Oberschwaben. Eine Region als politische ... - elmarlkuhn.de
Oberschwaben. Eine Region als politische ... - elmarlkuhn.de
Oberschwaben. Eine Region als politische ... - elmarlkuhn.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Bürgermeister Räume verweigern und die ersten Jugendhäuser wegen<br />
unterschiedlicher Vorstellungen über erlaubtes und unerlaubtes Han<strong>de</strong>ln<br />
geschlossen wer<strong>de</strong>n, schließen sich bis zu 15 Zentren und Initiativen im ehemaligen<br />
württembergischen Oberland und in <strong>de</strong>r bayerischen Nachbarschaft zum<br />
‚Jugendzentrums-Dachverband <strong>Oberschwaben</strong>-Bo<strong>de</strong>nsee-Allgäu‛ zusammen. Im<br />
Protest gegen das herrschen<strong>de</strong> Bewusstsein <strong>de</strong>r <strong>Region</strong> artikuliert sich regionales<br />
Bewusstsein. Es erscheint 1977 mit <strong>de</strong>r wohl einzigen Nummer die ‚Rebellion‛, <strong>als</strong><br />
„unabhängige, unzensierte Zeitung <strong>de</strong>s Dachverbands“. Kurzfristig existiert eine<br />
mehrstufige Organisation <strong>de</strong>r selbstverwalteten Jugendzentren mit regionalem<br />
Verband, mit Lan<strong>de</strong>s- und Bun<strong>de</strong>streffen. 203<br />
Maßgeblich trägt zur Vernetzung <strong>de</strong>r Jugendzentrumsbewegung eine alternative<br />
Zeitschrift bei, <strong>de</strong>r ‚Motzer‛. Er erscheint erstm<strong>als</strong> 1977 <strong>als</strong> ‚Schussenria<strong>de</strong>r Jugend-<br />
Blättle‛ mit Attacken auf die dortige Kommunalpolitik 204 . 1978 wer<strong>de</strong>n die Sitzungen<br />
<strong>de</strong>r Redaktion im Schussenrie<strong>de</strong>r Jugendzentrum vom Bürgermeister <strong>als</strong><br />
Begründung für <strong>de</strong>ssen Schließung benutzt, worauf Blättle und Jugendzentrumsnetz<br />
zu einer großen Jugend-Demonstration mobilisieren. Das Schussenrie<strong>de</strong>r wächst<br />
zum ‚Oberschwäbischen Alternativ-Blättle, in <strong>de</strong>m je<strong>de</strong>r schreiba ka ond soll, was er<br />
will, ozensiert‛ (Untertitel). Mit seinem Selbstverständnis <strong>als</strong> „Diskussionsforum“ ohne<br />
„eigene <strong>politische</strong> Meinung“, das prinzipiell je<strong>de</strong> Zuschrift abdruckt, die aber zum<br />
größten Teil aus <strong>de</strong>r eher linken Szene kommen, sehen viele in ihm ein „Anarcho-<br />
Sponti-Szene-Blättle“, an<strong>de</strong>re ein „Stück konkreter Wi<strong>de</strong>rstand“, das über vieles<br />
berichtet, worüber in <strong>de</strong>r Presse <strong>de</strong>r <strong>Region</strong> nichts zu lesen ist. „Die Provinz wur<strong>de</strong><br />
kleiner, die eigene <strong>politische</strong> Isolation durchbrochen. Heute bestehen mehr o<strong>de</strong>r<br />
weniger persönliche Kontakte vom Bo<strong>de</strong>nsee bis nach Biberach und von Biberach<br />
bis nach Sigmaringen [...]. Es wur<strong>de</strong> lebenswert, in <strong>de</strong>r Provinz zu bleiben [...]. Der<br />
Motzer hat die Strukturen geschaffen und er hält sie aufrecht“ 205 . Nach mehreren<br />
Krisen und Redaktionsgenerationen entschläft <strong>de</strong>r Motzer 1981 trotz seines Erfolgs,<br />
„daß er die oberschwäbische Szene vernetzt hat [...]. Dr Blickwinkel für d’<strong>Region</strong> isch<br />
erscht dadurch entstanda“ 206 .<br />
Aber 1982 entsteht mit <strong>de</strong>n ‚Südschwäbischen Nachrichten‛ ein Nachfolgeorgan,<br />
zunächst mit mehreren Lokal- und Ressortredaktionen und äußerlich professioneller<br />
aufgemacht, ein ‚Magazin für Gegenöffentlichkeit‛ und Versuch, das<br />
Meinungsmonopol <strong>de</strong>r ‚Schwäbischen Zeitung‛ zu brechen. Den ungewöhnlichen<br />
<strong>Oberschwaben</strong> – eine <strong>Region</strong> <strong>als</strong> <strong>politische</strong> Landschaft, … 55/82