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zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia

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25<br />

Dichtung und Wahrheit<br />

Die junge Frau lächelte mich an. Sie war auffällig hübsch, durch eine fast schon<br />

überirdisch zu nennenden Schönheit gekennzeichnet wie ich sie noch nie bei einer Frau<br />

gesehen hatte. Ihre halblangen dunklen Haare umrahmten ein überdurchschnittlich gut<br />

gutaussehendes Gesicht, bei dem die ebenmäßigen Züge perfekt zur ovalen Form passten.<br />

Jenes wiederum wurde dominiert von einem feingeschwungenen, volllippigen Mund, der<br />

leicht geöffnet war und die Ansicht <strong>zwei</strong>er weißer und makelloser Zahnreihen ermöglichte.<br />

Der Blick war eine klare Aufforderung ihr näher zu kommen, sie anzusprechen, es ihr<br />

unbewusst um Synchronisation bemüht gleichzutun und auf der Stelle ebenfalls eine Zigarette<br />

anzuzünden.<br />

Leider war diese Frau nicht echt, nur ein <strong>zwei</strong>dimensionales Abbild auf einem fast<br />

lebensgroßen Werbeaufsteller vor einem Geschäft für Tabakwaren. Offensichtlich sollte es<br />

lediglich zum Erwerb von Zigaretten einer bestimmten Marke animieren auf die die am<br />

Fußende des Bildes abgebildete auffällige Zigarettenpackung deutlich hinwies.<br />

„Werbung hat echt nichts mit der Realität zu tun…“, dachte ich, wandte den Blick von<br />

dem Plakat ab und schaute wieder auf den vor mir liegenden Weg. „So eine schöne Frau ist<br />

mir noch nie begegnet, und wenn würde sie mich nicht anschauen, geschweige denn<br />

anlächeln.“<br />

Rasch schritt ich über die Plattform oberhalb der Straßenbahnhaltestelle Stadthaus, eilte<br />

einer abwärtsführenden Rolltreppe entgegen, welche praktischerweise direkt auf dem<br />

Treffpunkt der Bonner Punks Berliner Platz endete.<br />

Als ich schließlich auf dem metallenen Stufenband stand fühlte ich Neugier und Ungeduld<br />

in mir aufsteigen, konnte nicht erwarten endlich unten und damit am Berliner angekommen zu<br />

sein. Schon auf der mir extrem lang vorkommenden Fahrt von Siegburg nach Bonn hatte ich<br />

oft an das Bild von Volkers verzerrtem Gesicht gedacht und wollte unbedingt wissen was<br />

wirklich geschehen war. Hier würde ich es bestimmt erfahren, denn trotz der erst<br />

frühabendlichen Stunde hielten sich bereits fünf Punks dort auf und saßen auf der<br />

Steinbrüstung des grünbewachsenen Randstreifens. Um welche Personen es sich genau<br />

handelte wusste ich nicht, konnte zwar schon von der Plattform aus erkennen, dass fünf Punks<br />

am Berliner saßen, aber leider nur ihre Rücken sehen. Aber mit Sicherheit befand sich kein<br />

Achmed unter ihnen, den ich auch aus einiger Entfernung und aus der Rückansicht erkannt<br />

hätte. Normalerweise traf ich ihn in der Schule, aber dort war ich diese Woche nicht gewesen

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