Oberschwaben. Eine Region als politische ... - elmarlkuhn.de
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Parteisekretariat in Ravensburg. Die sozial<strong>de</strong>mokratische Lan<strong>de</strong>sorganisation richtet<br />
für die oberschwäbische ‚Parteidiaspora‛ 1912 das erste <strong>Region</strong>al-Sekretariat in Ulm<br />
ein, <strong>de</strong>ssen Wirkungsbereich aber 1925 auf altwürttembergische Oberämter<br />
ausge<strong>de</strong>hnt wird und 1928 aufgelöst wer<strong>de</strong>n muss. Die Ulmer ‚Donau-Wacht‛<br />
versorgt 1911 bis 1933 auch die Oberlän<strong>de</strong>r Parteigenossen mit Informationen.<br />
Selbst die KPD, die in ihren Schwerpunkten Friedrichshafen und Ravensburg<br />
bisweilen die SPD an Wählerstimmen überrun<strong>de</strong>t, gibt für ihre Sympathisanten „im<br />
Oberland auf vorgeschobensten Posten, umtobt von Haß und Verleumdung“ einige<br />
Monate 1921/22 eine Zeitung, die ‚Oberschwäbische Freie Presse‛, heraus. Die<br />
„oberschwäbischen Provinzkommunisten“ im „schwärzesten Winkel Deutschlands“<br />
wer<strong>de</strong>n im Unterbezirk <strong>Oberschwaben</strong> (später Ulm-Ravensburg) erfasst 134 .<br />
Vor und um 1900 erfolgen im Zuge einer allgemeinen Blüte <strong>de</strong>s Verbandswesens<br />
eine Reihe von Gründungen regionaler Organisationen: Der oberschwäbische<br />
Turngau 1877, <strong>de</strong>r oberschwäbische Schützenverband 1878, <strong>de</strong>r<br />
naturwissenschaftliche Verein für <strong>Oberschwaben</strong> 1879, <strong>de</strong>r oberschwäbische<br />
Sängergau 1885 und En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Jahrhun<strong>de</strong>rts <strong>de</strong>r Gau-Verband <strong>de</strong>r<br />
oberschwäbischen Arbeiter-Bildungsvereine. Um 1900 schließen sich die<br />
oberschwäbischen Gewerbe- und Handwerkervereinigungen zu einem Gauverband<br />
zusammen, <strong>de</strong>r jährlich große Gautage veranstaltet, auf <strong>de</strong>nen lautstarke<br />
For<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s gewerblichen Mittelstands vorgetragen wer<strong>de</strong>n. Um die<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rtwen<strong>de</strong> bil<strong>de</strong>n die Städte <strong>de</strong>n ‚Oberschwäbischen Städteverband‛ mit<br />
regelmäßigen Städtetagen. Die oberschwäbischen Amtskörperschaften grün<strong>de</strong>n<br />
1909 <strong>de</strong>n Bezirks-(Zweck)Verband <strong>de</strong>r heute noch bestehen<strong>de</strong>n Oberschwäbischen<br />
Elektrizitäts-Werke, um die Stromversorgung <strong>de</strong>r ländlichen Gebiete<br />
sicherzustellen 135 . Auf Initiative <strong>de</strong>s im Weltkrieg rapi<strong>de</strong> gewachsenen Luftschiffbaus<br />
Zeppelin verfolgen die ca. 50 größeren Firmen im 1920 gegrün<strong>de</strong>ten<br />
‚Industrieverband <strong>Oberschwaben</strong>‛ <strong>de</strong>n Zweck, „die gemeinsamen Interessen <strong>de</strong>r<br />
Mitglie<strong>de</strong>r zu wahren und zu för<strong>de</strong>rn, zu Fragen <strong>de</strong>s Verkehrs u. a. [...]<br />
Angelegenheiten gemeinsam Stellung zu nehmen und auf Erhaltung geordneter und<br />
friedlicher Beziehungen zwischen <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn und ihren Arbeitnehmern<br />
hinzuwirken“ 136 , worunter <strong>de</strong>r Verband auch die Durchsetzung einer mehrwöchigen<br />
Aussperrung 1922 versteht. Die vielen kleinen, durchweg zentrumsfreundlichen<br />
Bezirkszeitungsverlage schließen sich 1922 zum ‚Verband oberschwäbischer<br />
Zeitungsverleger (VERBO)‛ zusammen 137 , <strong>de</strong>ssen ‚oberschwäbische<br />
<strong>Oberschwaben</strong> – eine <strong>Region</strong> <strong>als</strong> <strong>politische</strong> Landschaft, … 39/82