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zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia

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216<br />

Individueller Lebensstil<br />

Auch ich verzichtete darauf meine Jacke abzulegen, kramte stattdessen in der<br />

Innentasche nach der Zigarettenpackung, steckte eine Kippe zwischen die Lippen und<br />

zündete sie an.<br />

Fragend schaute Ländi Paula an, erwartete dass sie ihm als nächstes ihr Anliegen<br />

mitteilen würde.<br />

„Wir sind nur kurz vorbeigekommen weil ich die Nummer von Beate haben wollte…“,<br />

begann Paula, die die indirekte Aufforderung verstanden hatte. „Mehrere Leute erzählten<br />

mir, dass sie eine alte Platte von Nils Lofgren hat, die würde ich mir gerne ausleihen und<br />

aufnehmen denn da ist ein ganz toller Song drauf und die Platte gibt es in keinem Laden<br />

mehr… Natürlich liegt es näher in so einem Fall einfach mal anzurufen, das habe ich auch<br />

mehrmals versucht, aber mit deinem Telefon scheint etwas nicht zu stimmten, denn immer<br />

kommt dieses blöde „Kein Anschluss unter dieser Nummer““<br />

„Der Apparat ist seit einigen Wochen irgendwie kaputt. Am Anfang konnte ich noch<br />

angerufen werden, aber wenn man selbst jemand anklingeln wollte musste man in die<br />

Telefonzelle gehen, von hier aus ging es nicht. Na ja, wie gesagt, vor einigen Wochen<br />

konnte ich noch angerufen werden, jetzt geht das anscheinend auch nicht mehr. Ich habe<br />

mich auch schon gewundert warum sich keiner bei mir meldet, aber eigentlich ist es ja nicht<br />

so wichtig und sowieso total egal.“<br />

Nachdenklich zog ich an meiner Zigarette. Ich erinnerte mich an die Erzählungen eines<br />

Bekannten, der vor einigen Jahren ein ähnliches Problem gehabt hatte, nachdem er aufgrund<br />

eines finanziellen Engpasses seinen monatlichen Zahlungen an die Telekom nicht mehr<br />

nachkommen konnte. „Das Telefon ist bestimmt nicht kaputt“, dachte ich. „Die Rechnungen<br />

sind wohl längere Zeit nicht bezahlt worden. Das sollte Ländi mal machen, so ein Bezahlen<br />

kann manchmal Wunder wirken.“<br />

Ich beschloss nichts zu sagen und meine Gedanken für mich zu behalten, einerseits weil<br />

ich nicht den <strong>Ein</strong>druck kleinkarierten Denkens hervorrufen wollte, andererseits behagte mir<br />

der Gedanke nicht von Ländi als rechthaberischer Besserwisser angesehen zu werden.<br />

„Ich habe keinen Kontakt mehr zu Beate, seit ungefähr einem halben Jahr, als sie<br />

Schluss machte. Seitdem haben wir uns nicht mehr gesehen oder miteinander telefoniert.“<br />

„Sorry, das wusste ich nicht“, erwiderte Paula, so als ob sie durch eine unbedachte<br />

Äußerung in einen Fettnapf getreten wäre und durch ihre Bemerkung eine halb verheilte<br />

Wunde aufgerissen hätte. „Aber ihre Nummer musst du doch noch im Kopf haben?“

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