zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia
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Zwei <strong>flüchtige</strong> Begegnungen<br />
mich vielleicht überwinden können um näheren Kontakt aufzunehmen, aber der Anblick<br />
dieser überraschenden Entwicklung stieß mich nur ab.<br />
„Nee, ich muss zu meinen Kumpels, die warten auf mich...“, entgegnete ich mit einer<br />
phantasielosen Ausrede, presste zum Abschluss ein schnelles, gelogenes „Vielleicht sehen<br />
wir uns demnächst noch mal, bis dann...“ hervor und ließ sie allein zurück, beeilte mich die<br />
Strecke zum Brunnen möglichst schnell zurückzulegen und mich im Schutze der Punks<br />
niederzulassen.<br />
„Na, schön rumgeschäkert?“, fragte Fleischi ironisch und erntete dafür nur einen<br />
verächtlichen Blick, der sich sofort wieder auf die Person des Mädchens richtete das soeben<br />
die Penner erreicht hatte und sich zwischen diesen hinsetzte.<br />
„Nicht zu fassen“, murmelte ich unhörbar vor mich hin und trank aufgewühlt meine<br />
erste Bierflasche endgültig leer. Die Erkenntnis über die Tatsache wie schnell sich ein<br />
Mensch verändern kann beschäftigte meine Gedanken, gestern noch erschien sie wie ein<br />
naives, unschuldiges Vorstadtmädchen, dass von allem überhaupt keine Ahnung hat, für die<br />
ich, der ich schon in einige Mülltonnen geblickt hatte, wie ein lustiger, interessanter Exot<br />
wirkte und nur kurze Zeit später hatte sie mich überholt, war im rasanten Tempo die<br />
Lebensleiter herabgeklettert und rasch unten angelangt, während ich eher in einem<br />
jahrelangen Prozess unwillig eine Sprosse nach der anderen tiefer fiel. „Was ist der nur<br />
passiert, in der kurzen Zeit?“ fragte ich mich unangenehm berührt. „Warum? Was soll das?“<br />
Grübelnd goss ich mir den Inhalt der <strong>zwei</strong>ten Flasche Bier systematisch in den Schädel<br />
und rauchte eine selbstgedrehte Zigarette nach der anderen. Bisher war ich davon überzeugt<br />
gewesen, dass mein eigener, persönlicher und schleichender Niedergang eine<br />
Ausnahmeerscheinung war, die Mehrzahl meiner Mitmenschen mit dem Leben und mit den<br />
Leuten zurechtkamen und mein Versagen auf diesem Gebiet mich zu etwas besonderem<br />
machte, etwas besonders kaputten, aber diese Begegnung erfüllt mich mit einem diffusen,<br />
nicht fassbaren Schrecken.<br />
„Wo soll das alles nur enden?“, fragte ich mich und trank nervös am Bier.<br />
„Eh <strong>Meia</strong>, kommste mit? Wir wollen in die Schumannklause, der Samson gibt ne runde<br />
Flipper aus!“ rief Fleischi laut und riss mich aus meinen Überlegungen.<br />
Ich blickte auf, sah in das grinsende Gesicht des Bonn-Duell Gitarristen Samson, der<br />
wieder stolz seine nietenübersäte Lederjacke mit den fünfhundert Bandnamen zur Schau<br />
trug und stimmte sofort nickend zu.