zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia
zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia
zwei flüchtige begegnungen - Ein bisschen Meia
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
118<br />
<strong>Ein</strong>e Stunde wie ein Zeitalter<br />
eingelassen, und wenn sie denken „<strong>Ein</strong> Glück, nur noch <strong>zwei</strong> vor mir!“ macht das Geschäft<br />
zu… Nee, dass muss echt nicht sein…“<br />
Schon wenige Sekunden nachdem ich mich dort niedergesetzt hatte, erwuchs in mir die<br />
Idee, sofort und auf der Stelle eine Zigarette zu rauchen. Rasch kam ich dem Verlangen<br />
nach, kramte in den Taschen meiner Jacke, fand dort schnell Zigaretten und Feuerzeug und<br />
freute mich über die Tatsache, vor dem Verlassen der Kneipe in weiser Voraussicht eine<br />
neue Packung erworben zu haben. Mich beruhigte das Wissen um die Tatsache einen für<br />
Sicherheit sorgenden Vorrat an Zigaretten zu besitzen welcher selbst für ein zwölfstündiges<br />
Warten ausreichend erschien.<br />
<strong>Ein</strong> Gefühl des Stolzes erfüllte mich als ich mir jene anzündete, an ihr zog und direkt<br />
vor mir ihre Glut hell aufleuchten sah. Jene Empfindung beruhte auf der Gewissheit, dass<br />
mein Unterfangen nicht in erster Linie der Genussbefriedigung diente, sondern einem<br />
Vergleich der Aussagefähigkeit von neurologisch generierten Denkfunktionen im Gegensatz<br />
zu den Funktionen von mechanisierten Zählwerken ermöglichte. Da mir die Brenndauer<br />
einer Zigarette bekannt war, ein Rauchen jener ungefähr fünf Minuten dauerte, müsste nach<br />
Vollendung des Versuchs der Uhrzeiger merklich vorgerückt sein. Sollte dieses nicht der<br />
Fall sein, konnte ich mit Sicherheit von einem Defekt der Uhr oder einer gravierenden<br />
Funktionsstörung jener ausgehen, konnte die Vermutung einer potentiellen Hirnschädigung<br />
getrost ad acta legen. Mit der Erkenntnis erneut an diesem Abend das Nützliche mit dem<br />
angenehmen Gefühl der Bedürfnisbefriedigung verbunden zu haben, blies ich den<br />
blaugrauen, im wissenschaftlichen Eifer inhalierten Rauch in den steten Wind.<br />
Gedankenverloren betrachtete ich wie sich der Rauch sofort verflüchtigte und im Anschluss<br />
daran den uniformierten Mann hinter dem Schreibtisch im glasummantelten Raum.<br />
„Der raucht nicht“, stellte ich in Gedanken fest. „Darf der bestimmt nicht, aber er würde<br />
es gern, schließlich rauchen alle Menschen, na ja, fast jeder, Kinder meistens nicht,<br />
obwohl… Wenn ich richtig bedenke, der Heinz rauchte doch immer auf dem Schulweg, der<br />
war doch erst 12 oder 11… Aber manche Erwachsene rauchen nicht, meine Eltern zum<br />
Beispiel, aber Vater hat doch früher geraucht, ist aber schon lange her, dann aufgehört<br />
wegen Religion, seltsam… Ich meine, wenn so ein Gott daherkommen täte und mir sagen<br />
würde: „Alta, du darfst kein Bier mehr trinken“ würde ich dem was husten... Ja… Äh… Der<br />
darf bestimmt nicht rauchen, weil er in einem öffentlichen Gebäude ist, kann ich voll<br />
verstehen, irgendwo habe ich doch mal gelesen, dass Rauchen voll schädlich sein soll… Wo<br />
stand das nur? ... Ich glaube in der Bibel oder so… Oder war es eine „Bild am Sonntag“? ...