zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia
zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia
zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
150<br />
Nicht aus heiterem Himmel<br />
ausschließlich um den Zielort kreisten, er deshalb andere Menschen kaum wahrnahm. Als ich an den<br />
drei Nazis vorüber ging war ich froh über meine noch neu aussehende Bomberjacke und den erst<br />
gestern blondierten, heute Morgen kaum mit Seife aufgestellten Haaren. Ich sah zwar anders als fast<br />
alle meiner Mitbürger aus, aber auch anders als alle Punks, jemand der optisch in keine Kategorie<br />
passte. Zudem beglückwünschte ich mich zu dem morgendlichen Entschluss auf meine<br />
Bundeswehrjacke verzichtet zu haben, die durch einige üblicherweise an Lederjacken von Punks<br />
beheimatete Aufnäher gekennzeichnet wurde.<br />
Um einen unauffälligen <strong>Ein</strong>druck bemüht marschierte ich direkt auf die drei nebeneinander<br />
gehenden Rechtsradikalen zu und an ihnen vorbei. Als ich etwa einen Meter hinter ihnen war hörte ich<br />
hinter mir eine Stimme „Das ist bestimmt auch einer von den Schweinen“ sagen. Ich tat als hätte ich<br />
nichts gehört und ging ohne mich umzudrehen oder angstvoll meinen Schritt zu beschleunigen ruhig<br />
weiter. Jeden Augenblick erwartete ich die Schmerzen eines ungesehenen Schlages zu spüren.<br />
Glücklicherweise blieb diese Empfindung allerdings aus und ich atmete erleichtert auf als ich wenigen<br />
noch zu gehenden wenige Meter bis zum Berta von Suttner-Platz schadlos hinter mich gebracht hatte.<br />
Dort angekommen steuerte ich sofort einige parkende Taxis an. Während ich mich den Autos näherte<br />
überprüfte ich mein Geld und war froh noch ungefähr zwanzig Mark zu besitzen.<br />
„Richtung Troisdorf“, sagte ich zu dem mich fragend anblickenden Fahrer als ich auf dem<br />
Beifahrersitz des vordersten Wagens Platz nahm. Er nickte, startete den Motor und das Taxi reihte<br />
sich in den Verkehr ein.<br />
„Vielleicht treffe ich ja dort einige Leute…“, dachte ich. „Wenn nicht ist auch nicht schlimm. Von<br />
Troisdorf komme ich ja recht einfach nach Kaldauen… Hauptsache nicht am Siegburger Bahnhof<br />
rumhängen… Jedenfalls heute, kann ungesund werden.“<br />
Den heutigen Tag und die Gesamtsituation betrachtend nahm ich mir vor statt mehrmals die<br />
Woche nach Bonn zu fahren in Zukunft oft Troisdorf aufzusuchen. Auch dort gab es eine kleine<br />
Punkszene mit einigen mir bekannten Leuten, aber am wichtigsten war für mich diese Nachbarstadt<br />
von meinem Wohnort Siegburg-Kaldauen aus per Fahrrad erreichen zu können, ich mich dadurch in<br />
Zukunft nicht mehr dem Risiko einer Straßenbahnfahrt auszusetzen brauchte.<br />
„Mal schauen wie weit mein Geld reicht…. Aber endlich aus Bonn heraus, das ist doch die<br />
Hauptsache…“, sagte ich mir als der Wagen über die Rheinbrücke fuhr und die Bonner Innenstadt<br />
hinter mir zurückblieb.