Impuls 2007 - iti-germany.de
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„Europäisch kooperieren und produzieren“<br />
Als ich im Publikum saß, hatte ich <strong>de</strong>n Eindruck,<br />
dass das Blatt sich wen<strong>de</strong>t. Es hat sich noch nicht ganz<br />
gewen<strong>de</strong>t, aber die Einsätze wur<strong>de</strong>n erhöht und das<br />
Klima hat sich gewissermaßen verschärft. In <strong>de</strong>r zweiten<br />
Hälfte <strong>de</strong>r Neunziger haben wir uns stark für die<br />
Anerkennung von kulturellen Netzwerken eingesetzt.<br />
Und ohne hier Namen zu nennen, ich erinnere mich<br />
an einen Funktionär <strong>de</strong>r Generaldirektion X, wie sie genannt<br />
wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r Kultur-Generaldirektion, <strong>de</strong>r liebte es,<br />
bei je<strong>de</strong>r Konferenz zu erwähnen: „Networking is not<br />
working.“<br />
Das hat sich völlig verän<strong>de</strong>rt. Jetzt gibt es nicht nur<br />
ein Budget für Netzwerke in <strong>de</strong>r Generaldirektion für<br />
Bildung und Kultur GL . Netzwerke wer<strong>de</strong>n inzwischen<br />
sogar als einer <strong>de</strong>r Motoren für Europa anerkannt. Ich<br />
erinnere mich, wie mich in <strong>de</strong>n späten Neunzigern eine<br />
Frau anrief und <strong>de</strong>n Tränen nah sagte: „Mary Ann, wie<br />
lange müssen wir noch immer wie<strong>de</strong>r dieselben Argumente<br />
bringen?“ Und ich dachte, vielleicht für immer,<br />
<strong>de</strong>nn die Leute wechseln, die Pol<strong>iti</strong>ker wechseln. Jetzt<br />
aber kann ich sagen, dass es nicht nötig ist, immer wie<strong>de</strong>r<br />
dieselben Argumente zu bringen. Wir haben neue<br />
Argumente, die wir bringen müssen. Ich glaube, dass<br />
<strong>de</strong>r Kulturbereich unbedingt In<strong>iti</strong>ativen wie die, die in<br />
<strong>de</strong>r Mitteilung <strong>de</strong>r EU-Kommission GL vorgeschlagen<br />
wer<strong>de</strong>n, unterstützen sollte. O<strong>de</strong>r auch die I<strong>de</strong>e eines<br />
EU-weiten Mobilitätsfonds.<br />
Aber das be<strong>de</strong>utet nicht, dass wir uns zurücklehnen<br />
und sagen können: Ja, gute I<strong>de</strong>e. Es be<strong>de</strong>utet vielmehr,<br />
dass wir in <strong>de</strong>m beginnen<strong>de</strong>n Dialog und <strong>de</strong>r Diskussion<br />
eine beson<strong>de</strong>re Verantwortung dafür tragen, dass die<br />
Grundlagen, auf <strong>de</strong>nen diese In<strong>iti</strong>ativen gewachsen sind,<br />
beibehalten wer<strong>de</strong>n. Denn natürlich wissen wir alle, dass<br />
im pol<strong>iti</strong>schen Prozess pol<strong>iti</strong>sche und technische Kompromisse<br />
gemacht wer<strong>de</strong>n, und oft passiert am En<strong>de</strong><br />
nicht unbedingt das, was wir zu Anfang gewollt haben.<br />
Wir müssen uns die Resultate ansehen. Was sind die Folgen<br />
<strong>de</strong>r Richtlinien? Wie wirken die Programme?<br />
Ich möchte auch etwas zur Mobilität sagen, was<br />
sich auf <strong>de</strong>n Wechsel <strong>de</strong>s IETM GL von einem europäischen<br />
zu einem internationalen Netzwerk bezieht. Natürlich<br />
ist es im Wesentlichen weiterhin ein europäisches<br />
Netzwerk; 85% seiner Mitglie<strong>de</strong>r kommen aus Europa.<br />
Stellt sich die Frage, warum wir uns 2002 erweitert<br />
Mobilität<br />
haben? Es war klar, dass unsere Mitglie<strong>de</strong>r<br />
international arbeiten, es wäre<br />
daher absurd gewesen, zu sagen, dass<br />
wir uns nur für Europa interessieren. Die Welt wächst<br />
zusammen, wir sind alle miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n. Ich<br />
möchte mich daher entschie<strong>de</strong>n dafür einsetzen, dass<br />
je<strong>de</strong>s Mobilitätsprojekt und je<strong>de</strong>r Mobilitätsfonds auch<br />
Menschen för<strong>de</strong>rt, die von außerhalb <strong>de</strong>r EU nach Europa<br />
kommen wollen. Ich möchte Sie auch bitten, ein<br />
Exemplar unserer Studie „Impediments to Mobility“ GL<br />
mitzunehmen. Lei<strong>de</strong>r haben wir sie nur auf Englisch. Im<br />
letzten Jahr hat Pearle* - die Performing Arts Employers<br />
League of Europe GL - mit vielen Netzwerken zusammengearbeitet<br />
- ITI GL , EFAH GL , IETM GL , ENICPA GL etc. - und<br />
acht Monate lang recherchiert. Wir haben hun<strong>de</strong>rte<br />
von Interviews durchgeführt, persönliche Interviews,<br />
und daraus ist ein Buch entstan<strong>de</strong>n, das die außeror<strong>de</strong>ntlichen<br />
Hin<strong>de</strong>rnisse für Mobilität darlegt. Es geht<br />
nicht nur um die Reiseerlaubnis. Es geht auch um Visa-<br />
Probleme, Probleme geistigen Eigentums, um Steuern<br />
und Sozialversicherung. Die Studie empfiehlt kurz-,<br />
mittel- und langfristige Lösungen. Für mich ist dieses<br />
Buch <strong>de</strong>r Beginn eines Arbeitsprogramms für uns alle.<br />
Viele <strong>de</strong>r Empfehlungen fallen auf die Mitgliedsstaaten<br />
zurück. Aber ist es dann auch ein europäisches Projekt?<br />
Ja. Denn ich stimme mit Xavier Troussard darin überein,<br />
dass sich die Dinge in Europa nur än<strong>de</strong>rn können, wenn<br />
es das gibt, was er „offene Koordinierungsmetho<strong>de</strong> GL “<br />
nennt, wenn die Mitgliedsstaaten, <strong>de</strong>r Kulturbereich,<br />
die EU, die Pol<strong>iti</strong>ker und die Verwaltung alle<br />
zusammenarbeiten, um ein komplementäres System<br />
zu schaffen, das funktioniert und nicht erstarrt.<br />
Mein vierter Punkt ist Vielfalt. Es ist gut zu hören,<br />
dass immer mehr Argumente für Vielfalt gemacht wer<strong>de</strong>n,<br />
aber ich <strong>de</strong>nke, dass wir dieses Wort in all seinen<br />
Be<strong>de</strong>utungen abstecken sollten. Das be<strong>de</strong>utet auch,<br />
dafür Sorge zu tragen, dass wir vielfältige Arten von<br />
För<strong>de</strong>rung bewahren. Es muss auf vielen Ebenen För<strong>de</strong>rungen<br />
geben: kleine Fonds, große, lokale, nationale,<br />
europäische; private Stiftungen<br />
etc. Ich habe das Gefühl, dass Kulturför<strong>de</strong>rung<br />
es eine Ten<strong>de</strong>nz zu etwas gibt,<br />
das manchmal Größenvorteil genannt wird. Das bringt<br />
so etwas wie <strong>de</strong>n Microsoft-Effekt mit sich. Statt einer<br />
Vielfalt <strong>de</strong>r Quellen gibt es immer mehr Quellen mit<br />
<strong>de</strong>n gleichen Prioritäten, die von <strong>de</strong>nselben Leuten ausgewählt<br />
wer<strong>de</strong>n. Ich <strong>de</strong>nke, dass wir eine Differenzierung<br />
verschie<strong>de</strong>ner Arten von För<strong>de</strong>rung für unsere<br />
Projekte haben sollten. Thomas Lehmen hat vorhin<br />
schon ein bisschen darüber gere<strong>de</strong>t: Es gibt verschie<strong>de</strong>ne<br />
Größenordnungen von Projekten für verschie<strong>de</strong>ne<br />
Größenordnungen von Organisationen.<br />
IETM GL als Netzwerk wür<strong>de</strong> nie ein Projekt durchführen,<br />
das im Wettbewerb mit seinen Mitglie<strong>de</strong>rn stün<strong>de</strong>.<br />
Das wür<strong>de</strong> das Netzwerk vernichten. „Impediments to<br />
Mobility GL “ war eine Art groß angelegtes Projekt von<br />
uns, das hoffentlich allen Mitglie<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>m kulturellen<br />
Sektor selbst nützlich sein wird. Es muss also<br />
verschie<strong>de</strong>ne Arten von Projekten und Differenzierung<br />
zwischen ihnen geben.<br />
Ich bin auch sehr an etwas interessiert, das ich „Nähe<br />
<strong>de</strong>r Auswahl“ nenne. Das be<strong>de</strong>utet, wenn es Fonds gibt,<br />
die mit hohem Aufwand För<strong>de</strong>rung betreiben, dann<br />
sollte genauso viel Aufwand bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>r Auswählen<strong>de</strong>n<br />
betrieben wer<strong>de</strong>n. Wer trifft letzten En<strong>de</strong>s die<br />
Entscheidung? Wer sitzt in <strong>de</strong>n Auswahlgremien?<br />
Ich <strong>de</strong>nke auch, dass wir über Flexibilität nach<strong>de</strong>nken<br />
müssen. Ich gebe Ihnen heute viele Schlagworte,<br />
die für mich wichtig sind.<br />
Flexibilität: In <strong>de</strong>n Jahren, in <strong>de</strong>nen ich jetzt hier<br />
bin, habe ich gesehen, dass je<strong>de</strong> Generation an<strong>de</strong>re<br />
Bedürfnisse hat. Ich bin sicher, dass viele von Ihnen<br />
die gleichen Verän<strong>de</strong>rungen beobachtet haben. Der<br />
Kultursektor verän<strong>de</strong>rt sich, die nächste Generation<br />
kommt nach, hat an<strong>de</strong>re Bedürfnisse, ist natürlich an<br />
an<strong>de</strong>ren Dingen interessiert. Dies müssen wir in allem,<br />
was wir unternehmen, schützen. Dazu<br />
gehören auch die Unterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kulturpol<strong>iti</strong>k<br />
Kulturen, und zwar nicht nur <strong>de</strong>rjenigen<br />
Kulturen, die sehr weit weg von uns zu sein scheinen,<br />
son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>r Kulturen innerhalb unserer eigenen<br />
Grenzen und innerhalb <strong>de</strong>r EU-Grenzen.<br />
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