erstaunt, war ich mir<br />

doch ziemlich sicher, durch den bewusst zeitverzögert vonstatten gegangen Ausflug einen<br />

deutlichen Teil der Wartezeit hinter mich gebracht zu haben. Aufgrund meines rein<br />

subjektiven Zeitempfindens - im Volksmund auch prosaisch innere Uhr genannt - nahm ich<br />

an, dass es mindestens zwanzig nach Zwei, wenn nicht sogar im besten Fall halb Drei sein<br />

müsste.<br />

Neugierig geworden erhob ich mich und ging der Uhr entgegen. Ich wusste genau, dass<br />

jene zum Zeitpunkt meines Aufbruches <strong>zwei</strong> Uhr anzeigte, keine Minute mehr oder<br />

weniger, und durch ein näher kommen wollte ich erfahren, ob sich der Zeiger seitdem<br />

überhaupt bewegt hatte, wenn schon nicht in Richtung einer abgelaufenen Viertelstunde,<br />

dann wenigstens <strong>zwei</strong> oder drei Minuten vom Ausgangspunkt hinweg, denn eine<br />

geringfügige Reduktion der Wartezeit fand ich besser als deren keine.<br />

Angesichts der von mir empfundenen Dauer des Ganges erfüllte mich ein leichtes<br />

Gefühl der Unsicherheit, da ich irgendwann und irgendwo einmal gehört hatte, dass in<br />

großen Mengen genossener Alkohol das eigene Zeitgefühl negativ beeinflussen konnte.<br />

Selbstkritisch musste ich mir eingestehen, dass eine vorabendliche <strong>Ein</strong>nahme sehr großer<br />

Mengen Alkohol unbestreitbar war, ja eine solche im Lauf der Jahre eine zentrale Position<br />

in den wochenendlichen Tätigkeiten eingenommen hatte. Die diffuse Furcht durch mein<br />

spezielles Freizeitverhalten jene innere Uhr unbewusst beschädigt zu haben und sie mir nur<br />

noch völlig absurde Zeitangaben vermittelte nagte immer noch an mir, als ich unter dem<br />

Gerät zur öffentlichen Zeitanzeige stehen blieb und hinauf blickte.<br />

Als ich auf die Zeiger schaute steigerte sich mit Erkennen der haargenauen Zwei-Uhr-<br />

Stellung das Gefühl der nagenden Furcht zu einer Art Entsetzen. Für einige Augenblicke<br />

sann ich über die Vermutung nach mein Zeitgefühl in den letzten Monaten derartig<br />

irreparabel geschädigt zu haben, dass von mir eine subjektiv empfundene Dauer von<br />

mindestens einer Viertelstunde in Wirklichkeit nur wenige Sekunden waren.<br />

Allerdings tangierten derartige Gedanken nur für wenige Momente mein Bewusstsein,<br />

dann erwuchs in mir die wohltuend wirkende Vermutung, die Uhr könnte aufgrund<br />

irgendeines mechanischen Defekts einfach stehen geblieben sein, sie aufgrund dessen nicht<br />

mehr in der Lage irgendeine Änderung anzuzeigen. Um mich auf der Stelle von einem

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