zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia
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Nicht aus heiterem Himmel<br />
Zum Glück kleidete ich mich nicht mehr so auffällig wie noch vor einigen Jahren und so konnte ich<br />
den Vorteil der überdurchschnittlich vielen Menschen nutzen um in der Masse unterzutauchen.<br />
Zusätzlich ging ich betont langsam und unterdrücke den Impuls zu rennen. Diese Bewegungsart<br />
würde bei einem erwachsenen Menschen extrem auffallen, außerdem potentielle Verfolger motivieren<br />
mir hinterherzulaufen. Eigentlich hatte sich nur die Art der von mir getragenen Jacke geändert, und<br />
sonst unterschied sich nichts an meinem Äußeren von dem zu Beginn dieses Jahrzehnt. Seit ungefähr<br />
<strong>zwei</strong>einhalb Jahren zog ich mich meine mit aufgemalten Parolen und Nieten versehene Lederjacke<br />
nur noch selten an, bevorzugte meist billig zu erwerbende Bundeswehrjacken. Heute trug ich meine<br />
neu erworbene grüne Bomberjacke, ein Oberbekleidungsaccessoire, dass zwar in den Subkulturen in<br />
Großbritannien weit verbreitet war, dessen Erwerb in Deutschland aber einigen Suchaufwand<br />
erforderte. Auch wenn Bomberjacken grüner Farbe von Naziskinheads bevorzugt wurden mochte ich<br />
diese besonders. Höchstwahrscheinlich reizte mich die optische Diskrepanz, da ich sichtbar kein<br />
Skinhead und erst recht kein Nazi war und zu dem Personenkreis ihrer erklärten Gegner gehörte.<br />
Zudem sah ich keinen Grund auf eine solche Jacke verzichten zu müssen nur weil sie ein<br />
Kennzeichen bestimmter Gruppierungen war zu denen ich nicht gerechnet werden wollte.<br />
Am Ende des Weges bog ich nicht in die Fußgängerzone ab sondern ging geradeaus, überschritt eine<br />
in südliche Stadtteile führende breite Straße, durchquerte rasch einen weiteren Park. Hier waren<br />
deutlich weniger Menschen als auf der anderen Seite, nur selten begegnete mir jemand. Nach einigen<br />
weiteren Schritten und dem Heruntergehen einer zum Rheinufer führenden abwärts geneigten Straße<br />
füllte das graue Band des Rheins mein Blickfeld. Ich überquerte einen entlang des Ufers gelegenen<br />
Fußweg, ging zur Uferböschung hinab und setzte direkt an den Rand des breiten Stroms. Hier war ich<br />
allen möglichen Blicken entzogen. Erleichterung erfüllte mich als ich mich hinsetzte. Mir war sehr<br />
warm und ich zog die Bomberjacke aus, öffnete eine der Bierdosen, drehte mir eine Zigarette und<br />
schaute auf das vor mir träge dahinfließende Wasser. <strong>Ein</strong>e über eine nahegelegene Rheinbrücke<br />
fahrende Straßenbahn wirkte aus der Entfernung wie eine grünfarbige, stählerne Raupe. Ich trank<br />
einen Schluck Bier und dachte an die Ereignisse zurück die mich bewogen hatten diesen Ort<br />
aufzusuchen.<br />
„Sind die Faschos also doch gekommen… Also waren es nicht wie so oft nur großmäulige<br />
Ankündigungen denen nichts folgt… Alleine schon am Fehlen des Bullenwagens der sonst immer<br />
unten am Busbahnhof steht hätte doch jeder erkennen können, dass wirklich was im Busch ist… Das<br />
war doch an dem Tag als die Rocker da waren genauso… Normal steht dort doch immer eine Wanne<br />
wenn Punks am Kaiser sind…“<br />
<strong>Ein</strong> neuer Gedanke ließ mich zynisch kichern.<br />
„Die Bullen haben uns wohl dauernd beobachtet damit uns nichts passiert und keiner der Punks<br />
geklaut wird… Saufen unter Polizeischutz sozusagen… Aber war ja klar, dass irgendwann wieder<br />
etwas Heftiges passiert… Die Bürger und die Bullen machen doch alles um die Punks zu<br />
verscheuchen… In den letzten Monaten ist es sowieso echt stressig am Kaiser geworden seit die<br />
Presse den Platz zu Bonns Schandfleck Nummer <strong>Ein</strong>s ernannt haben. Jede Menge Hetzartikel mit oft