Oberschwaben. Eine Region als politische ... - elmarlkuhn.de
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<strong>Oberschwaben</strong> ein Raum mit i<strong>de</strong>ntifizierbaren Werten bleibt, zwischen Gemein<strong>de</strong>,<br />
Kleinregion und Land, Nation, Europa etc., hängt von <strong>de</strong>n Entscheidungen seiner<br />
Bewohner ab.<br />
Wenn klare regionale Interessenlagen fehlen, schafft <strong>de</strong>r „Kulturbetrieb [...] noch am<br />
ehesten ein <strong>Region</strong>albewusstsein“ 249 . Wie klein auch immer, kann Geschichte dazu<br />
einen Beitrag leisten. Im Württemberg <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts spielte „eine nicht<br />
geringe Rolle bei <strong>de</strong>r Integration [...] die Geschichtsschreibung und<br />
Lan<strong>de</strong>sbeschreibung“ 250 . Zuvor hatte schon J. C. Pfister für ganz Schwaben<br />
versprochen: „Gera<strong>de</strong> die Geschichte [könnte] [...] noch Einheit in <strong>de</strong>m Gemäl<strong>de</strong><br />
erhalten“ 251 . Und Otto Feger erwartete von seinen Kollegen und vom Institut für<br />
oberschwäbische Lan<strong>de</strong>skun<strong>de</strong>, bei <strong>de</strong>m er mitwirken sollte:<br />
„Landschaftsbewußtsein <strong>de</strong>r Gegenwart [...] kann u. U. wie<strong>de</strong>r lebendig gemacht<br />
wer<strong>de</strong>n durch historische Studien“ 252 . Die neue Gesellschaft <strong>Oberschwaben</strong> setzt hier<br />
an. Die Beschwörung republikanischer Traditionen, ‚glückhafter Rückständigkeit‛,<br />
‚heiterer Moralität‛ sollen <strong>als</strong> Mo<strong>de</strong>lle für heute ‚fruchtbar‛ gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Geschichte soll hier nicht Selbstzweck bleiben, son<strong>de</strong>rn zur Gestaltung <strong>de</strong>r Politik<br />
ermutigen, vor allem das <strong>Region</strong>albewusstsein för<strong>de</strong>rn. Was das heißen mag, bleibt<br />
unbestimmt, wird nicht diskutiert, die Wege könnten sonst auseinan<strong>de</strong>r gehen. Die<br />
Praxis ist noch beschei<strong>de</strong>n. Die Auflagenzahlen <strong>de</strong>r Buchreihen sind überschaubar,<br />
die <strong>Oberschwaben</strong>tage können sich an Besucherzahlen mit keinem Pop-Event<br />
messen.<br />
„Wir stehen da wie Hinterbliebene. Das oberschwäbische Gefühl [...]. In<br />
<strong>Oberschwaben</strong>, in <strong>de</strong>r Provinz hier, gab es praktisch nie eine wirklich<br />
emanzipatorische Bewegung, eine Bewegung <strong>als</strong>o im Sinne eines gesellschaftlichen<br />
Fortschritts. Alle Bestrebungen waren geschichtlich bisher solche, die auf <strong>de</strong>n<br />
Bestand <strong>de</strong>r Provinz gerichtet blieben. In Ruhe überleben“ 253 . In Ruhe zu überleben,<br />
ist heute viel. Aber Ruhe gibt es nur um <strong>de</strong>n Preis <strong>de</strong>r Unruhe, <strong>de</strong>r tätigen Teilnahme,<br />
Wie<strong>de</strong>r-Einübung von ‚Republikanismus‛. Der Blick in die Geschichte ist immer<br />
selektiv, die Erinnerung an Republikanismus mag <strong>als</strong> Auffor<strong>de</strong>rung zu tätigem<br />
Republikanismus gewertet wer<strong>de</strong>n, damit wir uns in ‚heiterer Moralität‛ weiterhin an<br />
‚glückhafter Rückständigkeit‛ freuen können. Dazu wird es mehr <strong>als</strong> Bücher<br />
brauchen, damit <strong>Oberschwaben</strong> wie<strong>de</strong>r mehr <strong>als</strong> Buchtitel und Tourismusprospekte<br />
schmückt. Auch wenn uns Autor und Sprachklang irritieren: „inmitten <strong>de</strong>s Andranges<br />
<strong>Oberschwaben</strong> – eine <strong>Region</strong> <strong>als</strong> <strong>politische</strong> Landschaft, … 64/82