Oberschwaben. Eine Region als politische ... - elmarlkuhn.de
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auswirkt. Die Ostschwaben entwickeln ihre eigene regionale I<strong>de</strong>ntität <strong>als</strong> Schwaben<br />
im bayerischen Staatsverband 103 . Für die badischen Bezirksämter prägt die lange<br />
Zugehörigkeit zum badischen Seekreis (später Großkreis Konstanz) und damit die<br />
Lage im Landschaftsraum <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nseegebiets das Bewusstsein. Die bayerischen<br />
Schwaben und die badischen Bo<strong>de</strong>nseeanwohner verstehen sich nicht mehr <strong>als</strong><br />
<strong>Oberschwaben</strong>, die südlichen Hohenzollern wen<strong>de</strong>n sich erst neuerdings wie<strong>de</strong>r<br />
<strong>Oberschwaben</strong> zu. Als <strong>Oberschwaben</strong> wird fortan nur noch <strong>de</strong>r größere Teil <strong>de</strong>s alten<br />
Kernraums westlich <strong>de</strong>r Iller verstan<strong>de</strong>n, die zehn württembergischen Oberämter<br />
südlich <strong>de</strong>r Donau: Riedlingen, Ehingen, Laupheim, Biberach, Saulgau, Waldsee,<br />
Leutkirch, Wangen, Ravensburg und Tettnang. Damit ist eine völlig neue Situation<br />
entstan<strong>de</strong>n. Auf drei Seiten ist dieses Gebiet jetzt von <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>sgrenze<br />
umschlossen. Im Nor<strong>de</strong>n schließt jetzt zwar keine Lan<strong>de</strong>sgrenze mehr ab, aber es<br />
bleibt die mentale Grenze zu einem Gebiet an<strong>de</strong>rer Konfession, an<strong>de</strong>rer Agrar- und<br />
Gewerbestruktur.<br />
<strong>Oberschwaben</strong> ist kein Gebiet mit unscharfen Grenzen mehr, son<strong>de</strong>rn klar umrissen.<br />
Diese Grenzen begrenzen aber auch <strong>de</strong>n Kommunikations- und Interaktionsraum.<br />
Verbindungen nach Westen und Osten wer<strong>de</strong>n gekappt, nach Sü<strong>de</strong>n bleiben noch<br />
die wirtschaftlichen Verbindungen 104 . Kommunikation und Interaktion wer<strong>de</strong>n nun<br />
nach Nor<strong>de</strong>n, nach Stuttgart ausgerichtet. Entsteht so ein <strong>de</strong>utlicher profilierter<br />
Kommunikations- und I<strong>de</strong>ntitätsraum, so blieb es ihm auf Jahrzehnte versagt, über<br />
die Grenzen <strong>de</strong>r einzelnen neuen Oberämter hinaus regionale<br />
Organisationsstrukturen zu bil<strong>de</strong>n. <strong>Region</strong>albewusstsein wird bis En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rts kaum in Organisationen fassbar, dafür mehr von Meinungsführern<br />
artikuliert. In <strong>de</strong>n ersten Jahrzehnten nach 1800 bleiben solche Äußerungen noch<br />
vereinzelt, erst mit <strong>de</strong>n Erfahrungen von Missachtung und <strong>de</strong>s Sieges <strong>de</strong>s<br />
katholischen Ultramontanismus wächst das regionale Selbstbewusstsein 105 . Von <strong>de</strong>n<br />
Bewohnern wird ihre <strong>Region</strong> nun meist <strong>als</strong> ‚Oberland‛ bezeichnet, auch wenn sich im<br />
internen wie externen Sprachgebrauch daneben nach wie vor ‚<strong>Oberschwaben</strong>‛<br />
hält 106 .<br />
Mit einer „uniformieren<strong>de</strong>n und egalisieren<strong>de</strong>n inneren Staatspolitik“ sucht<br />
Württemberg die neu erworbenen Gebiete, Neu-Württemberg, in seinen um das<br />
Doppelte vergrößerten Staat zu integrieren 107 . Die Verwaltungseinteilung in<br />
65 Oberämter auf <strong>de</strong>r unteren und vier Kreise auf <strong>de</strong>r mittleren Ebene überzieht nach<br />
<strong>Oberschwaben</strong> – eine <strong>Region</strong> <strong>als</strong> <strong>politische</strong> Landschaft, … 33/82