Oberschwaben. Eine Region als politische ... - elmarlkuhn.de
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einer landschaftlichen Selbstverwaltung trugen sie nicht mit, <strong>de</strong>n<br />
<strong>Region</strong>alplanungsverband <strong>als</strong> weiteren möglichen Dachverband liquidierten sie, <strong>als</strong><br />
<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> seinen Posten verlor.<br />
Zum letzten Mal <strong>de</strong>monstrierte die Generation <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n 50er-Jahren Geborenen in<br />
<strong>de</strong>r Jugend- und Alternativbewegung die Integrationskraft <strong>de</strong>r <strong>Region</strong>. Auch wenn sie<br />
für eine an<strong>de</strong>re <strong>Region</strong>, ein an<strong>de</strong>res Leben und Arbeiten in <strong>de</strong>r <strong>Region</strong> kämpfte,<br />
bestätigte sie die <strong>Region</strong> <strong>als</strong> Handlungsrahmen. Gelegentlich nutzte sie sogar die<br />
Historie <strong>de</strong>r <strong>Region</strong> zur Selbstverständigung und Agitation. So aktualisierten die<br />
Grünen die ‚Zwölf Artikel‛ 240 , Filmer drehten ‚Lond it Luck‛ über <strong>de</strong>n Bauernkrieg 241<br />
und die meisten Nummern <strong>de</strong>r Südschwäbischen Nachrichten brachten<br />
regionalhistorische Beiträge.<br />
Heute ist <strong>Oberschwaben</strong> keine <strong>politische</strong> Landschaft mehr, <strong>als</strong><br />
Bewusstseinslandschaft versinkt es in diffusem Nebel. Die bäuerliche Landwirtschaft<br />
wird ‚plan‛-mäßig vernichtet, die Kirchen leeren sich und damit brechen zwei<br />
Grundlagen hiesiger regionaler I<strong>de</strong>ntität weg. Die ländliche Lebenswelt mit ihren<br />
begrenzten Handlungs-, Erfahrungs- und Verständigungsräumen und ihrer sozialen<br />
Kontrolle zerfällt. Mobilität und Medien weiten Kommunikations-, Erfahrungs- und<br />
Handlungsräume ins Grenzenlose trotz aller ‚Globalisierungs‛-Gegentrends.<br />
Kollektive I<strong>de</strong>ntität bedarf <strong>de</strong>r Grenzen, eines <strong>politische</strong>n Rahmens o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Differenzen. Sie wird gestärkt durch einen Gegner. Die Lan<strong>de</strong>s-Bürokratie<br />
Altwürttembergs fällt heute <strong>als</strong> Gegner weitgehend aus, auch wenn es immer wie<strong>de</strong>r<br />
eindrückliche Erfahrungen Stuttgarter Ignoranz und Arroganz gibt. Der konfessionelle<br />
Gegensatz spielt im Zeitalter <strong>de</strong>r Entkirchlichung keine Rolle mehr. Die sog.<br />
Entwicklungsrückstän<strong>de</strong> sind nahezu aufgeholt. Auf die Mahnungen eines<br />
Städtebauers 1957: „Seien Sie froh, wenn sie in Ihrem Bereich noch unterentwickelte<br />
Gebiete haben!“ 242 und die Einsicht Hermann Hesses: „Fortschritt heißt, wie<strong>de</strong>r auf<br />
die Höhe von gestern zu kommen“ hören die Macher nicht. „Sie zerwalten [...]. Sie<br />
reißen das Land auf, legen Betonpisten quer durch Wiesen und Wäl<strong>de</strong>r und dienen<br />
<strong>de</strong>m Fortschritt so sehr, daß man nur noch fortlaufen möchte“ 243 . Noch nicht, aber<br />
immer mehr sieht es in <strong>Oberschwaben</strong> aus wie an<strong>de</strong>rswo. Wer noch än<strong>de</strong>rn möchte,<br />
versucht dies lokal o<strong>de</strong>r gleich worldwi<strong>de</strong>, meist in neuer Innerlichkeit. Hans-Peter<br />
Biege resümiert mehrere „Fehlanzeigen“:<br />
<strong>Oberschwaben</strong> – eine <strong>Region</strong> <strong>als</strong> <strong>politische</strong> Landschaft, … 62/82