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Impuls 2007 - iti-germany.de

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„Europäisch kooperieren und produzieren“<br />

Milz:<br />

Es ist ja auch nicht nur die Kreativität, die darunter<br />

lei<strong>de</strong>t, es ist vor allen Dingen auch das Verhältnis <strong>de</strong>s<br />

Publikums zu seiner Kultur. Das sehen wir in <strong>de</strong>n Spar<strong>de</strong>batten<br />

<strong>de</strong>r kleineren Stadt- und Staatstheater genauso<br />

wie in <strong>de</strong>n Schließungsdiskussionen. Klaus Zehelein,<br />

Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Deutschen Bühnenvereins, hat gera<strong>de</strong> in<br />

einem unterstützen<strong>de</strong>n Interview für das Theaterhaus<br />

Stuttgart, das auch sehr stark unter Geldmangel lei<strong>de</strong>t,<br />

gesagt, die ersten Äußerungen <strong>de</strong>s Menschen waren<br />

die Höhlenmalereien von Lascaux und nicht die Erfindung<br />

<strong>de</strong>r Buchhaltung. Kultur muss einfach fest verankert<br />

wer<strong>de</strong>n, wir brauchen ein ganz an<strong>de</strong>res Selbstverständnis,<br />

was die Notwendigkeit <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung<br />

von Kunst und Kultur angeht. Das erfor<strong>de</strong>rt auch eine<br />

an<strong>de</strong>re Kommunikation mit <strong>de</strong>n Verantwortlichen <strong>de</strong>r<br />

Pol<strong>iti</strong>k, die heute wahrscheinlich oft eine bestimmte Sozialisation<br />

nicht mehr selbstverständlich erlebt haben.<br />

Georg Schwarz, ich wür<strong>de</strong> gern zu Ihnen übergehen,<br />

möchte dabei jedoch die Frage von Gut und Böse und<br />

ob es richtig ist, dass ein unternehmerisches Engagement<br />

inhaltliche Vorgaben macht, ausklammern. Ich<br />

möchte fragen, wie es Ihnen gelingt, über Instrumente<br />

wie <strong>de</strong>n Beirat und das Kuratorium am Puls <strong>de</strong>r Zeit zu<br />

bleiben. Wie schaffen Sie es, aktuelle Trends aufzuspüren<br />

und in Kontakt mit <strong>de</strong>r Szene zu kommen?<br />

Schwarz:<br />

Die Gremienstruktur wur<strong>de</strong> zur Gründung <strong>de</strong>r Stiftung<br />

von <strong>de</strong>n verantwortlichen Herren, <strong>de</strong>n Vorstän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Allianz, festgelegt. Das Kuratorium berät <strong>de</strong>n Stif-<br />

Rolle <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rer<br />

Bsp. Allianz Kulturstiftung<br />

tungsrat und empfiehlt diesem<br />

Projekte ein, wie ich fin<strong>de</strong>,<br />

sehr intelligentes System.<br />

Seit Gründung <strong>de</strong>r Stiftung haben sich die Organe, die<br />

Gremien verän<strong>de</strong>rt. Wir haben immer versucht, das<br />

Kuratorium so lebendig, so europäisch, so interdisziplinär<br />

wie möglich zu halten, da uns das die Möglichkeit<br />

bietet, durch ausgewählte Persönlichkeiten aus <strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>nen kulturellen Sparten <strong>de</strong>n Kontakt direkt<br />

zum Publikum und zu <strong>de</strong>n Kulturschaffen<strong>de</strong>n zu<br />

halten. Ich möchte jetzt nicht explizit Namen nennen,<br />

aber es sind teilweise wirklich hochkarätige Leute, die<br />

für uns die Antennen darstellen und uns ein kontinuierliches<br />

Feedback über aktuelle Entwicklungen, Freiräume<br />

und Vakuen geben. Das könnten wir in München mit<br />

einem so kleinen personellen Aufgebot natürlich nicht<br />

allein leisten. Durch das Zusammenspiel <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

Organe, also Kuratorium und Stiftungsrat, entsteht ein<br />

think tank, <strong>de</strong>r sehr konstruktive I<strong>de</strong>en und Konzepte<br />

auf <strong>de</strong>n Weg bringt. Unser Prinzip ist es, kulturelle Begegnungen,<br />

Momente in einem kulturellen Europa<br />

zu schaffen, zu ermöglichen und zu för<strong>de</strong>rn. Wir sprechen<br />

wirklich von einem kulturellen Europa, für das wir<br />

offen sind. Daher sind wir auch an <strong>de</strong>n Grenzbereichen<br />

aktiv. Wir haben ein großes Projekt, „European Bor<strong>de</strong>rlands“,<br />

in das wir auf Literaturebene zum Beispiel<br />

die Ukraine und die Republik Moldau mit einbeziehen,<br />

weil wir festgestellt haben, dass nach <strong>de</strong>n pol<strong>iti</strong>schen<br />

Ereignissen von 1989 die Ost-Ost-Verbindungen immer<br />

mehr auseinan<strong>de</strong>r gebrochen sind. Wir fin<strong>de</strong>n, dass es<br />

gera<strong>de</strong> da ein großes Potenzial gibt, und es ist eine<br />

wichtige Aufgabe, diese Verbindungen neu aufleben zu<br />

lassen, weiter zu befruchten und im I<strong>de</strong>alfall dann über<br />

an<strong>de</strong>re internationale Kontakte auszubauen.<br />

Für mich ist es wirklich spannend, hier zu sein. Ich<br />

habe mit großem Interesse Ihre praktischen Fallbeispiele,<br />

I<strong>de</strong>en und Einwän<strong>de</strong> zur Kenntnis genommen.<br />

Und ich appelliere an Sie,<br />

um das mal von <strong>de</strong>r Seite<br />

zu spiegeln, die die Anträge<br />

von Ihnen erhält, pflegen<br />

Kommunikation<br />

zwischen Künstlern<br />

und För<strong>de</strong>rern<br />

Sie einen transparenten Kommunikationsmodus, gehen<br />

Sie auf För<strong>de</strong>rer, Stifter und potenzielle Unterstützer<br />

zu. Ich spreche jetzt für uns, für die Allianz Kulturstiftung<br />

GL , aber ich <strong>de</strong>nke, dass viele an<strong>de</strong>re Kollegen,<br />

sei es in <strong>de</strong>r Verwaltung, in <strong>de</strong>r öffentlichen Hand, da<br />

ebenfalls grundsätzlich aufgeschlossen sind. Man muss<br />

<strong>de</strong>nen einfach in einem gesun<strong>de</strong>n zeitlichen Vorlauf<br />

von 2 o<strong>de</strong>r 3 Jahren die Sachlage schil<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>n<br />

Sachstand für ein Projekt XY beschreiben. Ich habe bei<br />

uns immer feststellen können, dass es eine grundsätzliche<br />

Offenheit gibt. Natürlich muss man auch Regularien<br />

beachten, manchmal funktioniert es nicht ganz<br />

so, aber grundsätzlich besteht eine Offenheit, alles zu<br />

besprechen und oft fin<strong>de</strong>t sich auch eine Lösung. Ich<br />

<strong>de</strong>nke, dass sich bestimmte Fragestellungen, die Ihnen<br />

als Kulturschaffen<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Planung, in <strong>de</strong>r Konzeption,<br />

Angst machen, auf diese Art beiseite schieben lassen,<br />

so dass Sie sich auf <strong>de</strong>n kreativen Prozess konzentrieren<br />

können.<br />

Und noch ein Appell: Unterschätzen Sie nicht die<br />

Verwaltungsbeamten. Es ist nicht so, dass wir, ich<br />

spreche jetzt in <strong>de</strong>r Wir-Form, unbedingt Ergebnisse<br />

einfor<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r kontrollieren wollen, wie das Projekt<br />

verlaufen ist. Es interessiert uns einfach, was in <strong>de</strong>m<br />

Projektzeitraum geschehen ist, wie viele Leute gekommen<br />

sind, ob es ein pos<strong>iti</strong>ves o<strong>de</strong>r negatives Feedback<br />

gab. Gab es Fehler, gab es ungewöhnliche Ereignisse?<br />

Das soll überhaupt nicht als Kontrolle o<strong>de</strong>r grundsätzliche<br />

Zwangsevaluation dargestellt wer<strong>de</strong>n, obwohl es<br />

manchmal so ankommt, das gebe ich auch zu. Es ist<br />

vielmehr ein grundsätzliches Interesse an Ihren Projekten,<br />

I<strong>de</strong>en und Konzepten. Trauen Sie <strong>de</strong>n Leuten<br />

auch zu, dass sie sich damit auseinan<strong>de</strong>rsetzen. Ich<br />

<strong>de</strong>nke, auf dieser Ebene lässt sich viel mehr bewegen,<br />

als man manchmal meint.<br />

Milz:<br />

Sie betreuen bei <strong>de</strong>r Stiftung die jungen Künstler<br />

und Forscher über die För<strong>de</strong>rung hinaus, in<strong>de</strong>m Sie<br />

unter an<strong>de</strong>rem durch die Alumni-Struktur bei <strong>de</strong>r Europäischen<br />

Aka<strong>de</strong>mie weiterhin einen Input zur Arbeit<br />

geben. Ich fin<strong>de</strong> das einen sehr interessanten Aspekt,<br />

da es so eine Kontinuität in <strong>de</strong>r Weiterarbeit mit jungen<br />

Künstlern gibt, die in Projekte eingebun<strong>de</strong>n waren.<br />

Schwarz:<br />

Korrekt. Zu Beginn <strong>de</strong>r Stiftungsgründung hatten<br />

wir uns die Prämisse gesetzt, ein grundsätzliches<br />

Alumni-Netzwerk zu grün<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m wir alle herausragen<strong>de</strong>n<br />

Akteure, alle geför<strong>de</strong>rten Künstler etc. in einem<br />

Netzwerk zusammenfassen wollten. Wir mussten das<br />

mittlerweile ein bisschen revidieren, weil es einfach<br />

zu schwierig ist, die verschie<strong>de</strong>nen Interessenslagen<br />

und Fragestellungen miteinan<strong>de</strong>r zu vereinbaren. Im<br />

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