Oberschwaben. Eine Region als politische ... - elmarlkuhn.de
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Landvogtei. Habsburg versuchte sie <strong>als</strong> angebliche Folgeinstitution <strong>de</strong>s<br />
schwäbischen Herzogtums im 15. und 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt zum Territorium, zum Kern<br />
seines beanspruchten Fürstentums Schwaben auszubauen und die Herren, Prälaten<br />
und Städte <strong>Oberschwaben</strong>s zu ‚Insassen‛ herabzudrücken. Dies gelang vor allem<br />
nicht wegen <strong>de</strong>r Einbindung <strong>de</strong>r laut Gründungsmandat „ohn alles Mittel“ <strong>de</strong>m Reich<br />
zugehörigen Herrschaften in <strong>de</strong>n Schwäbischen Bund 31 , <strong>de</strong>r, gleichzeitig Instrument<br />
habsburgischer Reichspolitik, die Selbständigkeit seiner Mitglie<strong>de</strong>r sicherte. Die<br />
habsburgische Hausmachtpolitik führte die oberschwäbischen Herrschaften im<br />
Wi<strong>de</strong>rstand und <strong>als</strong> Klientelgruppe zusammen, die habsburgische Reichspolitik<br />
sicherte ihr <strong>politische</strong>s Überleben. Der gemeinsame Überlebenskampf und<br />
gemeinsame wirtschafts<strong>politische</strong> Interessen zwangen zu intensivierter Interaktion,<br />
verdichteter Kommunikation und Organisationsansätzen.<br />
Das Heranrücken <strong>de</strong>r großen Territorialkomplexe Württemberg, Bayern,<br />
Eidgenossenschaft und <strong>de</strong>s österreichischen Breisgaus grenzte die <strong>Region</strong> nach<br />
außen ab, wobei die Westflanke offen blieb. <strong>Eine</strong> Binnengrenze bil<strong>de</strong>te die Iller, von<br />
<strong>de</strong>n Ansprüchen <strong>de</strong>r Landvogtei nur knapp übersprungen und Bistumsgrenze<br />
zwischen Konstanz und Augsburg. I<strong>de</strong>ntitätsbil<strong>de</strong>nd oberhalb <strong>de</strong>r lokalen Ebene war<br />
im ‚Diskurs‛ <strong>de</strong>r Fürsten, Ritter, Städte und Humanisten das „Land Schwaben“ 32 .<br />
Schwaben war für sie „normative, verpflichten<strong>de</strong> und legitimieren<strong>de</strong> Größe“ 33 , aber im<br />
Außenbild, zum Teil im Selbstverständnis und zunehmend in <strong>de</strong>r<br />
Interessenkonvergenz und damit in <strong>de</strong>r Binnenkommunikation hatte sich das „Land<br />
zu Schwaben“ verengt auf <strong>de</strong>n Raum im südlichen Schwaben, <strong>de</strong>r „nicht [...] von <strong>de</strong>r<br />
lan<strong>de</strong>sfürstlichen Herrschaftsbildung erfaßt wor<strong>de</strong>n war“ 34 . Der „Name Schwaben<br />
verband sich mit <strong>de</strong>n min<strong>de</strong>rmächtigen Stän<strong>de</strong>n und ihren Einungen“ 35 . Göttmann<br />
beschreibt eine „hierarchisierte regionale I<strong>de</strong>ntität“ auf <strong>de</strong>n zwei Ebenen<br />
Gesamtschwabens und <strong>Oberschwaben</strong>s. Als Letzte fügten sich in diese <strong>politische</strong><br />
Landschaft die Städte ein, nach<strong>de</strong>m ihre Partner südlich <strong>de</strong>s Sees sich <strong>de</strong>r<br />
Eidgenossenschaft zugewandt hatten 36 .<br />
2. Bauernkrieg: Die Revolution für <strong>de</strong>n bündischen Staat<br />
Nach<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Herrschaften in <strong>Oberschwaben</strong> aufgrund ihrer Organisationen<br />
zumin<strong>de</strong>st ein rudimentäres <strong>Region</strong>albewusstsein zugeschrieben wer<strong>de</strong>n kann, stellt<br />
sich die Frage, inwieweit sich auch bei <strong>de</strong>n Untertanen entsprechen<strong>de</strong> Indizien<br />
<strong>Oberschwaben</strong> – eine <strong>Region</strong> <strong>als</strong> <strong>politische</strong> Landschaft, … 9/82