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zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia

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<strong>Ein</strong>e Stunde wie ein Zeitalter<br />

Drehbewegung bewirkten, dass meine Augen das Zifferblatt sahen und das Gehirn die<br />

angezeigte Zeit registriert hatte, fiel mir mein vor wenigen Minuten gefasster Entschluss<br />

wieder ein, aber es war zu spät um ihm erfolgreich Folge leisten zu können.<br />

Die Enttäuschung über meine späte Reaktion wurde allerdings von der noch<br />

enttäuschenderen Erkenntnis überwogen, dass die Uhr genauso wie bei den vielen<br />

Betrachtungen vorher genau <strong>zwei</strong> Uhr nachts anzeigte. In mir verstärkte sich der Verdacht<br />

Zeuge eines nächtlichen Uhrendefekts geworden zu sein, da ich mir sicher war, dass das<br />

Rauchen der Zigarette und die nachfolgenden philosophischen Betrachtungen mindestens<br />

fünf, wenn nicht gar sieben oder acht Minuten Zeit in Anspruch genommen hatten. Wenn es<br />

sich um ein funktionsfähiges Gerät gehandelt hätte müsste der Minutenzeiger deutlich<br />

vorgerückt sein, da es nicht der Fall war, kam ich mir ähnlich in eine apokalyptischen<br />

Grundstimmung gefangen vor wie jemand, der fassungslos längere Zeit das Zifferblatt eines<br />

stehen gebliebenen Weckers anstarrte und auf eine Zeigerbewegung hoffte.<br />

Besorgt durch die Befürchtung aufgrund meines dringenden Wunschs nach einer<br />

Verringerung der Wartezeit durch einen immer wiederkehrenden Anblick auf ein<br />

bestimmtes Gerät visuell fixiert zu werden schaute ich Richtung des Zeitlupenfahrstuhls. Da<br />

der <strong>Ein</strong>gang zu diesem unter freiem Himmel lag, konnte ich ebenjenen erblicken, sah, dass<br />

es immer noch dunkel war und kein Anzeichen auf ein bevorstehendes Morgengrauen<br />

hindeutete.<br />

Animiert durch jene etwas enttäuschende Erkenntnis (da ich insgeheim gehofft hatte,<br />

dass schon derartig viel Zeit vergangen war um die Haltestelle aufsuchen zu können)<br />

beschloss ich für die Dauer von einigen Minuten noch an Ort und Stelle auszuharren. Der<br />

Entschluss mir nach Ablauf der Bedenkzeit einen anderen Platz zu suchen stand<br />

unverrückbar fest, ebenso meine Ansprüche an jenen, die dahin gingen, dass für mich nur<br />

ein überdachter Ort, gekoppelt mit einer leicht sichtbaren Uhr in Frage kam.<br />

Erneut stützte ich mich mit den Unterarmen auf den Oberschenkeln ab und versuchte an<br />

die <strong>Ein</strong>drücke des Vorabends zu denken.<br />

„Heute waren auffallend viele Frauen in der Kneipe…“, dachte ich. „Ist ja eher die<br />

Ausnahme, in der Punkszene sind die Männer doch klar in der Mehrheit… Am Anfang, so<br />

vor drei Jahren, als wir uns noch am Berliner Platz trafen, waren wir ja meisten so zwanzig<br />

bis dreißig Leute, aber nur vier Frauen dabei… War jedenfalls total die Seltenheit eine<br />

Punkfrau zu treffen… Heute sind es mehr geworden, klar… Und besonders in Köln gibt es<br />

viele… Von denen die in der Kneipe waren stammten die meisten bestimmt auch aus Köln,

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