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zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia

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Nicht aus heiterem Himmel<br />

ausschließlich um den Zielort kreisten, er deshalb andere Menschen kaum wahrnahm. Als ich an den<br />

drei Nazis vorüber ging war ich froh über meine noch neu aussehende Bomberjacke und den erst<br />

gestern blondierten, heute Morgen kaum mit Seife aufgestellten Haaren. Ich sah zwar anders als fast<br />

alle meiner Mitbürger aus, aber auch anders als alle Punks, jemand der optisch in keine Kategorie<br />

passte. Zudem beglückwünschte ich mich zu dem morgendlichen Entschluss auf meine<br />

Bundeswehrjacke verzichtet zu haben, die durch einige üblicherweise an Lederjacken von Punks<br />

beheimatete Aufnäher gekennzeichnet wurde.<br />

Um einen unauffälligen <strong>Ein</strong>druck bemüht marschierte ich direkt auf die drei nebeneinander<br />

gehenden Rechtsradikalen zu und an ihnen vorbei. Als ich etwa einen Meter hinter ihnen war hörte ich<br />

hinter mir eine Stimme „Das ist bestimmt auch einer von den Schweinen“ sagen. Ich tat als hätte ich<br />

nichts gehört und ging ohne mich umzudrehen oder angstvoll meinen Schritt zu beschleunigen ruhig<br />

weiter. Jeden Augenblick erwartete ich die Schmerzen eines ungesehenen Schlages zu spüren.<br />

Glücklicherweise blieb diese Empfindung allerdings aus und ich atmete erleichtert auf als ich wenigen<br />

noch zu gehenden wenige Meter bis zum Berta von Suttner-Platz schadlos hinter mich gebracht hatte.<br />

Dort angekommen steuerte ich sofort einige parkende Taxis an. Während ich mich den Autos näherte<br />

überprüfte ich mein Geld und war froh noch ungefähr zwanzig Mark zu besitzen.<br />

„Richtung Troisdorf“, sagte ich zu dem mich fragend anblickenden Fahrer als ich auf dem<br />

Beifahrersitz des vordersten Wagens Platz nahm. Er nickte, startete den Motor und das Taxi reihte<br />

sich in den Verkehr ein.<br />

„Vielleicht treffe ich ja dort einige Leute…“, dachte ich. „Wenn nicht ist auch nicht schlimm. Von<br />

Troisdorf komme ich ja recht einfach nach Kaldauen… Hauptsache nicht am Siegburger Bahnhof<br />

rumhängen… Jedenfalls heute, kann ungesund werden.“<br />

Den heutigen Tag und die Gesamtsituation betrachtend nahm ich mir vor statt mehrmals die<br />

Woche nach Bonn zu fahren in Zukunft oft Troisdorf aufzusuchen. Auch dort gab es eine kleine<br />

Punkszene mit einigen mir bekannten Leuten, aber am wichtigsten war für mich diese Nachbarstadt<br />

von meinem Wohnort Siegburg-Kaldauen aus per Fahrrad erreichen zu können, ich mich dadurch in<br />

Zukunft nicht mehr dem Risiko einer Straßenbahnfahrt auszusetzen brauchte.<br />

„Mal schauen wie weit mein Geld reicht…. Aber endlich aus Bonn heraus, das ist doch die<br />

Hauptsache…“, sagte ich mir als der Wagen über die Rheinbrücke fuhr und die Bonner Innenstadt<br />

hinter mir zurückblieb.

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