Oberschwaben. Eine Region als politische ... - elmarlkuhn.de
Oberschwaben. Eine Region als politische ... - elmarlkuhn.de
Oberschwaben. Eine Region als politische ... - elmarlkuhn.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Sie grenzt an die gleichzeitig geschaffenen Landvogteien Nie<strong>de</strong>rschwaben nördlich<br />
<strong>de</strong>r Donau und Augsburg östlich <strong>de</strong>r Iller, habsburgischen Hausbesitz südlich von<br />
Bo<strong>de</strong>nsee und Rhein. In <strong>de</strong>n Reichslandvogteien fasst König Rudolf von Habsburg<br />
<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m Interregnum verbliebenen Reichsbesitz zusammen. Die Landvögte<br />
sollen in ihren Bezirken die Rechte und Güter <strong>de</strong>s Reiches verwalten, verlorenen<br />
Besitz zurückgewinnen, <strong>de</strong>n Landfrie<strong>de</strong>n wahren, die hohe Gerichtsbarkeit ausüben,<br />
die Amänner <strong>de</strong>r Städte einsetzen sowie die Steuern <strong>de</strong>r Städte und Schirmgel<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Klöster einziehen 16 .<br />
Rudolf sucht zu reorganisieren, was unter <strong>de</strong>n Staufern schon festere Formen<br />
angenommen hat und von <strong>de</strong>n Welfen bereits angebahnt wor<strong>de</strong>n ist. Das „im<br />
späteren sog. <strong>Oberschwaben</strong> territorialisierte staufische Herzogtum [baute] vor allem<br />
auf jenem ‚Fürstentum‛ auf und setzte es fort, das die Welfen hier zwischen Donau<br />
und Bo<strong>de</strong>nsee [...] errichtet hatten“ 17 . Als die Staufer Herzogs- und Königswür<strong>de</strong><br />
verban<strong>de</strong>n, wur<strong>de</strong>n Reichs-, Herzogs- und staufisches Hausgut zu nicht mehr<br />
unterscheidbarem Reichsgut, die staufische Lan<strong>de</strong>sherrschaft zum Reichsterritorium,<br />
das Dienstmannen <strong>als</strong> Prokuratoren verwalteten. 1241 zeichnete sich in <strong>de</strong>r<br />
Reichssteuerliste bereits die zukünftige Landvogteiglie<strong>de</strong>rung ab. Von 12 Städten in<br />
<strong>Oberschwaben</strong> bezog das Reich die Steuer: Biberach, Schongau, Kaufbeuren,<br />
Memmingen, Altdorf und Ravensburg, Pfullendorf, Wangen, Buchhorn, Lindau,<br />
Konstanz, Überlingen sowie Kempten.<br />
Aber die Landvogtei bleibt ein ‚Anspruchsbezirk‛, ein Territorium kann nur zerklüftet<br />
um Ravensburg bis an <strong>de</strong>n See und auf <strong>de</strong>r Leutkircher Hei<strong>de</strong> aufgebaut wer<strong>de</strong>n. Im<br />
nördlichen <strong>Oberschwaben</strong> bleiben fast nur Hochgerichts- und Geleitsrechte. Die<br />
Reichsstädte emanzipieren sich: Biberach, Memmingen, Überlingen, Lindau,<br />
Ravensburg, Pfullendorf, Kaufbeuren, Wangen und Buchhorn haben nur noch<br />
‚Ehrungen‛ <strong>als</strong> Abgaben zu leisten. Über die Klöster und Stifte Lindau, Salem,<br />
Weingarten, Petershausen, Rot, Weißenau, Baindt, Heggbach und Gutenzell übt die<br />
Landvogtei die bloße Schirmvogtei aus. Nach<strong>de</strong>m in Nie<strong>de</strong>rschwaben fast alle<br />
Reichsrechte verloren gegangen sind, wer<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong> Landvogteien 1378 zur<br />
‚Reichslandvogtei in Ober- und Nie<strong>de</strong>rschwaben‛ zusammengelegt, oft auch nur <strong>als</strong><br />
Reichslandvogtei Schwaben bezeichnet. Das sogenannte ‚kaiserliche Landgericht<br />
auf Leutkircher Hei<strong>de</strong> und in <strong>de</strong>r Pirs‛, das über Zivil- und Krimin<strong>als</strong>achen urteilt, löst<br />
sich später weitgehend von <strong>de</strong>r Verbindung mit <strong>de</strong>r Landvogtei. Sein Sprengel<br />
<strong>Oberschwaben</strong> – eine <strong>Region</strong> <strong>als</strong> <strong>politische</strong> Landschaft, … 5/82