29.10.2013 Aufrufe

zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia

zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia

zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

140<br />

Zwei <strong>flüchtige</strong> Begegnungen<br />

mich vielleicht überwinden können um näheren Kontakt aufzunehmen, aber der Anblick<br />

dieser überraschenden Entwicklung stieß mich nur ab.<br />

„Nee, ich muss zu meinen Kumpels, die warten auf mich...“, entgegnete ich mit einer<br />

phantasielosen Ausrede, presste zum Abschluss ein schnelles, gelogenes „Vielleicht sehen<br />

wir uns demnächst noch mal, bis dann...“ hervor und ließ sie allein zurück, beeilte mich die<br />

Strecke zum Brunnen möglichst schnell zurückzulegen und mich im Schutze der Punks<br />

niederzulassen.<br />

„Na, schön rumgeschäkert?“, fragte Fleischi ironisch und erntete dafür nur einen<br />

verächtlichen Blick, der sich sofort wieder auf die Person des Mädchens richtete das soeben<br />

die Penner erreicht hatte und sich zwischen diesen hinsetzte.<br />

„Nicht zu fassen“, murmelte ich unhörbar vor mich hin und trank aufgewühlt meine<br />

erste Bierflasche endgültig leer. Die Erkenntnis über die Tatsache wie schnell sich ein<br />

Mensch verändern kann beschäftigte meine Gedanken, gestern noch erschien sie wie ein<br />

naives, unschuldiges Vorstadtmädchen, dass von allem überhaupt keine Ahnung hat, für die<br />

ich, der ich schon in einige Mülltonnen geblickt hatte, wie ein lustiger, interessanter Exot<br />

wirkte und nur kurze Zeit später hatte sie mich überholt, war im rasanten Tempo die<br />

Lebensleiter herabgeklettert und rasch unten angelangt, während ich eher in einem<br />

jahrelangen Prozess unwillig eine Sprosse nach der anderen tiefer fiel. „Was ist der nur<br />

passiert, in der kurzen Zeit?“ fragte ich mich unangenehm berührt. „Warum? Was soll das?“<br />

Grübelnd goss ich mir den Inhalt der <strong>zwei</strong>ten Flasche Bier systematisch in den Schädel<br />

und rauchte eine selbstgedrehte Zigarette nach der anderen. Bisher war ich davon überzeugt<br />

gewesen, dass mein eigener, persönlicher und schleichender Niedergang eine<br />

Ausnahmeerscheinung war, die Mehrzahl meiner Mitmenschen mit dem Leben und mit den<br />

Leuten zurechtkamen und mein Versagen auf diesem Gebiet mich zu etwas besonderem<br />

machte, etwas besonders kaputten, aber diese Begegnung erfüllt mich mit einem diffusen,<br />

nicht fassbaren Schrecken.<br />

„Wo soll das alles nur enden?“, fragte ich mich und trank nervös am Bier.<br />

„Eh <strong>Meia</strong>, kommste mit? Wir wollen in die Schumannklause, der Samson gibt ne runde<br />

Flipper aus!“ rief Fleischi laut und riss mich aus meinen Überlegungen.<br />

Ich blickte auf, sah in das grinsende Gesicht des Bonn-Duell Gitarristen Samson, der<br />

wieder stolz seine nietenübersäte Lederjacke mit den fünfhundert Bandnamen zur Schau<br />

trug und stimmte sofort nickend zu.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!