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zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia

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Quadrat im Kreis<br />

Wie ein Quadrat in einem Kreis<br />

Eck ich immer wieder an<br />

WIZO<br />

„Letztens stand ein Artikel über Punks in der Bravo, der war echt der totale Mumpitz. Vier<br />

junge Kids aus München - das waren keine richtigen Punks, sie sahen eher aus wie als Punks<br />

zurechtgemachte Kinder - erzählten über sich. Der älteste war vierzehn, die anderen alle<br />

dreizehn. Wie immer wenn Neupunks interviewt werden sagten alle seit 77 Punk zu sein<br />

nachdem sie in London waren und die Sex Pistols live sahen. Das habe ich schon so oft<br />

gehört, offenbar möchten alle richtige Punks sein die schon seit Jahren so rumlaufen. Wenn<br />

man ein <strong>bisschen</strong> überlegt merkt man aber sofort, dass die Aussagen Quatsch sind. 77 war vor<br />

vier Jahren, also waren sie damals alle zwischen neun und zehn Jahre alt, aber hingen schon<br />

mit neun in London rum und gingen auf Punkgigs. Die Sex Pistols müssen damals oft in<br />

Schullandheimen und Jugendherbergen vor Horden deutscher Kinder gespielt haben, aber<br />

Läden wie „Marquee“ und „100 Club“ sind bestimmt keine solchen…“<br />

Noch während seiner Worte begann ich hämisch zu lachen. Ich mochte den trockenen<br />

Humor von Chris, seine Art etwas Amüsantes oder Witziges zu erzählen. Fast immer wurde<br />

jenes beiläufig vorgetragen, gekoppelt mit einer Mimik und einem Tonfall der an eine<br />

Schilderung von etwas trockenem und humorlosen wie das Fernsehprogramm des Tages<br />

erinnerte. Irgendwie wurde dadurch der witzige Aspekt noch deutlicher, erzeugte beim<br />

Zuhörer schneller einen Heiterkeitsausbruch als wenn jemand als erstes und als lautester<br />

sofort über seinen eigenen Witz lachte, was ich meist peinlich fand.<br />

Chris konnte diesen Entwicklungsaspekt mit Recht bemängeln, war er doch schon seit fast<br />

einem Jahr oft anwesendes Mitglied der Bonner Punkszene. Bereits im Sommer letzten Jahres<br />

und nach einigen Wochen regelmäßig stattfindender Punktreffen am Berliner Platz war er zu<br />

uns gestoßen, hatte seitdem auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass Punk für ihn bis zu<br />

unserem Anblick damals nichts weiter als eine bevorzugte Musikrichtung gewesen war und<br />

ihn das plötzliche Sehen vieler Punks entgültig ermutigt hatte sich auch derartig zu kleiden<br />

und sich uns anzuschließen. Im Gegensatz zu vielen nach Pöseldorf aufgetauchten Punks hatte<br />

er keine Legende konstruiert die das Erwachen seiner Punkgesinnung auf einen<br />

Konzertbesuch im Jahr des Bekanntwerdens von Punk 1977 in der inoffiziellen Punkhochburg<br />

London bezog.<br />

Schon rein äußerlich unterschieden sich viele der schon seit längerer Zeit aktiven Punks von<br />

ihren durch den Postpöseldorfer Medienhype inspirierten Nachfolgern. Noch vor einem Jahr<br />

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