Oberschwaben. Eine Region als politische ... - elmarlkuhn.de
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„Vielfalt und <strong>de</strong>r Kleinräumigkeit <strong>de</strong>s Politischen“ spezifische Strukturen aufwies,<br />
beschreiben nicht nur spätere Historiker, son<strong>de</strong>rn war auch <strong>de</strong>n Zeitgenossen<br />
bewusst, aber ein Lan<strong>de</strong>s- bzw. <strong>Region</strong>aldiskurs fand kaum statt. Eigene<br />
Beschreibungen <strong>Oberschwaben</strong>s, wie sie für Gesamtschwaben, aber auch für das<br />
Bo<strong>de</strong>nseegebiet gedruckt wur<strong>de</strong>n, gibt es nicht. Nur wenige Bücher vor 1800 führen<br />
<strong>Oberschwaben</strong> bzw. das ‚Oberland‛ im Titel. Der Leutkircher Gabriel Furttenbach<br />
schil<strong>de</strong>rte in seiner „Oberländischen Jammer- und Strafchronik“ 1669 fast nur<br />
Kriegsereignisse im Allgäu 85 . Ein Englän<strong>de</strong>r schil<strong>de</strong>rte seine Erfahrungen einer Reise<br />
durch „Ober-Schwaben“ 86 . Die einzige Karte <strong>Oberschwaben</strong>s „Alemaniae sive<br />
Sueviae superioris Chorographia“ ließ Christoph Hurter 1625 drucken 87 . An Karten<br />
Schwabens und <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nseegebiets mangelte es im 17. und 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt nicht.<br />
Die Entwicklung von Landvogtei und Landgericht und ihre Konflikte mit ihren<br />
Nachbarn über die Jahrhun<strong>de</strong>rte hin breitete Johann Reinhard Wegelin in seinem<br />
„Gründlich-Historischer Bericht Von <strong>de</strong>r Kayserlichen und Reichs Landvogtey in<br />
Schwaben wie auch Dem Frey Kayserlichen Landgericht auf Leutkircher Haid und in<br />
<strong>de</strong>r Pirß“ 1755 minutiös aus und widmete so immerhin <strong>de</strong>r Institution eine eigene<br />
Monographie 88 , die <strong>de</strong>n <strong>politische</strong>n Rahmen <strong>Oberschwaben</strong>s von Beginn an<br />
absteckte und <strong>de</strong>ren Superioritätsstreben fast <strong>de</strong>n roten Fa<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r regionalen<br />
Geschichte bil<strong>de</strong>te.<br />
Die herrschaftliche Zersplitterung und die Abwehr <strong>de</strong>s Expansionsstrebens größerer<br />
Nachbarn zwangen die Kleinterritorien zu immer neuen Zusammenschlüssen von <strong>de</strong>r<br />
spätmittelalterlichen A<strong>de</strong>lsgesellschaft bis zu <strong>de</strong>n Kreisvierteln, ständischen<br />
Kollegien und Ritterkantonen. Diese „<strong>Region</strong> verdichteter <strong>politische</strong>r und sozialer<br />
Beziehungen“ 89 lässt zumin<strong>de</strong>st auf ein Bewusstsein von regionaler<br />
Interesseni<strong>de</strong>ntität bei <strong>de</strong>n Herrschaften schließen. Dass ein regionales Bewusstsein<br />
auch in <strong>de</strong>r Bevölkerung vorhan<strong>de</strong>n gewesen sein muss, belegen die zwei Versuche,<br />
<strong>Oberschwaben</strong> von unten zu einen, im Bauernkrieg bereits mit einer weiträumigen,<br />
gestuften genossenschaftlichen Organisation, 1798 immerhin mit einem Appell an<br />
ein offenbar vorausgesetztes <strong>Region</strong>albewusstsein. Bei<strong>de</strong> zielten auf ein politisch<br />
geeintes <strong>Oberschwaben</strong> <strong>als</strong> Arena für die <strong>politische</strong> Emanzipation von Bauern und<br />
Bürgern.<br />
Für die oberschwäbischen Kleinstaaten und ihre Herrschaften war <strong>Oberschwaben</strong><br />
<strong>als</strong> Handlungsraum Mittel zu einem beschei<strong>de</strong>neren Zweck, <strong>de</strong>m Erhalt <strong>de</strong>r eigenen<br />
<strong>Oberschwaben</strong> – eine <strong>Region</strong> <strong>als</strong> <strong>politische</strong> Landschaft, … 29/82